- America’s Cup
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Der internationale America’s Cup – abgekürzt AC – ist die bekannteste und älteste noch heute ausgetragene Segelregatta. Er ist ein Wanderpokal und hat seinen Ursprung in einer Regatta rund um die britische Insel Isle of Wight im Jahre 1851.
Um den America’s Cup treten zwei Segelyachten – Verteidiger und Herausforderer – in mehreren Wettfahrten gegeneinander an. Die Yacht, die eine vorher festgelegte Anzahl von Wettfahrten gewinnt, gewinnt den Cup. Nach den Standardregeln der Stiftungsurkunde bestimmt – grob gesprochen – der Herausforderer den Yachttyp und der Cupverteidiger das Segelrevier. Die Stiftungsurkunde sieht vor, dass Verteidiger und Herausforderer auch abweichende Regeln für den Cup vereinbaren können. So wurde zwischen 1983 und 2007 bis zum Rückzug des Sponsors Louis Vuitton der Herausforderer durch den Louis Vuitton Cup ermittelt. Schon die Teilnahme am Louis Vuitton Cup setzte großes finanzielles Engagement voraus: Die Budgets der High-Tech-Yachten betrugen teilweise über 100 Mio. Dollar. Die Yachten mussten im Land des angemeldeten Teams gebaut werden.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der America’s Cup 1851 bis 1980
Bereits im Jahr 1851 fand in London mit der Great Exhibition die erste Weltausstellung statt, eine Messe, bei der jedes Land seine besten Produkte vorführen sollte. Für die Engländer war das Anlass, die US-Amerikaner dazu einzuladen, mit einer Yacht nach England zu kommen und sich in einer Regatta mit ihnen zu messen. Ein amerikanischer Yachtclub nahm die Herausforderung an und gab den Bau eines Schoners (Zweimasters) in Auftrag.
Die Regatta wurde am 22. August 1851 vor der britischen Isle of Wight, zunächst unter dem Namen 100 Sovereign Cup, ausgetragen und von dem US-amerikanischen Schoner America des New York Yacht Club (NYYC) gewonnen. Der etwa 30 Meter (93 Fuß) lange Zweimaster passierte um 20:37 Uhr die Ziellinie vor 15 britischen Teilnehmern des Clubs Royal Yacht Squadron mit 20 Minuten Vorsprung. Die America wurde als Siegerin dieser Regatta zur Namensgeberin des 1870 erstmals unter diesem Namen ausgetragenen America’s Cup.[1] Den Pokal, den das erfolgreiche Syndikat erhielt, übergab es dem New York Yacht Club mit der Auflage, dass der Pokal von anderen Yachtclubs, die aus anderen Nationen stammen müssen, herausgefordert werden könne. Dies geschah mit einer Stiftungsurkunde, dem so genannten Deed of Gift.[2] Der Passus, dass es ein Kampf zwischen befreundeten Nationen sein sollte, sorgte insbesondere beim AC 2003 für Irritationen. Insbesondere Alinghi (Schweiz) und BMW Oracle Racing (USA) traten mit multi-nationalen Teams an. Die Teammitglieder verlegten ihren Wohnsitz in das jeweilige Land, um mit dem Deed of Gift konform zu gehen. Mittlerweile sind internationale Teams erlaubt.
Die Amerikaner verteidigten den Pokal in einer unvergleichlichen Siegesserie 132 Jahre lang (von 1851 bis 1983) bei 25 unregelmäßig stattfindenden Wettbewerben.
Einer der Großen in den frühen Jahren des America’s Cup war der englische Unternehmer Thomas Lipton (Lipton Tee). Zwischen 1899 und 1930 forderte er die Amerikaner fünfmal mit seinen Yachten (Shamrock I bis Shamrock V) heraus, unterlag aber jedes Mal. Dafür erhielt er einen speziell für ihn geschaffenen Pokal für den „besten aller Verlierer“. Seglerisch war Lipton zwar nicht erfolgreich, aber er steigerte den Bekanntheitsgrad seiner Tee-Marke in den USA. So wurde er quasi zum Vorreiter des Sportmarketings.
In den 1930er Jahren trat der aus einer amerikanischen Eisenbahndynastie stammende Harold S. Vanderbilt dreimal als Skipper erfolgreich an (1930, 1934 und 1937). In dieser Zeit wurde der Cup mit den sehr langen (etwa 41 m) J-Klasse-Yachten ausgetragen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, ab 1958, wurden die J-Klasse-Yachten durch die kleineren 12-Meter-Klasse-Yachten abgelöst. Die Konstruktion dieser Boote orientierte sich an einer Formel, die 12 m als Ergebnis hatte. Die Länge der Yachten betrug etwa 20 m, also etwa die Hälfte der J-Klasse-Yachten.
Die Siegesserie der Amerikaner setzte sich nach dem Zweiten Weltkrieg noch über acht weitere Regatten bis einschließlich 1980 fort.
Der America’s Cup zwischen 1980 und 1990
Dreimal (1974, 1977 und 1980) engagierte sich der umstrittene australische Geschäftsmann Alan Bond erfolglos im America’s Cup. Schließlich nahm er 1983 ein viertes Mal teil, und mit der von John Bertrand gesteuerten Australia II gewann am 26. September 1983 nach 132 Jahren erstmals ein nicht-amerikanisches Team. Die Australier schlugen dabei den legendären amerikanischen Skipper Dennis Conner (Conner gewann den Cup vier Mal bei neun Teilnahmen). Mit ausschlaggebend war das höhere Geschwindigkeitspotenzial der Australia II, die sich durch einen innovativen „Flügelkiel“ auszeichnete. Der Kiel wurde unter der Leitung von Ben Lexcen in Australien entwickelt; unter anderem war an der Entwicklung auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt beteiligt.[3]
Vor der Pokalübergabe mussten Handwerker zum Einsatz kommen, da der Pokal in einer Vitrine in den Räumen des New York Yacht Club (NYYC) vor Jahrzehnten festgeschraubt worden war.
Schon beim nächsten Cup 1987 in Perth vor Australien holte Dennis Conner den Pokal zurück in die USA.
Ein Jahr später folgte 1988 das legendäre „ungleiche Duell“ (Mis-Match): Neuseeland forderte Conner heraus mit einer riesigen 36 m langen Yacht, der KZ1, doch der trickreiche Dennis Conner verteidigte den Cup mit einem Katamaran (Zweirumpfboot). Im Anschluss warfen sich beide Parteien vor Gericht Regelbruch vor, aber in letzter Instanz behielt Conner den Pokal, obwohl es in den Anfangszeiten – gegen den franz. Herausforderer Baron Marcel Bich – auch schon auf Seiten des verteidigenden NYYC „Präzedenzregeldehnungen“ gegeben hatte.
Der America’s Cup ab 1992
- Hauptartikel: International America’s Cup Class
Diese Überdehnungen des Reglements waren Grund genug, eine neue Yacht-Klasse festzuschreiben. Seit 1992 wurde der Cup nur noch mit Booten der „International America’s Cup Class“ (IACC) ausgetragen. Diese müssen in einem vorgegebenen Rahmen aus Länge, Gewicht (max. 24 Tonnen), Breite (max. 4,5 m), Tiefgang (max. 4,1 m), Segelfläche etc. konstruiert werden und ähneln sich daher. Die Länge, die Segelfläche und die Verdrängung müssen einer Formel genügen, die zu Bootslängen zwischen 20 und 28 m führt. Eine IACC-Yacht hat 17 Besatzungsmitglieder, sowie einen Gast, somit maximal 18 Personen an Bord. Die Segelnummern werden fortlaufend, ohne Berücksichtigung der Nationalität der Yacht vergeben.
Typische Maße einer IACC-Yacht Länge über alles 26 Meter Breite 4,5 Meter Tiefgang 4,10 Meter Masthöhe 33 Meter Segelfläche am Wind 320 Quadratmeter davon Großsegel 215 Quadratmeter Spinnaker 160 % d. Segelfläche Gesamtgewicht max. 24 Tonnen Kielballast 19 Tonnen Crewgröße 17 Personen + 1 Gast Nachdem 1995 und 2000 das Team Neuseeland mit dem Skipper Russell Coutts zweimal gewonnen hatte und den Pazifikstaat in einen kollektiven Freudentaumel versetzte, unterlag es 2003 gegen die schweizerische Alinghi – erstmals holte damit ein europäisches Syndikat den Cup, dazu noch eines aus einem Binnenstaat. Pikanterweise hatten die Schweizer dazu den zuvor schon für Neuseeland erfolgreichen Skipper Russell Coutts abgeworben.
Der 31. America’s Cup 2003
- Hauptartikel: 31. America’s Cup
Der 31. America’s Cup wurde im neuseeländischen Hauraki-Golf im Jahr 2003 ausgetragen. Sieger war das Schweizer Team Alinghi gegen den Cupverteidiger Team New Zealand, damit ging der Cup erstmals in der 152jährigen Geschichte des America’s Cup an ein europäisches Team.
Für diesen Cup war geplant, mit dem Düsseldorfer Yachtclub und der Illbruck erstmals ein deutsches Herausforderer-Syndikat in das Rennen zu schicken. Aufgrund von Finanzierungsproblemen wurde das Boot nicht fertiggestellt und man konnte letztlich nicht antreten. Michael Illbruck hat dieses Boot (GER 68) jedoch zu Trainingszwecken an das neuseeländische Team „Emirates Team New Zealand“, dem Herausforderer von Alinghi im America’s Cup 2007, verliehen. Ende 2006 hat Michael Illbruck das Boot segelfertig von den Neuseeländern zurückbekommen.
Der 32. America’s Cup 2007
- Hauptartikel: 32. America’s Cup
Der 32. America’s Cup wurde 2007 vor der Küste Valencias (Spanien) ausgetragen, da die Schweiz ein Binnenland ist und daher die Austragung dort nicht möglich ist. Das war nach der Ursprungs-Regatta vor der Isle of Wight das erste Mal, dass der Cup in Europa stattfand. Für diesen Cup wurde erstmals auch ein deutsches Boot angemeldet. Am 29. April 2005 meldete sich das United Internet Team Germany (Steuermann: Jesper Bank) an. Insgesamt traten 2007 12 Teams aus 9 Ländern als Herausforderer der Alinghi an. Das Finale fand wie schon beim letzten Cup zwischen dem Schweizer Team Alinghi und dem Herausforderer Team New Zealand statt. Der Titelverteidiger Alinghi siegte mit 5:2.
Der 33. America’s Cup 2010
- Hauptartikel: 33. America’s Cup
Der spanische Club „Nautico Español de Vela“ gab die erste Herausforderung an den Alinghi-Club Société Nautique de Genève ab, wurde aber vor Gericht disqualifiziert, da er kein jährliches Rennen auf dem Meer veranstaltete und damit nicht den Bestimmungen der Stiftungsurkunde entsprach. Der Golden Gate Yacht Club, vertreten durch BMW Oracle Racing, wurde neuer „Challenger of Record,“ der mit dem Verteidiger Alinghi die Regeln für die nächste Ausgabe bestimmen sollte.
Da sich beide Vereine nicht auf ein Regelwerk einigen konnten, wurde vor Gericht entschieden, dass der 33. America’s Cup ab dem 8. Februar 2010 vor Valencia startet. Es durften nur die SNG und GGYC teilnehmen, die Regeln waren nur durch die Stiftungsurkunde begrenzt, die 90 Fuß lange Boote vorschrieb. Der Cup wurde nach dem Modus „Best of three“ ausgetragen.
BMW Oracle Racing konnte die ersten beiden Rennen für sich entscheiden und gewann somit den America’s Cup.
Der 34. America’s Cup 2013
Der 34. America’s Cup wird vom Golden Gate Yacht Club mit dem Challenger of Record organisiert. Mascalzone Latino war mit dem Club Nautico di Roma der neue Challenger of Record.
BMW Oracle Racing und Team Mascalzone Latino streben eine Neugestaltung des Cups an. Der Zeitplan hierfür wurde auf einer Pressekonferenz in Rom vorgestellt.[4] Der Eigner von Mascalzone Latino gab am 12. Mai 2011 die Aufgabe des America’s Cup-Engagements bekannt.[5]
Die Regatta wird 2013 in San Francisco stattfinden. Bis Mitte Mai 2011 haben neben dem Titelverteidiger sieben weitere Teams gemeldet. Dies sind der neue „Challenger of Record“ Kungliga Svenska Segal Sallskapet (Artemis Racing) um Torbjorn Tornqvist und Paul Cayard, der Aleph Yacht Club mit Skipper Bertrand Pacé, Meĭ Fań Yacht Club (Team China), Emirates Team New Zealand, der Yacht Club de France (Team Energy), Real Club Nautico de Valencia (Green Comm Racing) und Sail Korea Yacht Club (Team Korea).
Gesegelt werden soll mit Yachten der Klasse „AC 72“. Diese Katamarane haben eine Rumpflänge von 22 Meter und eine Breite von 14 Meter. Das von 11 Seglern gefahrene Boot hat ein Flügelsegel von 40 Meter Höhe und eine Flügelfläche von 230 bis 260 m². Es wird mit einer maximalen Geschwindigkeit von 32 Knoten gerechnet.
Vorregatten sollen ab 2011 mit den kleineren Yachten der Klasse „AC 45“ gesegelt werden.
Pokal
Der Pokal ist eine 67,6 cm [26-5/8 Inch (= Zoll)] hohe Kanne aus 134 Unzen versilbertem Britanniametall (hochlegiertes Zinn). Der Pokal wurde 1848 von Londoner Juwelier R. & G. Garrard für einen damaligen Preis von 100 Sovereigns (105 Pfund Sterling) hergestellt. Lord Anglesey und nicht Königin Victoria stiftete dem Yachtclub Royal Yacht Squadron (RYS) den Pokal und nannte ihn nach dem Kaufpreis One Hundred Sovereigns Cup und nicht wie oft fälschlich zitiert 100 Guineas Cup.[6]
Er trägt den Spitzname bodenlose Kanne (engl. the auld mug), da der Pokal keinen Boden hat. Seit 1958 ist die Kanne aber nicht mehr bodenlos. Man montierte einen 17,8 cm (7 Inch) hohen Sockel darunter, um weitere Gewinner eingravieren zu können. Bis zum erstmaligen Gewinn des Pokals durch die Yacht Australia II im Jahr 1983 war der Pokal in einer Vitrine des New York Yacht Club festgeschraubt, der den AC seit 1870 veranstaltet. Für die Skipper der US-amerikanischen Verteidiger-Yachten (defender) galt die unausgesprochene Maxime, sie müssten bei einem Verlust der bodenlosen Kanne diese durch ihren Kopf ersetzen.
Zwischen 2003 und 2010 war der Pokal in einer Vitrine im Clubhaus der Société Nautique de Genève ausgestellt, wurde aber zu bestimmten Anlässen auch an anderer Stelle präsentiert.
Ergebnisse
Der jeweilige America’s-Cup-Gewinner ist fett markiert.
Regelwerk, Schiedsgericht
Das Arbitration Panel, in dem jeweils fünf internationale, ehemalige Richter sitzen, ist als Schiedsgericht die höchste Instanz bei Streitigkeiten zwischen den Teams. Daneben gibt es Sportgerichte der Verbände die andere Rennen veranstalten, die von den Teams bei diesen Rennen angerufen werden können und wurden, um Streitigkeiten zu klären, die auch für den AC relevant sind (vgl. Dennis Conner).
Literatur
- Tatjana Pokorny: Alinghis Gipfelsturm. Der America’s Cup. Delius Klasing, 2003, ISBN 3-7688-1489-0
- Ranulf Rayner, Tim Thompson: Die Geschichte des America’s Cup von 1851 bis heute.. Blv Verlagsgesellschaft, 2003, ISBN 3-405-16626-8
- Marc Bielefeld, Peter Sandmeyer: Die Herausforderer. Murmann-Verlag, Hamburg 2006, ISBN 3-938017-49-X
- Jan-Felix Litter: America’s Cup – Vermarktung von Tradition. In: Lars Nuschke: Vermarktungspotentiale des Spitzensports. Eine Betrachtung ausgewählter Fallbeispiele, S. 19-35. Sierke Verlag, Göttingen 2007, ISBN 978-3-940333-31-5
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Since 1851: In the Beginning, The Early Challenges Abgerufen am 22. August 2011
- ↑ Originaltext: Deed of Gift aus Wikisource Abgerufen am 29. Dezember 2010
- ↑ Vgl. Südkurier vom 29. Oktober 2008
- ↑ 34. America’s Cup erst 2013 oder 2014. Meldung vom 6. Mai 2010
- ↑ mascalzonelatino.it: Mascalzone Latino says goodbye to the 34° America’s Cup
- ↑ Royal Yacht Squadron: The Yacht America Abgerufen am 27. Januar 2009
Weblinks
Commons: America's Cup – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- yacht-online: Gegenüberstellung der Yachten des America’s Cup im Laufe der Zeit Abgerufen: 22. Dezember 2010
- Offizielle Website des America’s Cup (englisch, französisch, spanisch, italienisch)
- „Majestät, es gibt keinen Zweiten" ein Text von Peter Sandmeyer
- Herreshoff Marine Museum (englisch)
- America’s Cup: Geschichte – Yachten (englisch)
Kategorien:- America’s Cup
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