- Jerzy Sosnowski
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Jerzy Sosnowski (* 3. oder 4. Dezember 1896 in Lemberg, Ukraine; † 26. Mai 1942 in Saratow, Russland) war ein polnischer Major und Agent des polnischen Geheimdienstes. Unter den Tarnnamen Georg von Sosnowski, Ritter von Nalecz beschaffte er von 1926 bis 1934 wichtige militärische Informationen aus dem deutschen Reichswehrministerium.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft und Anfänge
Jerzy Sosnowski wurde am 3. oder 4. Dezember 1896 als Sohn eines polnischen Ingenieurs in Lemberg (heute: Lwow, Ukraine) geboren. Er diente im Ersten Weltkrieg von 1914 bis 1918 als Offizier in der polnischen Legion der österreichischen Streitkräfte und beherrschte die deutsche Sprache akzentfrei. Seine Fähigkeiten nutzte Sosnowski nach dem Krieg als Nachrichtenoffizier im Majorsrang für den polnischen Geheimdienst.
Agententätigkeit in Deutschland
Sosnowski führte sich als Ritter von Nalecz in Berliner Kreise des deutschen Adels ein, welcher traditionell mit dem deutschen Militär verwoben war. Der polnische Geheimdienst unterstützte dieses Vorhaben mit finanziellen Zuwendungen. Ab 1926 hatte Sosnowski aus dem deutschen Adel die Frauen Irene von Jena, Benita von Falkenhayn und Renate von Natzmer für Spionagetätigkeiten gegen das Deutsche Reich angeworben. Vor allem von Natzmer beschaffte Sosnowski wichtige Unterlagen aus dem Reichswehrministerium, unter anderem Informationen über Truppenstärken und Aufmarschpläne der deutschen Reichswehr. Seine Vorgesetzten bezweifelten jedoch vor allem wegen Sosnowkis aufwändigem Lebensstil die Echtheit der Dokumente und verdächtigten ihn, ein Doppelagent der deutschen Seite zu sein.
Enttarnung und Verurteilung
Die von Sosnowski angeworbenen deutschen Spione im Reichswehrministerium fielen durch ungewöhnlich verschwenderischen Lebenswandel auf. Gleichzeitig wurde die nichtadelige Identität Sosnowskis im Jahr 1932 publik, eine Agententätigkeit konnte ihm jedoch von der deutschen militärischen Abwehr nicht nachgewiesen werden. Die Abwehr observierte jedoch ab diesem Zeitpunkt Sosnowski und seine deutschen Kontakte. Trotzdem hatte man erst zwei Jahre später ausreichend Beweise, um ihn und seine Helferinnen von Falkenhayn, von Natzmer und von Jena am 27. Februar 1934 zu verhaften. Die Spionageaffäre gilt deshalb als Misserfolg der Abwehr, die in dieser Zeit wegen Kompetenzgerangel mit der Gestapo und der Ermordung ihres Leiters, Ferdinand von Bredow, nicht effizient arbeitete.
Ein Jahr nach ihrer Verhaftung wurden alle Beteiligten der Spionageaffäre des Hoch- und Landesverrats angeklagt und vom 3. Senat des Volksgerichtshofes in Berlin innerhalb eines Tages für schuldig befunden. Renate von Natzmer und Benita von Falkenhayn wurden zum Tode durch Enthauptung verurteilt und umgehend hingerichtet. Irene von Jena wurde zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Jerzy Sosnowski galt wegen seiner polnischen Staatsangehörigkeit, im Gegensatz zu den Mitangeklagten, nicht als Verräter und wurde ebenfalls zu lebenslanger Haft verurteilt. Bereits ein Jahr nach seiner Verurteilung wurde er gegen in Polen inhaftierte deutsche Agenten ausgetauscht.
Letzter Lebensabschnitt
In Polen wurde Jerzy Sosnowski umgehend verhaftet und in einem Strafverfahren wegen Landesverrat zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Er geriet verwundet in sowjetische Gefangenschaft und verstarb am 26. Mai 1942 unter ungeklärten Umständen in einem Gefangenenlager bei Saratow, Russland.
Verfilmungen
Die Spionageaffäre diente als Motiv für mehrere Verfilmungen.
- Kinofilm Rittmeister Wronski von 1954, mit den Schauspielern Willy Birgel und Irene von Meyendorff in den Hauptrollen nach den Realfiguren Sosnowski und von Natzmer.
- Fernsehfilm Kostenpflichtig zum Tode verurteilt von 1966 mit den Schauspielern Ernst Stankovski und Doris Schade in den Hauptrollen.
- Polnische Fernsehserie "Pogranicze w ogniu" (Brennende Grenze) von 1991 mit Tomasz Stockinger
Literatur
- Michael Graf Soltikow: Rittmeister Sosnowski. Verlag der Stern Bücher, Erstausgabe 1954, Roman nach Motiven der Spionageaffäre
- Janusz Piekalkiewicz: Weltgeschichte der Spionage. Wien, Komet Verlag, 2002 ISBN 3933366313
Weblinks
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