- Kirchenlehrer
-
Einige Theologen werden als Kirchenlehrer (lateinisch doctores ecclesiae) bezeichnet, da sie einen eminenten Einfluss auf die Theologie der christlichen Kirche haben. Mit dem Titel Kirchenlehrer wurden nur wenige besonders bedeutende Theologen bezeichnet; in älterer Zeit und bis heute in den Ostkirchen geschah dies relativ spontan, in der Westkirche wird die Erhebung zum Kirchenlehrer formell ausgesprochen. Im Gegensatz zum Kirchenlehrer werden frühchristliche Schriftsteller bis etwa zum 6. Jahrhundert als Kirchenvater bezeichnet.
Die acht Kirchenlehrer der Ost- und der Westkirche werden von beiden Kirchen als Kirchenlehrer bezeichnet. Die römisch-katholische Kirche hat nach der Reformationszeit den Titel Kirchenlehrer eigens definiert und ihn auch Theologen späterer Jahrhunderte verliehen.
Inhaltsverzeichnis
Kirchenlehrer der Ostkirche und der lateinischen Kirche
In der lateinischen Kirche waren ursprünglich Hieronymus, Ambrosius von Mailand, Augustinus von Hippo und Papst Gregor der Große Kirchenlehrer.
Im Osten gab es ursprünglich drei Kirchenlehrer, Johannes Chrysostomos, Basilius von Caesarea und Gregor von Nazianz, denen in der orthodoxen Kirche das Fest der Drei Hierarchen am 30. Januar gewidmet ist. Später wurde analog zu den vier Kirchenlehrern der Westkirche noch Athanasius von Alexandria hinzugefügt.
In der orthodoxen Kirche ist der Begriff des Kirchenlehrers nicht genau bestimmt. Allerdings kann man wohl Gregor von Nyssa, Papst Leo den Großen, Maximus den Bekenner, Johannes von Damaskus, Symeon den Neuen Theologen, Gregorios Palamas und Markus von Ephesus ziemlich unstrittig dazu zählen.
Die katholische Kirche hat die Bedingungen für den Titel ausgeführt – orthodoxa doctrina (Rechtgläubigkeit, aber nicht Irrtumslosigkeit), eminens doctrina (herausragende Lehre), insignis vitae sanctitas (ein hoher Grad von Heiligkeit), ecclesiae declaratio (offizielle Erhebung zum Kirchenlehrer durch die Kirche) – und vom 17. Jahrhundert an weitere Kirchenlehrer hinzugefügt. Unter den Kirchenlehrern der römisch-katholischen Kirche sind auch drei Frauen: Katharina von Siena, Teresa von Ávila und Thérèse von Lisieux. Am 20. August 2011 gab Papst Benedikt XVI. im Rahmen des Weltjugendtages in Madrid bei einer Heiligen Messe bekannt, Johannes von Avila in Kürze zum Kirchenlehrer erheben zu wollen.
Der Titel wird durch die Heiligsprechungskongregation verliehen und vom Papst genehmigt, nachdem die Schriften des Heiligen durch die Glaubenskongregation sorgfältig geprüft wurden.[1] Es handelt sich dabei nicht um eine (unfehlbare) Entscheidung ex cathedra, und es wird dadurch nicht erklärt, dass es in den Schriften des Kirchenlehrers keinen Irrtum gibt. Es ist im Gegenteil bekannt, dass auch die größten Kirchenlehrer nicht völlig frei von Irrtümern sind.
Vollständige Liste der katholischen Kirchenlehrer (33 Heilige)
- Albertus Magnus (um 1200–1280), deutscher Universalgelehrter
- Alfons Maria di Liguori (1696–1787), italienischer Jurist, Bischof und Ordensgründer
- Ambrosius von Mailand (um 340–397), Bischof von Mailand
- Anselm von Canterbury (um 1033–1109), Erzbischof von Canterbury, Begründer der Scholastik
- Antonius von Padua (1195–1231), portugiesischer Franziskaner, Prediger
- Athanasius der Große (um 298–373), Bischof von Alexandria
- Augustinus von Hippo (354–430), Bischof von Hippo
- Basilius von Caesarea (um 330–379), Bischof von Cäsarea
- Beda Venerabilis (um 673–735), englischer Benediktiner, Geschichtsschreiber
- Bernhard von Clairvaux (um 1090–1153), französischer Zisterzienser, Mystiker
- Ephraem der Syrer (um 306–373), Einsiedler
- Franz von Sales (1567–1622), französischer Ordensgründer, Mystiker
- Gregor der Große (um 540–604), Papst
- Gregor von Nazianz (um 329–390), Patriarch von Konstantinopel
- Hieronymus (347–420), Bibelübersetzer
- Hilarius von Poitiers (um 315–367), Bischof von Poitiers
- Isidor von Sevilla (um 560–636), Bischof von Sevilla
- Johannes Bonaventura (1221–1274), Franziskaner, Bischof von Albano
- Johannes Chrysostomos (344/349–407), Erzbischof von Konstantinopel
- Johannes vom Kreuz (1542–1591), spanischer Karmelit und Mystiker, Ordensgründer
- Johannes von Damaskus (um 650–749), orthodoxer Mönch, Dogmatiker
- Katharina von Siena (1347–1380), italienische Mystikerin
- Kyrill von Alexandria (um 375/380–444), Patriarch von Alexandria
- Kyrill von Jerusalem (um 315–386), Bischof von Jerusalem
- Laurentius von Brindisi (1559–1619), italienischer Kapuziner
- Leo der Große (um 400–461), Papst
- Petrus Canisius (1521–1597), erster deutscher Jesuit
- Petrus Chrysologus (um 380–451), Bischof von Ravenna
- Petrus Damiani (um 1006–1072), italienischer Bischof
- Robert Bellarmin (1542–1621), italienischer Jesuit
- Teresa von Ávila (1515–1582), spanische Karmelitin, Mystikerin, Ordensgründerin
- Thérèse von Lisieux (1873–1897), französische Karmelitin
- Thomas von Aquin (um 1225–1274), italienischer Dominikaner, Hauptvertreter der Scholastik
Literatur
- Ferdinand Holböck: Die 33 Kirchenlehrer, Stein am Rhein 2003. ISBN 3717111078
Einzelnachweise
- ↑ Geregelt ist dies in der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus, 28. Juni 1988, Art. 73.
Kategorien:- Kirchenlehrer
- Liste (Personen des Christentums)
Wikimedia Foundation.