JVA Münster

JVA Münster
Blick auf die Justizvollzugsanstalt Münster von der Gartenstraße Richtung Osten mit dem Kirchturm der Anstalt im Hintergrund.

Die Justizvollzugsanstalt Münster im westfälischen Münster gehört zu den ältesten Justizvollzugsanstalten des Landes. Es gilt als zweitältestes Gefängnis Deutschlands. Das Gebäude ist denkmalgeschützt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Haupteingang der Justizvollzugsanstalt. Im Hintergrund ist der dazugehörige Kirchturm zu sehen.

Die JVA Münster wurde ab 1849 an der Gartenstraße erbaut. Sie ersetzte den münsterschen Zwinger, der nur wenige Meter entfernt an der Promenade liegt.

Der Bau erfolgte in der zu dieser Zeit üblichen Sternbauweise mit vier Flügeln, im Zentrum liegt ein Kirchengebäude mit Kirchturm. Das Isolier-Strafanstalt genannte Gefängnis bestand aus 456 Einzel- sowie 80 Schlafzellen.

In den darauffolgenden Jahrzehnten wurde das Gefängnis mehrfach erweitert, unter anderem durch eine Krankenstation (1861), Lager, Wirtschaftsgebäude, Küche mit Bäckerei sowie einer psychiatrischen Abteilung (1893).

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Anstalt, die eine Kapazität von 605 Gefangenen hat, mit bis zu 1100 überbelegt. Unter anderem wurde eine kriminalbiologische Forschungsstelle eingerichtet, in der Straftäter auf ein „Urteil über den Wert oder Unwert des einzelnen für Volk und Staat, für die Gesellschaft und für die Rasse“ hin untersucht wurden.

In einem Flügel wurden Gefangene von SS und Gestapo bewacht, auf dem Gelände wurden auch Erschießungen durchgeführt: Am 29. März 1945 erschossen Gestapo-Mitarbeiter 17 russische Kriegsgefangene und verscharrten sie in einem Bombentrichter. Ein zweiter Flügel, Teile der Kirche sowie das Verwaltungsgebäude und die Krankenstation wurden bei Luftangriffen zerstört. Nach Kriegsende wurden die Gebäude rasch wieder aufgebaut.

Seit 1971 besitzt die JVA ein Pädagogisches Zentrum, in dem 63 Gefangene Schulabschlüsse erlangen können. Im Herbst 2005 machten Häftlinge in Münster das erste Abitur hinter Gittern in Nordrhein-Westfalen.

1975 wurde ein neues Wirtschaftsgebäude fertiggestellt, außerdem wurden 13 Plätze für Drogenabhängige geschaffen, die an einer Therapie über bis zu 18 Monate teilnehmen können. Ein solches Modell ist einmalig in NRW.

In den 1990er Jahren wurde eine Kooperation mit der Westfälischen Wilhelms-Universität begonnen, die Jura-Studenten einen Einblick in die Justizvollzugsanstalt ermöglicht. Die Anzahl der Mitarbeiter beträgt über 300, insgesamt bietet die JVA Platz für circa 550 Häftlinge.

Seit 2003 ist die Fachstelle Gefangenenbüchereiwesen bei der JVA Münster angesiedelt, sie koordiniert die Bibliotheksarbeit im Justizvollzug und Jugendarrest in Westfalen-Lippe (circa 30 Büchereien). Die Gefangenenbücherei wurde 2005 kernsaniert und neu gestaltet. Dezember 2006 wurde hier der Förderverein Gefangenenbüchereien gegründet, um Büchereien in Kooperation mit Jugendarrest- und Justizvollzugsanstalten zu fördern. 2007 wurde die Bibliothek der JVA mit dem mit 30.000 Euro dotierten Preis „Bibliothek des Jahres“ ausgezeichnet.[1] [2]

Fernsehaufnahmen

Am 13. Dezember 2004 nahm ein Team des Senders ARTE eine Dokumentation über die JVA auf, die 2005 im Rahmen der Reihe Familienalbum ausgestrahlt wurde. Es ging dabei um das Pädagogische Zentrum.

Am 5. März 2006 drehte Til Schweiger für seinen Film One Way einen Tag lang in der Münsteraner JVA. Dabei stellt diese die Kulisse für ein New Yorker Gefängnis dar. Für sechs Szenen, die im Film ca. 70 Sekunden ausmachen, wurde ein 70-köpfiges Team nach Münster gebracht. Dies war nach einer Folge für die RTL-Serie Balko bereits das zweite Mal, das in der JVA ein Film gedreht wurde.

Weblinks

Fußnoten

  1. Pressemitteilung, Pressespiegel, Laudatio u.a.
  2. wdr.de, Bibliothekspreis für JVA Münster - Bücherei des Jahres liegt hinter Gittern, 24. Okt. 2007

51.9683333333337.63430555555567Koordinaten: 51° 58′ 6″ N, 7° 38′ 4″ O


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