Jerry Falwell

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Jerry Lamon Falwell (* 11. August 1933 in Lynchburg, Virginia; † 15. Mai 2007 Lynchburg, Virginia) war ein US-amerikanischer fundamentalistisch-baptistischer Pastor und Fernsehprediger, der vor allem durch deutliche Unterstützung der Religiösen Rechten bekannt wurde. Er ist Gründer der Megachurch Thomas Road Baptist Church in Lynchburg, der Moral Majority Movement, der Liberty University, des Elam Home für Männer mit Alkohol- und Drogenproblemen und des Liberty Godparent Home für Frauen, die wegen einer Schwangerschaft in Schwierigkeiten sind.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jerry Falwell gründete 1956 die Thomas Road Baptist Church, die zu Beginn der 1970er Jahre als die schnellstwachsende Kirche in den Vereinigten Staaten bezeichnet wurde und von anfänglich 35 Gottesdienstbesuchern auf 22.000 Mitglieder wuchs.[1] Falwell lehnte die schwarze Bürgerrechtsbewegung der 1950er und 1960er Jahre ab und vertrat 1965 die Ansicht, dass das Ende der Segregation das Ende der „weißen Rasse“ zur Folge hätte, eine Ansicht, welche er später offenbar relativierte. Die erste Taufe eines Afroamerikaners in Falwells Gemeinde erfolgte 1971.[2] Ebenso sprach Falwell sich für das Apartheidssystem in Südafrika aus.[3]

Falwell forderte unter Anderem die Umstellung des Schulsystems von einem öffentlichen System zu einem Gutscheinsystem für Eltern, wobei er eine Übernahme des kompletten Schulsystems durch christliche Gemeinschaften erhoffte. Er galt als Unterstützer Präsident Bushs. Die Terroranschläge am 11. September 2001 bezeichnete er als Rache Gottes am liberalen Sündenpfuhl Amerika. Falwell leugnete außerdem die globale Erwärmung und berief sich dabei auf Klimaskeptiker wie Fred Singer und Bjørn Lomborg.[4] Die Warnungen vor dem Klimawandel hielt er für ein satanisches Ablenkungsmanöver, welches Christen von der Verkündigung des Evangeliums abhalten solle.[5] Über Gewerkschaften sagte er, diese sollten aufhören, mehr Geld zu verlangen und stattdessen die Bibel studieren.[6] 1999 spekulierte Falwell, dass der Antichrist möglicherweise auf der Erde weilen würde und ein Jude sei.[7] 2006 berichtete die Jerusalem Post, dass Falwell sich der theologischen Position angeschlossen hätte, dass Juden aufgrund des Bundes zwischen Mose und Gott nach ihrem Tod automatisch ins Paradies gelangen würden. Falwell erwirkte eine Gegendarstellung, in der er betonte, dass allen Juden, die sich nicht ausdrücklich zu Jesus Christus bekennen, die Hölle drohe.

In der November-Ausgabe des Jahres 1983 brachte das Hustler-Magazin eine Parodie über Falwell. Der Fernsehprediger sprach in einem gefälschten Interview über „sein erstes Mal“: Angeblich hatte er Inzest mit seiner Mutter in einem Toilettenhäuschen, während er betrunken war. Jerry Falwell verklagte daraufhin das Magazin wegen psychischer Belastungen auf 45 Millionen US-Dollar Schadenersatz. Larry Flynt, der Herausgeber des Magazins, wehrte sich gegen die Klage. Schließlich entschied am 24. Februar 1988 der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten für Flynt und den Hustler.[8] Das Urteil wurde damit begründet, dass der erste Zusatzartikel und die darin garantierte Meinungsfreiheit wichtiger seien als der vermeintliche Schaden, den öffentliche Personen durch psychischen Stress infolge von Parodien hätten.

Falwell kritisierte weiterhin die Fernsehserie Teletubbies, da seiner Ansicht nach die Figur Tinky-Winky homosexuell sei.[9]

Wenige Jahre vor seinem Tod prophezeite Jerry Falwell, dass das Ende der Welt bevorstehe und er selbst die Wiederkehr des Herrn noch erleben werde.[10] Am 15. Mai 2007 verstarb der Fernsehprediger aufgrund von Herzrhythmusstörungen im Alter von 73 Jahren in Lynchburg, Virginia.

Kritik an Falwell

Falwell war bereits zu Lebzeiten sehr umstritten und galt als ein politisches Angriffsziel der Demokraten in den Vereinigten Staaten. Aber auch unter den Republikanern wurde Falwell massiv kritisiert. Barry Goldwater, der republikanische Präsidentschaftskandidat 1964, äußerte über Falwell: “Every good Christian should line up and kick Jerry Falwell's ass.”[11] Falwells später zurückgenommene Ansicht, die Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 hätten ihr Schicksal "möglicherweise verdient", wurde von dem Publizisten Christopher Hitchens als Landesverrat ("treason") bezeichnet. [12]

Bücher

  • Church Aflame. Impact, 1971.
  • Capturing a Town for Christ. Revell, 1973.
  • Liberty Bible Commentary on the New Testament. Thomas Nelson, 1978.
  • Listen, America! Doubleday, 1980.
  • The Fundamentalist Phenomenon. Doubleday, 1981.
  • Finding Inner Peace and Strength. Doubleday, 1982.
  • Liberty Bible Commentary. Thomas Nelson, 1982.
  • When it Hurts Too Much to Cry. Tyndale House, 1984.
  • Wisdom for Living. Victor Books, 1984.
  • Stepping Out on Faith. Tyndale House, 1984.
  • Champions for God. Victor Books, 1985.
  • If I Should Die Before I Wake. Thomas Nelson, 1986.
  • The Fundamentalist Phenomenon/the Resurgence of Conservative Christianity. Baker Book House, 1986.
  • Strength for the Journey. Simon & Schuster, 1987.
  • The New American Family. Word, 1992.
  • Falwell: An Autobiography. Liberty House, 1997. (Ghost written by Mel White [1])
  • Fasting Can Change Your Life. Regal, 1998.
  • Achieving Your Dreams. World Publishers, 2006.
  • Building Churches of Dynamic Faith: A Five-Session Study Guide. World Publishers, 2006.
  • Dynamic Faith Journal. World Publishers, 2006.

Einzelnachweise

  1. Thomas Road Baptist Church: History, Stand: 2006
  2. http://www.guardian.co.uk/obituaries/story/0,,2081138,00.html
  3. http://www.nndb.com/people/558/000022492/
  4. http://www.wnd.com/news/article.asp?ARTICLE_ID=54413
  5. http://www.guardian.co.uk/obituaries/story/0,,2081138,00.html
  6. wörtlich: Labor unions should study and read the Bible instead of asking for more money, zitiert nach TITEL-Kulturmagazin (http://www.titel-magazin.de/artikel/173/8287/appetithappen-fallout-new-vegas.html)
  7. Chip Berlet/Matthew N. Lyons: Right-Wing Populism in America: Too Close for Comfort, Guilford Press, New York 2000, S. 323f und S. 406.
  8. Hustler Magazine, Inc. et al. v. Jerry Falwell, 485 U.S. 46
  9. http://www.nndb.com/people/558/000022492/
  10. Tagesschau.de, 16. Mai 2007 (nicht mehr online verfügbar)
  11. Guardian: God moves to the left
  12. "Christopher Hitchens and Ralph Reed Square Off over Late Leader's Influence; the Christian Right." May 17, 2007. FOX News. Retrieved June 23, 2009.

Weblinks


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