- Segelyacht
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Der Begriff Segelyacht (auch Segeljacht) bezeichnet ein Segelschiff, das hauptsächlich für Freizeit- oder Sportaktivitäten verwendet wird oder gelegentlich auch repräsentativen Zwecken dient.
Der Begriff Segelyacht legt in gewissem Umfang auch die Bauart des Schiffes fest und bezeichnet im eigentlichen Sinn nur Einrumpfboote. Konstituierendes Element – in Abgrenzung zur Jolle – ist hierbei ein fester, in der Regel mit Ballast versehener Kiel. Zu Freizeit- oder Sportzwecken genutzte gesegelte bewohnbare Katamarane oder Trimarane werden gelegentlich jedoch trotzdem als Segelyachten bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Bauform
Segelyachten weisen für gewöhnlich eine Länge von etwa 24–60 Fuß auf (7,5–18 m), es gibt jedoch auch deutlich größere Segelyachten. Segelyachten die kleiner als 24 Fuß sind aber trotzdem den „Yachtkriterien“ entsprechen (fester Kiel, Ballast, bewohnbare Kajüte, Schlaf- und Wohngelegenheit) werden auch Daysailer genannt.
Segelyachten sind - von Sonderformen abgesehen - im Gegensatz zu Jollen gewichtsstabile Schiffe, das heißt ihr Gewichtsschwerpunkt liegt so tief, dass er ein erhebliches aufrichtendes Moment für die Yacht darstellt (Prinzip des „Stehaufmännchens“). Dadurch können Yachten nur sehr schwer kentern und richten sich gewöhnlich aus jeder Lage wieder auf. Im Gegensatz zu Jollen besitzen Yachten jedoch in der Regel keine Schwimmkörper im Rumpf, so dass sie – etwa durch hohe Wellen oder ein Leck – vollaufen und sinken können.
Mehrrumpfboote sind keine gewichtsstabilen Schiffe. Sie sind formstabil. Ihre ausladenden Rümpfe erschweren das Kentern stark, gekenterte Mehrrumpfboote richten sich aber nicht von alleine wieder auf. Daher sind sie im eigentlichen Sinn keine Yachten.
Sonderformen
Vor allem im Bereich der Küstengewässer und im Wattenmeer und auf flachen Binnenseen kommen sogenannte Jollenkreuzer und Kielschwertyachten zum Einsatz. Diese Boote sind bewohnbar ausgebaut und gleichen über Wasser anderen Yachten. Sie sind jedoch nicht gewichtsstabil, sondern kombinieren Gewichts- und Formstabilität. Sie verfügen oft über einen sehr flachen Kiel und besitzen ein aufholbares Schwert, was das Befahren von sehr flachen Gewässern ermöglichen soll.
Kielformen
Hauptartikel: Kiel
Man unterscheidet bei Segelyachten im Wesentlichen zwei Typen von Kielen. Klassische Yachten haben meist einen sogenannten Langkiel, der bis zu drei Vierteln der Schiffslänge ausmachen kann. Modernere Yachten werden dagegen fast ausnahmslos mit kurzem Flossenkiel, an dessen unterem Ende sich oft noch als zusätzliches Gewicht eine Kielbombe befindet, gebaut.
Vor allem bei modernen Regattayachten kommen zunehmend Schwenkkiele zum Einsatz, Flossenkiele, die rechtwinklig zur Schiffsachse ausgestellt werden können. Schwenkkiele optimieren die Gewichtsverteilung, wenn die Yacht krängt und ermöglichen, im Verhältnis zu gleichartigen Schiffen mit starrer Kielflosse, die Reduzierung des Gesamtgewichtes.
Ein Sonderfall sind die so genannten Kimmkiele, kurze Flossenkiele, die paarig an den Seiten des Rumpfes ansetzen. Sie ermöglichen in Gewässern mit ausgeprägtem Tidenhub das Trockenfallen, da die Yacht auf beiden Kimmkielen stehen kann. Derartig ausgestattete Yachten werden Kimmkieler und Doppelkieler genannt. Selten sieht man auch Schiffe mit einem dritten Kiel zwischen den beiden Kimmkielen, so genannte Dreikieler. Durch optimale Position in der Kimm des Rumpfes und bestimmte Profilierungen der Kielflossen, wird bei Am-Wind- oder Halbwindkurs ein hydrodynamischer Auftrieb nach Luv erzeugt.
Takelung
Segelyachten verfügen meist über ein oder zwei Masten. Segelyachten werden fast ausschließlich mit Schratsegeln gesegelt. Diese kommen in Form von Stagsegeln, Hochsegeln, Sprietsegeln, Luggersegeln oder Gaffelsegeln vor.
Einmastige Segelyachten
Die wahrscheinlich gebräuchlichste Form von Segelyachten ist die Slup, eine Segelyacht mit zwei Hauptsegeln (Großsegel und Vorsegel).
Slupen werden auf verschiedene Arten getakelt. Das Großsegel ist in fast allen Fällen als Hochsegel ausgeführt. Das Vorsegel kann die gesamte Masthöhe ausnutzen oder erst unterhalb der Mastspitze (Masttopp) ansetzen.
Segelyachten mit mehr als einem Vorsegel bezeichnet man als Kutter. Gewöhnlich verfügen Kutter neben dem Großsegel normalerweise über Fock und Klüver als Vorsegel. Das Großsegel kann als Hochsegel oder als Gaffelsegel ausgeführt sein (Gaffelkutter).
Zweimastige Segelyachten
Bei den zweimastigen Segelyachten unterscheidet man anhand des Riggs zwischen Schoner, Ketsch und Yawl.
Zum Schonerrigg gehören Fock- und Großmast, sowie gegebenenfalls ein Klüverbaum. Schoner haben meist Gaffeltakelung, und sind bei Toppsegelschonern noch mit zusätzlichen Rahsegeln versehen. Das typische am Schoner ist, dass der hintere Mast (Großmast) höher ist als der Fockmast.
Das Rigg der Ketsche und Yawls besteht aus Groß- und Besanmast. Der Besanmast ist niedriger als der vordere Mast (Großmast). Ein Klüverbaum kann das Rigg ergänzen. Moderne Ketsche fahren oftmals Hochsegel (Bermudasegel).
Die Anzahl der Vorsegel kann bei Ketschen und Yawls variieren, Schoner verfügen gewöhnlich mindestens über Fock und Klüver.
Sonderformen der Beseglung
Für besondere Einsatzzwecke (z. B. Einhandsegeln) werden Segelyachten mit ungewöhnlichen Segelformen konstruiert, z. B. Segelyachten mit Dschunkenrigg.
Segelyachten der Mega-Yacht-Klasse greifen meist auf die Beseglung von historischen Segelschiffen zurück oder wirken wie eine überdimensionale Ausführung einer Slup oder eines Kutters. Ausnahmen bilden Mehrmastschoner wie beispielsweise der spektakuläre hochgetakelte Viermastschoner Phocea.
Klassische Yachten
Unter klassischen Yachten versteht man Yachten, die vor 1970 in Holz, Stahl oder Aluminium gebaut wurden, und die sich in einem weitgehend originalen Erhaltungszustand befinden oder entsprechend restauriert wurden. Klassische Yachten, die eine moderne Ausrüstung (Beschläge, Rigg, Carbonsegel) fahren, die zum Zeitpunkt des Baus dieser klassischen Yacht noch nicht zur Verfügung standen, werden differenzierend auch Vintage-Yachten genannt. Die Freunde klassischer Yachten sind in Deutschland im Freundeskreis Klassische Yachten organisiert.
Hersteller
Zu den weltweit größten Herstellern von Segelyachten zählen Dufour und Bénéteau in Frankreich sowie Bavaria Yachtbau und HanseYachts in Deutschland.
Die längsten Segelyachten
Die Liste zeigt die 10 längsten (Lüa) Segelyachten (Stand 2007).
- Eos, 92,92 m
- Athena, 90,00 m
- Maltese Falcon, 88 m
- Mirabella V, 75,20 m
- Phocea, 75,13 m
- Adix, 64,86 m
- Felicita West, 63,64 m
- Creole, 63,03 m
- Baboon, 62,00 m
- Islander, 58,50 m
Literatur
- Detlef Jens: Die klassischen Yachten. 4 Bände, Koehlers Verlagsgesellschaft, Hamburg. Bd. 1: Festivals in Nordeuropa. 2006, ISBN 978-3-7822-0943-4. Bd. 2: Die Kunststoffrevolution. 2007, ISBN 978-3-7822-0945-8. Bd. 3: Rennschiffe im Wandel der Zeit. 2007, ISBN 978-3-7822-0958-8. Bd. 4: Die Fahrtenyachten. 2010, ISBN 978-3-7822-0969-4.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Sailing yachts – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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