J. Wagner

J. Wagner
J. Wagner GmbH
Unternehmensform GmbH
Gründung 1947
Unternehmenssitz Markdorf, Deutschland
Unternehmensleitung
  • Thorsten Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung
  • Bruno Niemeyer, Geschäftsführer
  • Hubert Riek, Geschäftsführer
Mitarbeiter ca. 1.700 in der WAGNER-Gruppe
Umsatz knapp 400 Mio. EUR in der Gruppe (Gj. 2006/07)
Branche Maschinenbau
Produkte

Geräten und Anlagen im Bereich Oberflächentechnologie und Farbauftrag

Website

www.wagner-group.com

J. Wagner GmbH ist ein 1947 in Friedrichshafen, Ortsteil Fischbach, gegründetes Unternehmen im Bereich Oberflächentechnologie für die Anwendungsgebiete im Heimwerkerbereich, den Handwerksbetrieben und der Industrie. Wagner ist marktführender Hersteller von technologisch hochwertigen Geräten und Anlagen zum Auftragen von Nass- und Pulverlacken, Farben und anderen flüssigen Materialien auf Oberflächen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Unternehmen wurde von Josef Wagner, der 1907 in Hausen bei Augsburg geboren wurde, 1947 als Vertriebsgesellschaft gegründet, nachdem Wagner nach dem Krieg mit reparierten Werkzeugmaschinen und sonstigem Handwerksbedarf, u. a. auch Kämme gehandelt hatte. 1953 wurde die erste kompressorlose Farbspritzpistole auf den Markt gebracht. Die Luft zum Zerstäuben der Farbe wurde durch einen elektromagnetisch betriebenen Schwingkolben in der Spritzpistole selbst erzeugt. Dieses Prinzip hat Wagner immer weiter verfeinert.

1954 wurde mit 57 Mitarbeitern eine Serienfertigung aufgenommen und weitere Geräte entwickelt, wie auch Fettpressen. 1959 entsteht ein Komplex mit Fabrikationshalle, Werkstätten, Büros und auch Wohnungen für Mitarbeiter im Ortsteil Fischbach von Friedrichshafen. Das Unternehmen wächst weiter und wird zum Weltmarktführer für luftlose Farbspritz- und Beschichtungsanlagen. 1977 erhält Wagner das Bundesverdienstkreuz.

Im Jahr 1981 wurde das Unternehmen, nunmehr mit 1200 Mitarbeitern, in eine neu gebaute Fabrikanlage mit künstlerisch gestaltetem Verwaltungsbau, Fertigungsanlagen und markanten Hochregallager nach Markdorf in der Nachbarschaft von Friedrichshafen verlegt, wobei Zweigbetriebe, Niederlassungen und Vertretungen in aller Welt entstanden waren und weiter entstehen. Erst 1986 zieht sich Wagner aus der Geschäftsführung zurück. Er stirbt 1987 durch Suizid.

2005 wird ein System zum nebelfreien Spritzen an Fassaden entwickelt und besonders im Handwerksbereich eingeführt, das auch in vereinfachter Form für den Hausgebrauch angeboten wird. U. a. liefert Wagner auch Solarleuchten für den professionellen Einsatz.

Das Unternehmen ist Weltmarktführer für die Lackierung innerhalb der Fertigungsstrassen im Automobilbau, wobei komplette Transferstrassenmodule geliefert werden, bietet aber auch weiterhin Systeme für den Handwerks- und Heimwerkerbereich an.

Die Marke Wagner ist mit ihren Tochtergesellschaften und Vertretungen in über 50 Ländern zu Hause:

  • 1.700 Mitarbeiter weltweit
  • 19 operative Unternehmen
  • 50 internationale Handelsvertretungen

Josef-Wagner-Stiftung

Josef Wagner und seine Frau blieben kinderlos. Er gründete bereits 1972 eine gemeinnützige Stiftung, um sicherzustellen, dass sein Lebenswerk in seinem Sinne fortgesetzt wird. Schrittweise übertrug er bis 1986 seine Unternehmensanteile an die Josef-Wagner-Stiftung in Friedrichshafen und setzte sie als Alleinerbin ein. 1975 entstand die Josef-Wagner-Stiftung in der Schweiz, als in Altstätten eine weitere Produktionsanlage errichtet wurde. Beide Stiftungen verfolgen ausschließlich gemeinnützige Zwecke. Sie unterstützen:

  • bedürftige Personen und Familien sowie Kindergärten, Wohn-, Alten- und Pflegeheime im Umfeld der WAGNER-Betriebsstätten in Deutschland und der Schweiz
  • begabte Studenten und Auszubildende
  • andere gemeinnützige Einrichtungen, die ähnliche Zwecke verfolgen.

Beide Stiftungen sind heute alleiniger Eigentümer der in einer Holding zusammengefassten Unternehmen der WAGNER-Gruppe.

Wagner Helicopter Technik

Josef Wagner hatte im Krieg bei der Fa. Messerschmitt gearbeitet und entwickelte um 1960 die Idee eines leichten und einfachen Hubschraubers mit wesentlicher Reduzierung des technischen Aufwandes ohne Getriebe und Heckrotor. Wagner gründete eine Entwicklungsabteilung als Tochterunternehmen innerhalb seines Betriebes und entwickelte einen Koaxialrotor mit integrierten, selbst entwickelten, 3 Zylinder 2 Takt Sternumlaufmotor mit 3,9 Liter Hubraum als Langhuber. Dieser Umlaufmotor mit einer Drehzahl von 1800 U/min bildete quasi den Rotorkopf des unteren dreiblättrigen Rotors mit nur 5,2 m Durchmesser. An den umlaufenden Zylindern waren die Rotorblätter angeflanscht. Über einen Zahnradsatz wurde der obere Rotor dann gegenläufig ebenfalls von diesem Motor angetrieben. Das Versuchsgerät mit Namen Rotorcar flog 1962, es stellte sich aber heraus, dass die Leistung des Motors mit 70 PS zu schwach war und man plante einen 4 Zylinder Motor, was allerdings auch einen neu zu entwickelnden vierblättrigen Rotor bedeutete. Man nahm von dem Projekt des umlaufenden Motors Abschied, weil Fördermittel ausblieben und Risksharing Partner in der Luftfahrtindustrie nicht gefunden werden konnten. Wagner wechselte die Leitung der Entwicklungsabteilung aus.

Unter neuer Leitung von Dipl-Ing. Alfred Vogt entstand der Entwurf eines Arbeitshubschraubers unter der Bezeichnung Sky-Trac I. Ebenfalls ein Koaxialrotor ohne Heckrotor wurde dieser Hubschrauber jedoch über ein von der ZF Friedrichshafen entwickeltes Getriebe von einem 260 PS Franklin 335 B 191 Motor angetrieben. Dieser einsitzige Hubschrauber flog im Juli 1965 erstmals und zeigte beachtenswerte Leistungsmerkmale. Um die Längsstabilität im schnellen Geradeausflug zu verbessern wurden später an einem Heckausleger V-förmige Stabilisierungsflächen angebracht. Eine Erprobung mit drei Prototypen, darunter einer mit drei Sitzplätzen unter der Bezeichnung Sky-Trac III über 1000 Stunden Flugzeit erfolgte.

Der Hubschrauber wurde mit unterschiedlichen Kabinenaufbauten für 1, 3 und 5 Sitze angeboten und er erhielt im September 1969 die Deutsche und im Oktober 1972 die Amerikanische Zulassung. Es lagen bereits 50 Bestellungen und Optionen vor und man plante eine Serie von 200 Hubschraubern.

Ein weiterer Prototyp eines Reisehubschraubers unter der Bezeichnung Aerocar mit autoförmiger Kabine und umschaltbaren Antrieb für die Straße wurde ebenfalls gebaut und im Flug erprobt. Zu der Realisierung der Komponente Strassenbetrieb kam es allerdings nicht.

Für die Serie des Sky-Trac gründete Wagner 1971 die Firma HTM (Helicopter Technik München) in Feldkirchen bei München als Beteiligungsgesellschaft für weitere Partner als Geldgeber. Eine unerwartete und kritische Verzögerung im Serienanlauf ergab sich, weil die Firma Franklin ihren Motorenbau einstellte, man auf den Lycoming Motor HIO-540 ausweichen musste, was Umkonstruktionen, aber auch neue Erprobung und Zulassung bedeutete.

Das erste Vorserienmuster unter der Bezeichnung HTM Skyrider flog anfangs 1974. Da die Zulassung noch erfolgen musste, was weitere zwei Jahre Verzögerung bedeutete, brachen die Optionen/ Bestellungen der Kunden weg. Noch 1974 wurde das Unternehmen liquidiert, da weitere Geldgeber nicht gefunden wurden.

Insgesamt wurden bei Wagner und HTM 7 Prototypen in 2000 Flugerprobungsstunden geflogen. Wagner selbst hatte 10 Mio. DM nach damaligem Geld investiert. Das System war technisch ein großer Erfolg, teilweise seiner Zeit voraus, hatte einen hohen Nutzlastanteil, war preisgünstig und zeichnete sich durch Einfachheit - auch beim Fliegen - und Wirtschaftlichkeit aus.

Wagner-Villa

Im Gegensatz zum sonst am Bodensee landläufigen Heimatstil baute sich Wagner in Friedrichshafen-Spaltenstein 1964/65 auf einem Grundstück mit altem Baumbestand und Seesicht mit Hilfe bekannter Architekten, Innenarchitekten und Ausstatter, scheinbar keine Kosten scheuend, ein modernes auf die Funktionen Wohnen und Repräsentieren ausgerichtetes Haus, das zwischenzeitlich unter der Bezeichnung Wagner-Villa, inklusive der Inneneinrichtung, unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Das Gebäude dokumentiert einmal den Baustil der frühen 1960er, einen besonderen funktionalen Schnitt und damaliger Modernität mit vielen architektonischen und technischen Finessen innen und außen. Zum anderen dokumentiert es den Lebensstil eines wohlhabenden und technisch geprägten Unternehmers in der Zeit des Wirtschaftswunders in Deutschland mit viel Elektrik, zwei Schwimmbädern, offenen Kaminen, verschieb- bzw. versenkbaren Wänden, Bar und Terrassen, festen Sitzgruppen, sowie Designer Ausstattung mit edlen Hölzern. Teile, wie zum Beispiel die Kaminverkleidungen oder die Haustüre ließ Wagner nach seinen Entwürfen in seinem Unternehmen anfertigen.

Breiter bekannt geworden ist dieses Anwesen als Drehort für eine Episode der Serie Die Biester im ZDF. Es ist im Besitz einer Immobiliengesellschaft, die es wegen der Denkmalauflagen nicht umbauen und damit keiner anderen Nutzung zuführen kann. Eine Video-Kurzdokumentation zeigte in einer Ausstellung zum 100. Geburtstag von Josef Wagner innerhalb der außergewöhnlichen Architektur der Villa von April bis Juni 2007 die ganze Entwicklung des Unternehmens bis heute[1].

Einzelnachweise

  1. http://www.wagner-group.com/villa-wagner

Weblinks


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