- Kuldīga
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Kuldīga (dt.: Goldingen) Basisdaten Staat: Lettland Landschaft: Kurland (lettisch: Kurzeme) Verwaltungsbezirk: Kuldīgas novads Koordinaten: 56° 58′ N, 21° 58′ O56.96861111111121.971666666667Koordinaten: 56° 58′ 7″ N, 21° 58′ 18″ O Einwohner: 12.755 (1. Jul. 2010) Fläche: 13 km² Bevölkerungsdichte: 981,15 Einwohner je km² Höhe: Stadtrecht: seit 1347 Webseite: www.kuldiga.lv Stromschnellen an der Venta (lett: Ventas rumba) Kuldīga (dt.: Goldingen) ist eine Stadt im Westen Lettlands am Fluss Venta.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
An den Stromschnellen der Venta sind Ansiedlungen von Jägern und Fischern aus dem 2. Jahrtausend v. Chr nachgewiesen. Weiter Flußabwärts auf einem Hügel bestand seit dem frühen Mittelalter eine Befestigungsanlage (Alt-Kuldinga) der Kuren. 1230 schloss der Gesandte des Papstes Baldwin von Alna einen Vertrag mit dem Kurischen Herrscher Lammekin (lat: Lammekinus rex) demzufolge dieser zum Christlichen Glauben überging und ein größeres Gebiet um Kuldinga als Lehen erhielt.
Der livländische Landmeister des Deutschen Ordens Dietrich von Grüningen errichtete 1242 nach einem Kriegszug gegen die Kuren an den Stromschnellen die Burg, welche erst Jesusburg und später Goldingen hieß. 1252 wird eine hölzerne Kirche der Heiligen Katharina erwähnt. Seit 1355 hatte Kuldiga Stadtrechte und wurde 1368 als Teil der Hanse geführt.
Goldingen wurde 1561 zur Residenz des Herzogs Gotthard Kettler und später zur Hauptstadt Kurlands. Unter Herzog Jakob Kettler blühte die Wirtschaft in Goldingen auf: so entwickelte sich zum Beispiel der Schiffbau, Salpeterfabriken und Ziegelbrennereien.
Durch den polnisch-schwedischen Krieg und den Großen Nordischen Krieg sowie einer Pestepidemie verlor die Stadt an wirtschaftlichem und politischem Einfluss. Nach dem Frieden von Nystad 1721 stand Kuldiga unter polnischer Oberhoheit bis zur Auflösung der polnisch-litauischen Adelsrepublik im Jahre 1795. Danach geriet Kuldiga unter russische Herrschaft. Die Stadt wurde ein Sitz eines Kreishauptmanns im Kurländischen Gouvernement, einem der drei Ostseegouvernements.
Im 19. Jahrhundert erlebte die Stadt einen erneuten wirtschaftlichen Aufschwung. Die größten Unternehmen waren die Nadelfabrik „Meteor“, die Streichholzfabrik „Vulkan“ und die Lederfabrik. Im Jahre 1881 hatte die Stadt bereits 9.151 Einwohner. 1886 wurde das Lehrerseminar von Riga hierher verlegt. 1896 gründete sich in Kuldiga ein erster Bund der Sozialdemokraten des Baltikums. Nach dem Ersten Weltkrieg kam Kuldiga zum unabhängig gewordenen Lettland.
1935 wurde eine Schmalspurbahn nach Liepāja eingerichtet.
1939 wurden die Deutsch-Balten, welche immer noch 13% der Stadtbevölkerung stellten, in den Warthegau in Polen umgesiedelt.
1940 wurde Lettland durch die Rote Armee besetzt, was umfangreiche Deportationen der Bevölkerung zur Folge hatte. Nachdem die Wehrmacht 1941 Kuldīga besetzte, starteten Schikanen und Enteignungen der jüdischen Bewohner, die 1935 knapp ein Zehntel der Bevölkerung ausgemacht hatten.[1] Später wurden sie in der Synagoge zusammengetrieben und dort knapp zwei Wochen interniert. Anschließend wurden sie innerhalb zweier Tage in den umliegenden Wäldern von Letten aus Kuldīga und Angehörigen der SS und der Wehrmacht erschossen. Hab und Gut der Ermordeten wurden unter der einheimischen Bevölkerung versteigert.
Am 10. Mai 1945 nahm die Rote Armee Kuldīga in Besitz.
In der sowjetischen Zeit war Kuldīga ein Kreisstadt und es wurde Industrie angesiedelt. Unter anderem Holzverarbeitende Industrie, ein Werk für Stahlbeton-Fertigteile und eine Textilfabrik. Von 1978 bis 2002 existierte die Streichholz-Fabrik "Vulkan".
Wappen
Goldingen besaß bereits zur Ordenszeit ein Siegel in dessen Zentrum die heilige Katharina von Alexandrien stand. Sie hat in einer Hand das Richtrad, in der zweiten - das Schwert. Das Stadtwappen zeigt die heilige Patronin weiß auf rot in der Mitte stehend mit abgespreizten Armen. In der rechten Hand hält sie das Rad, welches mit einem Kreuz an der Kette umhangen ist. Die linke Hand stützt sich auf ein abwärts gerichtetes Schwert. Die heutige Form wurde 1938 offiziell genehmigt.
Sehenswürdigkeiten
- Das ehemalige Schloss des Deutschen Ordens von 1248.
- Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Backsteinbrücke an den Stromschnellen der Venta (dt:Windau), welche mit 270 bis 275 Metern die breiteste Europas sind.
- Die Synagoge der Stadt war eine der Synagogen Lettlands mit der prächtigsten Innenausstattung. Anfang der 1950er Jahre wurde sie zu einem Kino umgebaut. Dazu wurden eine Decke auf Höhe der Frauenempore eingezogen, Treppenhäuser eingebaut und der Haupteingang in den Ort der Heiligen Lade, die Aron ha-Qodesch (Toraschrein) gebrochen. Das Kino schloss wenige Jahre nach dem Ende der Sowjetunion und steht seitdem leer. Die Stadtverwaltung plant, die Stadtbibliothek sowie Parkplätze auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge, der ehemaligen Wochentagssynagoge, und weiterer ehemals jüdischer Einrichtungen zu errichten.
Sonstiges
- Es besteht seit 1991 eine Städtepartnerschaft mit Geesthacht, (Deutschland)
- Kuldīga ist Mitglied der Neuen Hanse und nahm mehrfach an den Hansetagen der Neuzeit teil.
Söhne und Töchter der Stadt
- Karl Juljewitsch Dawidow, russischer Komponist, Dirigent, Cellist und Musikpädagoge
- Jakob Kettler, Herzog von Kurland, Enkel des letzten Deutschordensmeisters Gotthard Kettler
- Andris Reiss, Radrennfahrer.
- Jan Ernestowitsch Rudsutak, prominenter sowjetischer Politiker
- Max Weinreich, ein auf Jiddisch spezialisierter Sprachwissenschaftler
- Sergei Michailowitsch Tretjakow russischer Schriftsteller
Kuldigas novads
Nach Auflösung des Landkreises Kuldīga besteht heute eine Verwaltungsgemeinschaft der Stadt mit 13 umliegenden Gemeinden. 2010 lebten im Kuldīgas novads 27213 Einwohner.
Literatur
- Ernst Henning: Geschichte der Stadt Goldingen in Kurland. Mitau 1809. (Reprint: v. Hirschheydt, Hannover-Döhren 1973, ISBN 3-7777-0952-2)
- Heinz zur Mühlen: Baltisches historisches Ortslexikon. Teil 2. Lettland (Südlivland und Kurland). Böhlau, Köln u. a. 1990, ISBN 3-412-06889-6.
- Latvijas Pagastu Enciklopēdeija. Preses Nams, Riga 2002, ISBN 9984-00-436-8
Weblinks
Commons: Kuldīga – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikisource: Goldingen in der Topographia Electoratus Brandenburgici et Ducatus Pomeraniae (Matthäus Merian) – Quellen und VolltexteEinzelnachweise
- ↑ Andrew Ezergailis: The Holocaust in Latvia: 1941 - 1944 the missing center. Historical Inst. of Latvia, Riga 1996, ISBN 9984-9054-3-8, S. 403.
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