Jacquard

Jacquard
Joseph-Marie Jacquard

Joseph-Marie Jacquard (* 7. Juli 1752 in Lyon; † 7. August 1834 in Oullins) war ein französischer Erfinder, der durch seine Weiterentwicklung des Webstuhls entscheidend zur industriellen Revolution beitrug.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Jacquard wurde in Lyon als Sohn eines Webers geboren. Sein Vater besaß eine Werkstatt mit mehreren Webstühlen und seine Mutter arbeitete als Mustereinleserin in einer Seidenmanufaktur. Bereits als Kind musste Jacquard die Musterfäden ziehen.

Weil ihm diese Arbeit verhasst war, lernte der junge Jacquard das Gewerbe eines Buchbinders. Trotzdem erbte er nach dem Tod seiner Eltern deren Werkstatt und begann in dieser, die Musterwebtechnik zu mechanisieren. Seine ersten Versuche blieben jedoch erfolglos und Jacquard verarmte zusehends.

Die Lochkartensteuerung der Jacquard-Maschine

1789 brach die französische Revolution aus. Lyon und Jacquards Werkstatt wurden zerstört. Erst 1795 kehrte Jacquard nach Lyon zurück, wo er seine Versuche weiterführte. Durch die Revolution lag die Wirtschaft darnieder und Jacquard fand einige Textilfabrikanten, die seine Versuche finanziell unterstützten. Einige wichtige Verbesserungen am Produktionsprozess und den Webstühlen verhalfen ihm zu einigem Ansehen und einer Berufung an das "Conservatoire des arts et métiers" durch Napoléon Bonaparte im Jahr 1804. Dort entdeckte Jacquard die zerlegten Reste von Vaucansons Webmaschine und rekonstruierte diese. Schließlich kombinierte er dessen Steuerungstechnik mit Techniken der österreichischen Musterwebstühle.

Die Jacquard-Musterwebmaschine

Die Jacquard-Webmaschine

siehe dazu: Jacquardwebstuhl, Jacquardmusterung

Die wichtigste Verbesserung von Jacquards Musterwebstuhl gegenüber all seinen Vorläufern bestand darin, dass er die Nockenwalze der österreichischen Webstühle durch das Endlosprinzip der Lochkartensteuerung ersetzte. Dadurch konnten endlose Muster von beliebiger Komplexität mechanisch hergestellt werden.

Auf der Lochkarte waren allerlei Informationen über das zu webende Muster enthalten. Die Karten wurden mit Nadeln abgetastet; ein Loch bedeutete Fadenhebung, kein Loch Fadensenkung. Diese beiden Informationen reichten aus, um großflächige Musterungen herzustellen. Genauer gesagt handelt es sich nicht um Karten, sondern um lange Lochstreifen.

Dieser Webstuhl war somit die erste "programmierbare" Maschine (konnte also umgerüstet werden) und legte somit einen Grundstein zur heutigen Automatisierung. Er beseitigte das letzte Hindernis zur vollständigen Automatisierung der Weberei: die Herstellung von gewebten Mustern.

Napoléon war von Jacquards Steuerungssystem begeistert und sprach ihm zur Belohnung eine lebenslange Rente zu. 1806 versuchte Napoléon, die neuen Webstühle per Regierungsdekret durchzusetzen, stieß jedoch auf erbitterten Widerstand der Zünfte, die sich durch die fortschreitende Automatisierung in der Textilindustrie bedroht fühlten. Jacquard wurde mehrmals angegriffen und vor Gericht gebracht. Nachdem jedoch die englischen Textilfabriken anfingen, Jacquard-Webstühle einzusetzen, konnte sich die Technik in Frankreich ebenfalls durchsetzen.

1812 gab es in Frankreich an die 18.000 Jacquard-Webstühle. Im Jahr 1810 wurde Jacquard mit dem Kreuz der Ehrenlegion geehrt. Heute noch zu besichtigen ist ein Jacquard-Webstuhl zum Beispiel im Krefelder Haus der Seidenkultur, einer zum Museum umgestalteten ehemaligen Paramentenweberei, ein weiterer im Tuchmachermuseum in Bramsche bei Osnabrück und im Textilmuseum Die Scheune in Hinsbeck-Hombergen. Diese werden in Funktion vorgeführt, ebenso wie ein Jacquard-Webstuhl im Museum für Frühindustrialisierung im Historischen Zentrum Wuppertal.

In der Bandweberei Kafka in Wuppertal-Langerfeld besteht die Möglichkeit, Jacquard-Bandwebstühle in Funktion zu besichtigen. Die Bänderei besitzt einen Webstuhl, der im Jahre 1900 auf der Weltausstellung in Paris gezeigt wurde.

Literatur

  • Almut Bohnsack: Jacquards Webstuhl, Deutsches Museum, München 1993
  • Birgit Schneider: Textiles Prozessieren, Zürich/Berlin: diaphanes, 2007. ISBN 978-3-03734-007-3


Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • jacquard — [ ʒakar ] n. m. et adj. inv. • 1834; n. pr. 1 ♦ Métier à tisser dont Joseph Jacquard réalisa la mécanique vers 1780. 2 ♦ Adj. inv. Un tricot, un pull jacquard, ou n. m. un jacquard : tricot qui présente des bandes de motifs géométriques ou de… …   Encyclopédie Universelle

  • Jacquard —    Jacquard is the name of an elaborate woven design found in tablecloth damask, bedspreads, and brocades. The weave gets its name from the Jacquard loom, on which flower designs or even pictures of men and women can be woven. The name Jacquard… …   Dictionary of eponyms

  • Jacquard — Jac*quard , a. Pertaining to, or invented by, Jacquard, a French mechanician, who died in 1834. [1913 Webster] {Jacquard apparatus} or {Jacquard arrangement}, a device applied to looms for weaving figured goods, consisting of mechanism controlled …   The Collaborative International Dictionary of English

  • JACQUARD (J.-M.) — JACQUARD JOSEPH MARIE (1752 1834) Mécanicien français, né à Lyon et mort à Oullins (Rhône). À la fin du XVIIIe siècle, le tissage des étoffes brochées s’effectuait encore à la main. Les fils de chaîne, entre lesquels on passait les fils de trame… …   Encyclopédie Universelle

  • Jacquard — [jak′ärd, jə kärd′] n. [after J. M. Jacquard (1752 1834), Fr inventor] 1. a) a loom with an endless belt of cards punched with holes arranged to produce a figured weave: also Jacquard loom b) the distinctive mechanism of this loom 2. a) the weave …   English World dictionary

  • jacquard — ► NOUN 1) an apparatus consisting of perforated cards, fitted to a loom for the weaving of figured and brocaded fabrics. 2) a fabric made on a jacquard loom. ORIGIN named after the French weaver Joseph M. Jacquard (1787 1834) …   English terms dictionary

  • Jacquard — 1841, from Joseph Marie Jacquard (1752 1834) of Lyons, inventor of new weaving technology c.1800 …   Etymology dictionary

  • Jacquard — (spr. Schackahr), Jos. Marie, geb. in Lyon 1752; war erst Buchbinder, dann Gießer, erfand einen Webstuhl (Jacquardscher Webstuhl), auf welchem façonnirte Seidenstoffe u. einfache Stoffe viel leichter u. schneller als sonst gewebt werden können (s …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Jacquard — (spr. schakār), Joseph Marie, Mechaniker, geb. 7. Juli 1752 in Lyon, gest. 7. Aug. 1834 in Oullins bei Lyon, erlernte die Buchbinderei, ward hierauf Schriftgießer, ging dann zur Seidenweberei über und legte 1772 bei Lyon eine eigne Werkstätte zur …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Jacquard — (spr. schackahr), Jos. Marie, Seidenweber, geb. 7. Juli 1752 zu Lyon, gest. 7. Aug. 1834 in Oullins bei Lyon; Erfinder der Jacquardmaschine (1808) zum Einweben von Mustern in Webstoffe. – Vgl. Kohl (1873), Grandsard (2. Aufl. 1875) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Jacquard — (Schakahr), Jos. Maria. geb. 1752 zu Lyon. gest. 1834. Erfinder der Jacquardmaschine, eines Webstuhls, auf welchem façonirte u. einfache Zeuge viel leichter und schneller als auf dem früheren Stuhle gefertigt werden, eine Erfindung von… …   Herders Conversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”