Johann Georg Conrad Oberdieck

Johann Georg Conrad Oberdieck
J.G.C. Oberdieck

Johann Georg Conrad Oberdieck (* 30. August 1794 in Wilkenburg; † 24. Februar 1880 in Herzberg am Harz) war ein deutscher lutherischer Pfarrer und einer der bedeutendsten deutschen Pomologen des 19. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Oberdieck wurde als Sohn eines Predigers in Wilkenburg geboren und studierte nach dem Besuch des Lyzeums in Hannover von 1812 bis 1815 Theologie an der Universität Göttingen, wo er Mitglied des Corps Hannovera wurde. Das Studium verdiente er sich durch Privatunterricht.

Seine erste Stelle nach dem Studium trat er in Lüneburg als Subkonrektor der Michaelisschule an. Vier Jahre später wurde er zunächst Mitarbeiter des Superintendenten Brase in Wunstorf und im selben Jahr erhielt er seine erste Gemeinde in der Stadt Bardowick, in der hauptsächlich Garten- und Obstanbau betrieben wurde. Der Absatz dieser Produkte, die von jeher in Hamburg abgesetzt wurden, stockte wegen der Nachwirkungen der Befreiungskriege und der französischen Besatzung. Um das Wohl seiner Gemeinde bedacht, machte Oberdieck, der sich schon in Göttingen neben der Theologie intensiv mit den Naturwissenschaften auseinandergesetzt hatte, sich daran, die Qualität des in Bardowick angebauten Obstes zu verbessern, um so den Absatz im nahe gelegenen Hamburg durch neue, bessere Sorten zu fördern. Mit der Einrichtung einer kleinen Baumschule wurde der Pfarrer so zum Pomologen. Diese erste Baumschule wurde im Winter 1822/23 durch Frost vollständig vernichtet, ein Ereignis das ihn zu seiner ersten pomologischen Veröffentlichung[1] veranlasste.

Seine Apfelsorten bezog er von dem bedeutsamsten Züchter der Zeit, dem Arzt und Pomologen Hadrian Diel[2] und aufgrund der räumlichen Enge seiner Baumschule legte er Sortenbäume an, die eine große Anzahl verschiedener aufgepfropfter Apfelsorten gleichzeitig tragen konnten. Seine unter Fachleuten anerkannte Sammlung umfasste alte bereits beschriebene Obstsorten aber auch die Neuzüchtungen der Zeit.

Oberdieck wurde 1831 Superintendent in Sulingen und 1839 in Nienburg/Weser; seine Sortensammlung zog beide Male mit um und wuchs in Nienburg auf über 4.000 Bäume an. Der Umzug aus Anlass seiner nächsten Versetzung nach Jeinsen im Jahr 1853 dürfte eine logistische Herausforderung gewesen sein, auch wenn nur die verpflanzungsfähigen Exemplare den Umzug mitmachten.

Der weitere schwere Winter 1870/71 führte zur erneuten Befassung mit Frostschäden und deren Vermeidung[3].

1878 setzte er sich in Herzberg zur Ruhe, blieb allerdings als angesehener und viel geehrter Pomologe schriftstellerisch bis zu seinem Tode aktiv.

Nach Oberdieck benannte Apfelsorten

Die Liste der Apfelsorten verweist auf Oberdiecks Renette[4] und Oberdiecks Taubenapfel[5] als bedeutende Kulturäpfel des 19. Jahrhunderts. Auch der Lehrgarten der Fachhochschule Weihenstephan ist nach Oberdieck benannt.

Werke

Titel von Heft 1 der Pomologischen Monatshefte
  • als Autor:
    • Die Probe- oder Sortenbäume als bestes und leichtestes Mittel, sich in kurzer Zeit umfassende pomologische Kenntnisse zu verschaffen.Verlag Hahn, Hannover 1844.
    • Anleitung zur Kenntniß und Anpflanzung des besten Obstes für das nördliche Deutschland.Regensburg 1852.
    • Pomologische Notizen, 1869.
    • Kurzer Abriß meines Lebens. Ravensburg 1870.
  • als Herausgeber:
    • gemeinsam mit Eduard Lucas: Monatsschrift für Pomologie und practischen Obstbau, die späteren Pomologischen Monatshefte. Ab 1855.[6]
    • gemeinsam mit Eduard Lucas, Friedrich Jahn: Illustriertes Handbuch der Obstkunde in 9 Bänden mit einigen Zusatzbänden, Stuttgart und Ravensburg 1859-83.
    • Deutschlands beste Obstsorten. Anleitung zur Kenntnis und Anpflanzung einer nach strenger Auswahl zusammengestellten Anzahl von Obstsorten mit besonderer Berücksichtigung derer, welche auch in trockenem Boden noch viele gute Früchte liefern oder nur in feuchtem Boden gut gedeihen, 1881.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. J. G. C. Oberdieck: Beobachtungen und Wahrnehmungen über den durch den kalten Winter 1822/23 angerichteten Frostschaden und das Gefrieren der Gehölze überhaupt, in niederländischer Sprache. "Diese Arbeit wurde von der Harlemer Akademie Societät der Wissenschaften gekrönt." (Zit. Heß: ADB, S.87).
  2. Vgl. Löbe: Diel, (* 1756, † 1839 od. 1833), in: ADB Bd.5 S.127
  3. Beobachtungen über das Erfrieren vieler Gewächse und namentlich unserer Obstbäume in kalten Wintern, nebst Erörterung der Mittel, durch welche Frostschaden möglichst verhütet werden
  4. Engelbrecht:Deutschlands Apfelsorten, Nr.414 S.462.
  5. Engelbrecht, Nr.225 S.210.
  6. Heft 1 als Quellentext bei Wikisource, siehe Weblinks

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