- Ireniker
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Der Begriff Irenik (auch Irenismus von griech. εἰρήνη, eirene, "Friede") entstammt der theologischen Aufarbeitung der Konfessionskonflikte der Frühen Neuzeit.
Dem Gedanken nach schon länger präsent, erscheint der Begriff erstmals im Titel einer 1593 publizierten Schrift des reformierten Theologen Franciscus Junius (1545-1602). In scharfer Kritik an den gewaltsam ausgetragenen Religionskriegen betont Junius den friedensstiftenden Charakter des christlichen Glaubens und weist jegliche Form von religiös begründeter Gewalt ebenso zurück wie die scharfe Polemik, mit der viele Theologen die jeweils anderen Konfessionen überzogen.
Grundanliegen der Ireniker ist, sich auf das gemeinsame Fundament des christlichen Glaubens zu besinnen und von dort ausgehend in einen offenen Diskurs über die Unterschiede zu treten. Neben dem "Eirenicum" des Franciscus Junius ist das 1614 publizierte "Irenicum" des David Pareus (1548-1622) bekannt geworden.
Gegenbegriffe zu Irenik sind Polemik (bei Pareus) und Zelotismus (im sog. Synkretistischen Streit). Den Irenikern war an gelingender Kommunikation zwischen den Konfessionen (lutherisch, reformiert, katholisch) gelegen, ohne grundlegende Glaubensnormen aufgeben zu müssen. Sie stehen somit in der Mitte zwischen Dogmatismus einerseits und Relativismus andererseits.
Schulrichtungen
In der Theologie werden mit dem Wort verschiedene Theologen und Schulrichtungen bezeichnet.
- Theologen der Nachreformationszeit, die die Kirchenspaltung durch Dialog zu verhindern bzw. rückgängig zu machen versuchten. Die namhaftesten Vertreter sind Franciscus Junius und David Pareus auf reformierter Seite und Georg Calixt auf lutherischer Seite. Insbesondere von Lutheranern gab es heftigen Widerstand gegen irenische Initiativen.
- Vertreter einer postmodernen Orthodoxie, die sich theologisch auf den Consensus Ecclesiae beziehen, den noch ungeteilten Glauben der Alten Kirche, unter Betonung der ökumenischen Konzilien bis Chalcedon und der Lehren der vier großen Kirchenlehrer des Ostens (Athanasius, Basilius, Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomos) und des Westens (Ambrosius, Augustinus, Hieronymus, Gregor I.), die in der Ökumene rezipiert wurden. Diese Haltung findet sich insbesondere in der anglikanischen und methodistischen Kirche. Einer der bekanntesten Vertreter ist Thomas C. Oden.
- In der römisch-katholischen Kirche wurde der Begriff insbesondere von jenen gebraucht, die in der Irenik eine Gefahr für die Lehre sahen, beispielsweise in der Enzyklika "Humani Generis" von Papst Pius XII., und hatte dann einen negativen Beiklang, insbesondere im Modernismusstreit.
- Eine weitere Richtung der Irenik, die besonders in der ökumenischen Bewegung vertreten ist, will die Unterschiede zwischen den christlichen Kirchen nur noch als traditionsbedingte Zufälligkeiten ohne Relevanz für die Wahrheitsfrage ansehen.
Heute ist das Wort Irenik durch Begriffe wie Dialog, Konsenssuche und ökumenischer Geist fast völlig verdrängt.
Ungebräuchlich war der Begriff schon immer für die entsprechende Diskussion in nicht-christlichen Religionen und die Diskussion zwischen Kirchen und Atheisten.
Weitere bekannte Ireniker
Literatur
- Wilhelm Holtmann, Art. Irenik, in: Theologische Realenzyklopädie 16 (1984), 268-273.
- Hans-Joachim Müller, Irenik als Kommunikationsreform. Das Colloquium Charitativum von Thorn 1645, Göttingen 2004.
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