Jan Ernestowitsch Rudsutak

Jan Ernestowitsch Rudsutak

Jan Ernestowitsch Rudsutak (russisch Ян Эрнестович Рудзутак; lettisch Jānis Rudzutaks ; * 3. August 1887 in Kuldiga, Kurland, Russisches Kaiserreich; † 29. Juli 1938) war ein sowjetischer Politiker, Minister und Opfer des Großen Terrors.

Leben

Jan Ernestowitsch Rudsutak

Rudsutak war Sohn einer Familie lettischer Landarbeiter. Ab 1903 arbeitete er in einer Fabrik in Riga. Zwei Jahre später schloss er sich der Lettischen Sozialdemokratischen Partei an. Wegen seiner politischen Einstellung wurde er 1907 verhaftet und zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nachdem er einen Teil seiner Strafe in Riga abgesessen hatte, wurde er in das Butyrka-Gefängnis nach Moskau überstellt. Im Gefolge der Februar-Revolution wurde Rudsutak 1917 aus der Haft entlassen.

Wieder in Freiheit, bekleidete er diverse Positionen in der kommunischen Partei und bei den Gewerkschaften. Im Dezember 1921 wurde der altgediente Bolschewik - in das 13 Mitglieder umfassende Organisationsbüro der Russischen Kommunistischen Partei (siehe KPdSU; Parteiname) berufen. Er wirkte von 1921 bis 1924 als Vorsitzender des Zentralasiatischen Büros der Kommunistischen Partei. 1923 wurde er einer der Sekretäre des wichtigen Zentralkomitees der Partei. 1923 bis 1926 war er nach dem XII. Parteitag zunächst Kandidat des Politbüros. Vom 23. Juli 1926 bis zum 4. Februar 1932 war er Vollmitglied und von Februar 1934 bis zu seiner Verhaftung im Mai 1937 erneut Kandidat dieses Gremiums.

1924 bis 1930 war er Volkskommissar für Verkehr und zugleich auch stellvertretender Vorsitzender des Rats der Volkskommissare der UdSSR sowie Vorsitzender des Rats für Arbeit und Verteidigung.

1938 wurden Rudsutak sowie Kossior (Politbüromitglied von 1930 bis 1938), Tschubar (Politbüromitglied von 1935 bis 1938), Postyschew und Eiche (beide bis 1938 Kandidaten des Politbüros) und die überwiegende Anzahl der Mitglieder des Zentralkomitees (ZK) der KPdSU im Zuge der stalinistischen Säuberung erschossen.

1956 erklärte Chruschtschow dazu in seiner Geheimrede auf dem XX. Parteitag: „Genosse Rudsutak hat die von ihm erzwungenen Geständnisse voll und ganz widerrufen. … Er wurde nicht einmal vor das Politbüro des ZK zitiert. … Binnen 20 Minuten war das Urteil gefällt, und er wurde erschossen.“

In den Memoiren Anastas Mikojans wird beschrieben, dass Lenin erwogen habe, Rudsutak anstelle Stalins zum Generalsekretär der kommunistischen Partei zu küren. Andere Quellen bestätigen dies indes nicht.

Literatur

  • Spuler: Regenten und Regierungen der Welt; Minister-Ploetz Bd. 4, 1964
  • Merle Fainsod: Wie Russland regiert wird; Kiepenheuer & Witsch, 1965
  • Michel Tatu: Macht und Ohnmacht im Kreml; Ullstein, 1967
  • Leo Trotzky: Stalin – Eine Biographie; Pawlak-Verlag und Kiepenheuer & Witsch

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