- Amon Göth
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Amon Leopold Göth (* 11. Dezember 1908 in Wien; † 13. September 1946 in Krakau)[1] war SS-Hauptsturmführer und Kommandant des Konzentrationslagers Plaszow in Płaszów bei Krakau.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Amon Göth trat am 13. Mai 1931 in die NSDAP ein (Mitglieds-Nr. 510.764). Als wegen Sprengstoff-Anschlägen nach ihm gefahndet wurde, floh er von Österreich in das Deutsche Reich. Innerhalb kürzester Zeit erwarb er sich durch Skrupellosigkeit und Fanatismus den Ruf eines Vorzeigeoffiziers der SS.
Göth sammelte zunächst im Zwangsarbeitslager Budsin einschlägige Erfahrungen und später auch in den Vernichtungslagern Belzec, Sobibor und Treblinka, bevor er im März 1943 die Liquidierung des Krakauer Ghettos durchführte und etwa zur gleichen Zeit die Kommandantur über das Arbeitslager Plaszow (KZ Plaszow) übernahm.
Durch seine sadistische Obsession, morgens mit einem Präzisionsgewehr auf KZ-Häftlinge zu schießen und sie von seinen beiden Hunden zerfleischen zu lassen, erhielt er den Beinamen „Schlächter von Plaszow“. Mindestens 500 Menschen brachte er eigenhändig um. Nachdem er einen Menschen ermordet hatte, forderte er dessen Karteikarte an, um Verwandte ebenfalls töten zu lassen, da er keine „unzufriedenen Leute” im Lager haben wolle.
SS-Hauptsturmführer Göth behandelte auch SS-Untergebene hart und brachte diese wegen kleinster Vergehen vor ein SS- und Polizeigericht. Zudem betrieb er Schwarzmarktgeschäfte. Dies führte dazu, dass er durch SS-Untergebene wegen Unterschlagung von „Reichseigentum“ (nach NS-Recht fiel das konfiszierte Eigentum der jüdischen KZ-Gefangenen dem Deutschen Reich zu) angezeigt wurde. Mietek Pemper, Göths Stenograph, gab den Tenor der Anzeige wie folgt wieder: „Göth lebt wie ein Pascha, während unsere Soldaten im Osten sterben.“ Zuständig für die Bearbeitung der Anzeige war der SS-Jurist Konrad Morgen, dessen Vernehmungsprotokolle nach dem Krieg unter anderem vom Nürnberger Militärtribunal ausgewertet wurden. Göth wurde am 13. September 1944 in Wien von der Gestapo verhaftet. Das Ende des Zweiten Weltkrieges verhinderte einen Prozess gegen ihn. Karl Koch, Kommandant von Buchenwald, war wegen ähnlicher Delikte zum Tode verurteilt und hingerichtet worden.
Göth wurde 1945 in Bad Tölz verhaftet und ins Internierungslager Dachau gebracht. Den US-Streitkräften gegenüber hatte er sich als Kriegsheimkehrer ausgegeben. Diese identifizierten ihn trotz seiner einfachen Wehrmachtsuniform als SS-Angehörigen und lieferten ihn ebenso wie Rudolf Höß, ehemals Kommandant des KZ Auschwitz, nach Polen aus.
Der Prozess fand in Krakau vom 27. August bis zum 5. September 1946 im größten Schwurgerichtssaal des in der Senacka-Straße (ul. Senacka) gelegenen polnischen Woiwodschaftgerichtes statt. Gerichtsvorsitzender war Dr. Alfred Eimer, der bereits vor dem Krieg als Richter tätig war. Angeklagt wurde Göth unter anderem wegen der Verantwortung für die Ermordung von mehr als 8000 Menschen allein im Lager Płaszów, der Mitschuld am Tod weiterer 2000 Menschen bei der Liquidierung des Ghettos in Krakau-Podgórze am 13. und 14. März 1943 sowie Hunderten von Morden bei der Auflösung der Ghettos in Tarnów und Szebnie. Göth wurde vom Gericht zum Tod durch Erhängen verurteilt.
Bei seiner Hinrichtung am 13. September 1946 in Krakau kam es zweimal zu einer Verzögerung. Die Henker hatten die Seillänge falsch berechnet. Göth fiel zweimal durch die Falltür und landete mit beiden Beinen auf dem Boden. Erst der dritte Versuch führte zum Tod.
Familie
Im Februar 2002 veröffentlichte der Autor Matthias Kessler das Buch Ich muss doch meinen Vater lieben, oder? Es entstand durch ein zweitägiges Interview mit Monika Hertwig, der 1945 geborenen Tochter des Kriegsverbrechers. Die Zeugenaussagen über die Taten ihres Vaters lagern in der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen.
Im Jahr 2005 sagte Monika Hertwig (geborene Göth): „Ich bin von der Archivarbeit begeistert. […] Auch wenn es nicht schön ist und viele schreckliche Dinge dabei herauskommen. Es ist gut, dass die Akten da sind.“ Sie fordert, die noch lebenden Täter weiter zu verfolgen: „[Sie haben sich] auch nicht gescheut, die Alten tot zu schlagen, […] Krüppel erschlagen, blinde Menschen, nur weil sie nicht gesehen haben, wo sie hingehen. Menschen mit Rollstühlen […] aus dem Fenster rausgeschmissen. Wenn es nur irgendeine Gerechtigkeit auf der Welt geben soll, dann sollen die, auch wenn sie alt sind, büßen.“[2]
Der militante Neonazi und Holocaustleugner Gerd Honsik (geb. 1941) ist Göths Neffe.
Filme
- In Steven Spielbergs Holocaust-Drama Schindlers Liste (1993), basierend auf einem Roman nach historischen Zeugnissen des Australiers Thomas Keneally, wurde Göth von Ralph Fiennes dargestellt.
- Im Jahr 2006 erschien der Dokumentarfilm Der Mördervater. (Originaltitel: Inheritance.) des Filmemachers James Moll. Der Film dokumentiert die Begegnung von Monika Hertwig, Amon Göths Tochter, auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Płaszów und in Göths dortigem Wohnhaus mit Helen Jonas-Rosenzweig. Göth hatte Rosenzweig als jüdisches Dienstmädchen verpflichtet. Nach Göths Verhaftung wurde Rosenzweig durch Oskar Schindler gerettet. In dem Film wird u. a. beschrieben, wie Hertwig mit der Vergangenheit ihres Vaters, dem sie äußerlich auffallend ähnelt, aufwuchs und lebt.[3] Ihre Mutter Ruth Irene Kalder, so gab Hertwig an, äußerte sich nie kritisch über die Nazi-Vergangenheit. Ruth Irene Kalder litt zunehmend unter Depressionen und nahm sich 1983 das Leben.[4][5] Hertwig beteiligt sich aktiv an der Aufklärungsarbeit über die Gefahren des Nationalsozialismus.
Literatur
- The United Nations War Crimes Commission: Law-Reports of Trials of War Criminals Bd. VII, London, HMSO 1948 (englisch). Auszug: „Trial of Hauptsturmführer Amon Leopold Goeth. Supreme National Tribunal of Poland (27th-31st August and 2nd-5th September, 1946)“ als PDF
- Johannes Sachslehner: Der Tod ist ein Meister aus Wien – Leben und Taten des Amon Leopold Göth. Styria, Wien 2008, ISBN 978-3-222-13233-9.
- Matthias Kessler: Ich muss doch meinen Vater lieben, oder? Eichborn, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-8218-3914-7.
- Mietek Pemper: Der rettende Weg. Schindlers Liste – Die wahre Geschichte. Aufgezeichnet von Viktoria Hertling und Marie Elisabeth Müller. Hoffmann und Campe, Hamburg 2010 (erstmals 2005). ISBN 3-455-50183-4
- Centralna Żydowska Komisja Historyczna: Proces ludobójcy Amonda Leopolda Goetha przed Najwyższym Trybunałem Narodowym. 1947, polnisch.
- Tom Segev: Die Soldaten des Bösen. Zur Geschichte der KZ-Kommandanten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992. ISBN 97-8349918826-8.
Einzelnachweise
- ↑ Artikel über Amon Göth auf www.deathcamps.org, abgerufen am 16. Januar 2011
- ↑ Reportage von 3sat
- ↑ gesendet am 27. August 2008 auf dem TV-Sender arte
- ↑ Den charmanten Sadisten entlarven FAZ.net, abgerufen am 16. Januar 2011
- ↑ Livia Bitton Jackson: Monika Goeth. In the Shadow of Evil, in: jewishpress.de, 8. Juli 2009; abgerufen am 29. August 2011
Weblinks
- Literatur von und über Amon Göth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Simone Kaiser: Den charmanten Sadisten entlarven. In: F.A.Z., 24. März 2005, Nr. 70 / Seite 7.
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