- Ivar Ragnarsson
-
Ivar(r) Ragnarsson (* um 794; † 872 oder 873 [1] in Dublin) genannt Ivar der Knochenlose (Altnordisch: Ívarr inn beinlausi), war ein Anführer der Wikinger, der an der Eroberung des Danelag beteiligt war.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Ivar Ragnarsson war der älteste Sohn des legendären nordischen Kriegers und Helden Ragnar Lodbrok. Der Saga folgend war seine Mutter Aslaug. Gemeinsam mit seinen Brüdern Halfdan und Ubba landete er 855 in England und wurde später (865) gemeinsam mit ihnen zum Anführer des Großen Heidnischen Heeres der Dänen. Diese Armee eroberte nicht nur das Danelag, sondern versuchte ganz England zu unterwerfen, scheiterte allerdings an Alfred dem Großen von Wessex.
Weitere Brüder Ivars waren Sigurðr ormr í auga (Schlangenauge,[2]) Ragnarsson, Bjørn Járnsiða Ragnarsson, Rathbarth Ragnarsson, Dunyat Ragnarsson, Agnar Ragnarsson, Regnald Ragnarsson, Eirik Vindhatt Ragnarsson und Fridleiv Ragnarsson. Neben Ivar werden nur Ubba und Halfdan in der angelsächsischen Chronik erwähnt; nur deren Existenz ist daher einigermaßen gesichert.
Legende
In Ragnars saga lodbrokar wird als Hintergrund für die Knochenlosigkeit über einen Fluch erzählt, der über ihn kam, weil sein Vater die drei Tage Enthaltsamkeit nach der Hochzeit mit Aslaug nicht einhalten wollte.[3]
Ebendort wird berichtet, dass Ivar anordnete seinen Leichnam an der englischen Küste zu begraben. So lange seine Knochen diese Küste schützten, würde es keinem Feind mehr gelingen das Land von See aus zu erobern. Die Saga erzählt weiter, dass diese Prophezeiung hielt und erst durch Wilhelm den Eroberer aufgehoben wurde, der zu Ivars Grabhügel gegangen sei und den unverwesten Leichnam fand. Wilhelm habe den Leichnam verbrennen lassen und so die Grundlage für seine Eroberung Englands geschaffen. [4]
Der Beiname
Unter Historikern ist der Hintergrund für den Beinamen der Knochenlose umstritten. Dazu existieren folgende Theorien:
- Der Wissenschaftler McTurk weist im Zusammenhang mit dem Beinamen darauf hin, dass Ivars vermeintliches Gebrechen wahrscheinlich auf einem Missverständnis des unbekannten Sagaschreibers beruht: Demnach wurde das lateinische Adjektiv „exosus“ mit der Bedeutung „abscheulich, widerwärtig“ durch falsches Lesen oder Abschreiben zu „exos“, also „schlangenähnlich“. Von Ivars angeblicher Schlangenähnlichkeit wurde auf Knochenlosigkeit geschlossen, während tatsächlich seine besondere Grausamkeit gemeint war. Diese Theorie wird von Ivars in den Quellen als besonders brutal beschriebene Ermordung des Königs Edmund von Ostanglien [5] unterstrichen. Die Sage berichtet ebenfalls, dass Ivar dem northumbrischen König Ælle als Vergeltung für die Tötung seines Vaters einen Blutaar schnitzen ließ.
- 1949 veröffentlichte der Däne Knud Stakemann Seedorff in seiner Dissertation eine Studie über Osteogenesis imperfecta (umgangssprachlich als Glasknochenkrankheit bekannt), in der er Ivar als einzig historische Persönlichkeit mit dieser Krankheit nennt. Er weist darauf hin, dass über Ivar berichtet wird, dass seine Beine so schwach waren, dass er auf einem Schild getragen werden musste. In einer 2003 entstandenen Dokumentation von Channel 4 griff Nabil Shaban das Thema erneut auf.[6]
- Demgegenüber steht eine andere Interpretation, die den Namen und das Tragen auf dem Schild auf schwere Beinverletzungen in einer Schlacht zurückführen. Die Befürworter dieser These argumentieren, dass bei den Wikingern ein Kind mit einer derartig starken Einschränkung ertränkt worden wäre und dass über den besonders kräftigen Oberkörper von Ivar berichtet wird, was im Widerspruch zu dieser These stünde.
- Eine weitere Deutung geht dahin, dass Ivar asexual war. Dies stützt sich auf die These, dass knochenlos als Euphemismus für Impotenz verwendet wurde und Ivar kinderlos blieb.
Verarbeitungen
Bernard Cornwell hat die Geschichte um die Ragnarsöhne Halfdan, Ubba und Ivar und den dänischen Versuch, England zu unterwerfen, in seiner Buchserie „The Saxon Stories“ verarbeitet. Weiter verwendet Harry Harrison die Geschichte um die Ragnarsson-Brüder in seiner Trilogie „Hammer und Kreuz“ (englischer Originaltitel: „The Hammer and the Cross“). Nancy Farmers Kinderroman Drachenmeer (englisch: The Sea of Trolls) beschreibt einen König Ivar, der nur hinter seinem Rücken als Ivar der Knochenlose bezeichnet wird.
Im Jahre 1958 entstandenen Film Die Wikinger verkörpert Kirk Douglas die Rolle des Einar, die Ivar nachempfunden ist, in der 1989 entstandenen Komödie Erik, der Wikinger verkörpert John Gordon Sinclair die Rolle eines Ivar der Knochenlose.
Die Möbelkette Ikea hat eines ihrer meistverkauften Produkte, ein Regal, nach dem Dänen benannt.
Quellen und Anmerkungen
- ↑ Reinhard Barth: Taschenlexikon Wikinger, München, Piper Verlag, 2002 (Eintrag „Ivar der Knochenlose“, Seite 111) – hier wird als Todesdatum das Jahr 873 angegeben
- ↑ weil die Pupille seines linken Auges von einem Ouroboros umgeben gewesen sein soll
- ↑ Historyfiles
- ↑ „The Vikings“, Frank. R. Donovan, Sir Thomas D. Kendrick; Horizan Caravel Books, Fourth Edition, American Heritage Publishing Co.: New York, 1964, LCC# 64-17106, pp. 44-45; 145, 148.
- ↑ Reinhard Barth: Taschenlexikon Wikinger, München, Piper Verlag, 2002 (Eintrag „Ivar der Knochenlose“, Seite 112)
- ↑ Channel 4
Wikimedia Foundation.