- Jack Wolfskin
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Jack Wolfskin AUSRÜSTUNG FÜR DRAUSSEN Rechtsform GmbH & Co. KGaA Gründung 1981 Sitz Idstein Deutschland Leitung Christian Brandt (Finanzen)
Markus Bötsch (Verkauf)[1]Mitarbeiter 460 (Stand: Juli 2011)[2] Umsatz 304 Mio. Euro (2010)[3] Branche Textilindustrie Website www.jack-wolfskin.com Das Unternehmen Jack Wolfskin Ausrüstung für Draußen GmbH & Co. KGaA mit Firmensitz in Idstein im Taunus stellt Funktionsbekleidung, Outdoor-Ausrüstung (z. B. Rucksäcke und Zelte) und Schuhe her. Die Firma ist nach eigenen Angaben einer der größten Anbieter von Outdoor-Ausrüstung und zugleich größter und erfolgreichster Franchisegeber im deutschen Sportfachhandel. Die Artikel werden in vielen europäischen Ländern angeboten. Komplementär der Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA), ist die Skyrager GmbH, ebenfalls mit Sitz in Idstein.[4]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Jack Wolfskin wurde 1981 als Eigenmarke der Firma Sine in Frankfurt am Main vom Hanauer Ulrich Dausien gegründet. Mit zunehmendem Erfolg wurde Jack Wolfskin dann von Sine getrennt und zu einem eigenständigen Unternehmen. 1991 wurde die Firma an Johnson Outdoors (u. a. Rechteinhaber von Scubapro) verkauft.
Jack Wolfskin belieferte nur den Fachhandel, bis 1993 das erste eigene Geschäft in Heidelberg eröffnete. Inzwischen gibt es weltweit über 350 Jack Wolfskin-Stores (Stand Ende 2010), davon in Deutschland 213 (Ende 2010). Fast alle werden im Franchisesystem betrieben.
2001 übernahm die Private-Equity-Gesellschaft Bain Capital Jack Wolfskin von Johnson Outdoors für 42 Millionen Euro. 2005 verkaufte Bain Capital Jack Wolfskin für 93 Millionen Euro an die beiden Finanzinvestoren Quadriga Capital und Barclays Private Equity. 2011 verkauften die derzeitigen Eigner die Firma an die US-Beteiligungsgesellschaft Blackstone weiter.[2] Der Übernahme müssten allerdings noch die Kartellbehörden zustimmen.[2] Über den Kaufpreis vereinbarten Käufer und Verkäufer den Angaben zufolge Stillschweigen[2], Branchenexperten gehen von einem Verkaufspreis von rund 700 Millionen Euro aus[5]. Blackstone soll dem Unternehmen dabei helfen, international zu wachsen. Gleichzeitig verlässt der bisherige Geschäftsführer Manfred Hell mit sofortiger Wirkung, nach fast 25 Jahren an der Spitze, das Unternehmen aus persönlichen Gründen.[2]
Unternehmensverantwortung
Im November 2004 testete die Stiftung Warentest 14 Trekking-Jacken und befragte die Firmen, ob die Funktionsjacken fair, sozial und ökologisch korrekt produziert werden. Die Hersteller Jack Wolfskin sowie Lowe Alpine verweigerten die Auskunft.[6]
Die Produkte von Jack Wolfskin werden größtenteils in Vietnam und Thailand produziert.[7]
Seit 1. Juli 2010 ist Jack Wolfskin Mitglied bei der Fair Wear Foundation, einer Multi-Stakeholder-Initiative, welche die Arbeits- und Produktionsbedingungen bei den Zulieferern und Produzenten durch sog. Audits kontrolliert und zertifiziert. Bei Jack Wolfskin gibt es bereits seit 2008 ein umfangreiches Lieferanten-Monitoring; 2009 hatte Jack Wolfskin mitgeteilt, dass die Mitgliedschaft in einer Multi-Stakeholder-Initiative geprüft werde.[8]
Als dann die Clean Clothes Campaign zusammen mit den jeweiligen Ländervertretungen (D: Christliche Initiative Romero, CH: Erklärung von Bern, A: Südwind) sowohl 2009 als auch 2010 Fragebögen zu Arbeits- und Produktionsbedingungen an Outdoorhersteller verteilte, entschloss sich Jack Wolfskin für eine Mitgliedschaft in der Fair Wear Foundation; Hintergrund sind die vielen Gemeinsamkeiten in der Vorgehensweise der Fair Wear Foundation und dem im Jahr 2008 von Jack Wolfskin implementierten System zur Überwachung der Sozialstandards.[9]
Zusammen mit Wolfgang Niedecken und World Vision Deutschland wurde das Projekt „Rebound“ ins Leben gerufen: ein Resozialisierungsprojekt zur Verbesserung der Lebensbedingungen ehemaliger Kindersoldaten in Uganda. Ziel des Projektes ist es, die Betroffenen durch verschiedene Maßnahmen wieder in die Gesellschaft zu integrieren.[10][11]
Im Juli 2007 übernahm Jack Wolfskin die Schirmherrschaft für das I.C.E. Jugendcamp,[12] eine UNEP-Initiative für Jugendliche für ein umweltbewusstes Verhalten bzw. einen sparsamen Umgang mit Ressourcen, in Zusammenarbeit mit Arved Fuchs.
Die schweizerische Nichtregierungsorganisation Erklärung von Bern verglich 2010 mittels Umfragen und Internetrecherchen bei 77 Modelabels die Standards der Arbeitsbedingungen in Produktionsländern. Jack Wolfskin wurde dabei in die zweitbeste Kategorie "Durchschnittliche" von fünf Kategorien eingestuft.[13]
Rechtliche Auseinandersetzungen
Im Jahr 2002 erwirkte Jack Wolfskin vor dem Oberlandesgericht Hamburg einen Beschluss, der es der Tageszeitung taz verbietet, Merchandising-Produkte aus dem Outdoor-Bereich mit der taz-Tatze zu bedrucken oder zu besticken. Das gilt selbst dann, wenn neben der Tatze der Schriftzug „die tageszeitung“ eine eindeutige Zuordnung erlaubt.[14] Die Zeitung hatte ihr Tatzen-Logo bereits 1979 von dem Designer Roland Matticzk entwickeln lassen und es seitdem regelmäßig eingesetzt, aber nicht markenrechtlich gesichert. 1982 hatte Jack Wolfskin eine Marke für seine ähnlich aussehende Tierpfote eintragen lassen. Im Juli 2006 unterlag die Tageszeitung erneut in einem Rechtsstreit über Badetücher mit Tatze und Schriftzug vor dem Landgericht Hamburg.
2008 baute Jack Wolfskin am Rande des Naturschutzgebietes "Moore bei Buxtehude" ein 30.000 m² großes Logistikzentrum in Neu Wulmstorf. Der zu bebauende Teil war Teil des Naturschutzgebietes gewesen und im Rahmen eines Straßenbauprojektes als Erweiterungsfläche des Gewerbegebietes umgewidmet worden. Während der Baumaßnahmen kam es mit sieben Eigentümern einer dort liegenden Kleingartenkolonie, die für den Bau einer Zufahrtsstraße enteignet werden sollten, zu Differenzen.[15][16]
2009 ließ Jack Wolfskin auch Kleinstunternehmer kostenpflichtig abmahnen, die diverse Pfotenabdrücke wie z. B. Katzenpfoten als Schmuckelement auf ihren Produkten verwenden, auch wenn es sich nicht um Kleidung handelt.[14] Auch fünfgliedrige Tatzenabdrücke, wie jene der internationalen Bear Community, waren betroffen und der niederländischer Kleiderversand Bearwear hatte vorübergehend den Vertrieb für Europa eingestellt.[17] Man einigte sich später auf unbekannte Art.[18] Im Oktober 2009 wurde bekannt, dass das Unternehmen auch Hobbybastler dazu zwingen will, ihre Zustimmung zu Vertragsstrafen von bis zu 10.000 € bei einer Verletzung ihrer Markenrechte zu geben.[19][20][21] Das Firmenimage nahm durch die Abmahnaktionen Schaden.[22][23][24][25] Nach starken Reaktionen in den Medien erklärte der Geschäftsführer Manfred Hell wenige Tage später, dass das Unternehmen die ausgesprochenen Abmahnungen zurücknimmt und in Zukunft die betroffenen Kleinstunternehmer im Fall von Markenrechtsverletzungen durch Tatzen- und Pfotenlogos direkt kontaktieren werde, anstatt sie über Anwälte abmahnen zu lassen.[26][27] Es wurde in mindestens einem Fall auch der schon bezahlte Teilbetrag zurückerstattet.[28]
Im Rahmen der Social Media Week in Berlin wurde am 2. Februar 2010 zum ersten Mal der sog. Social Media Award „Oskr“ vergeben. Mit dieser neuen Auszeichnung sollen Kontrahenten der bekanntesten Social Media Kontroverse des Jahres sowie die dahinter stehende konstruktive Streitkultur bedacht werden.[29]
Einzelnachweise
- ↑ Impressum. Jack Wolfskin, 21. Juli 2011, abgerufen am 21. Juli 2011.
- ↑ a b c d e Jack Wolfskin wechselt Besitzer, dpa-Meldung, in: Südkurier vom 22. Juli 2011
- ↑ http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/jack-wolfskin-profitiert-vom-outdoor-boom/3828384.html
- ↑ Suche SKYRAGER GmbH. Elektronischer Bundesanzeiger, abgerufen am 22. Juli 2011.
- ↑ Outdoorausrüster wechselt Besitzer - Blackstone kauft Jack Wolfskin. Tagesschau, 21. Juli 2011, abgerufen am 21. Juli 2011.
- ↑ Funktionsjacken - Testbericht mit Beurteilung der Unternehmensverantwortung. Stiftung Warentest, 3. Dezember 2004, abgerufen am 20. Oktober 2009.
- ↑ Jens Hartmann: Warum tragen so viele Städter Wolfskin-Klamotten?, welt.de, 10. Juli 2009
- ↑ Rundbrief CCC: Rundbrief CCC Dezember 2010
- ↑ Outdoorprofile 2010: Outdoorprofile 2010 12. Juli 2010
- ↑ [1] Homepage von Jack Wolfskin
- ↑ [2] Unternehmenskooperationen mit World Vision Deutschland
- ↑ Wuppertal Institute Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP): International Ice-Climate Education 2007 - Education Svalbard 2007 - Arved Fuchs Schülerexpedition, arved-fuchs.de, Juni 2007
- ↑ http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/Hippe-Label--unfaire-Produktion/story/23511741
- ↑ a b Jack Wolfskin gegen Hobby-Designer - Wenn die Wildnis abmahnt, taz.de, 19. Oktober 2009
- ↑ Gernot Knödler: Wolf frisst Naturschutzgebiet, taz.de, 23. Juli 2008.
- ↑ Eine grüne Insel trotzt Jack Wolfskin, Harburger Anzeigen und Nachrichten, 19. August 2008.
- ↑ Jack Wolfskin geht gegen Bären vor, queer.de, 23. Oktober 2009
- ↑ Rainer Hörmann: Rückkehr der Bärentatzen – Bearwear.nl einigt sich mit Jack Wolfskin, samstagisteingutertag.wordpress.com, 21. November 2009
- ↑ Konrad Lischka: Pfoten-Markenrecht - Jack Wolfskin mahnt Bastler wegen Tatzen-Mustern ab, spiegel.de, 19. Oktober 2009
- ↑ Frank Weiß: Abmahnung der Firma Jack Wolfskin durch Kanzlei Harmsen Utescher, ratgeberrecht.eu, 21. Oktober 2009
- ↑ Stellungnahme - Abmahnung von DaWanda-Anbietern wegen Markenrechtsverletzungen, jack-wolfskin.com, 19. Oktober 2009
- ↑ Pfote als Abmahngrund - Jack Wolfskin startet Abmahnwelle, PC Welt, 20. Oktober 2009
- ↑ Web-Community attackiert Jack Wolfskin, heute.at, 21. Oktober 2009
- ↑ Claudia Frickel: Jack-Wolfskin-Tatze - Abmahnwelle gegen Hobby-Designer, focus.de, 19. Oktober 2009
- ↑ dpa: Jack Wolfskin zeigt die Tatzen - «PR-Desaster»?, Die Zeit - Newsticker, 21. Oktober 2009
- ↑ Jack Wolfskin rudert zurück - Borchener Kleinunternehmer überglücklich, Neue Westfälische, 23. Oktober 2009
- ↑ dpa: Jack Wolfskin nimmt umstrittene Abmahnungen zurück, Die Zeit - Newsticker, 23. Oktober 2009
- ↑ Jack Wolfskin überdenkt weitere Abmahnungen - Wolf gibt Pfötchen, taz.de, 30. Oktober 2009
- ↑ Social Media "Oskr": Social Media "Oskr" Februar 2010
Weblinks
Wikinews: Jack Wolfskin – in den NachrichtenKategorien:- Unternehmen (Rheingau-Taunus-Kreis)
- Unternehmen (Outdoor)
- Idstein
- Sportartikelhersteller
- Produzierendes Unternehmen (Textilbekleidung)
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