Johann Karl Ernst Wiehe

Johann Karl Ernst Wiehe

Johann Karl Ernst Wiehe (* 17. November 1842 in Braunschweig; † 1. August 1894 in Reichenhall) war ein deutscher Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Der aus einer Bauhandwerkerfamilie stammende Wiehe absolvierte das Realgymnasium in seiner Heimatstadt und studierte von 1858 bis 1861 am Collegium Carolinum. Er wurde Mitarbeiter des Stadtbaurats Carl Tappe, den er bei der Renovierung der mittelalterlichen Brüdernkirche unterstützte. Nach Abschluss der Ersten Staatsprüfung im Jahre 1864 ging Wiehe von 1865 bis 1866 nach Wien, um an der Akademie der bildenden Künste bei Dombaumeister Friedrich von Schmidt (1825–1891) gotische Baukunst zu studieren. Der Studienaufenthalt war prägend für seine Zuwendung zur mittelalterlichen, insbesondere gotischen Baukunst. Nach Braunschweig zurückgekehrt, legte er 1866 die Zweite –Staatsprüfung ab. Im Jahre 1867 beauftragte ihn die Kreisdirektion Braunschweig mit dem Bau der Kirche in Thedinghausen.

Herzoglicher Kreisbaumeister

Von 1869 bis 1872 arbeitete Wiehe als Baukondukteur im Sekretariat der Herzoglichen Baudirektion, bevor er 1873 als Nachfolger Friedrich Maria Krahes zum Kreisbaumeister ernannt wurde. Er entwarf 1874 die neugotischen Kirchen in Rüningen und Lunsen, die als Vorbild für weitere ländliche Kirchenbauten dienten. Seit 1876 war Wiehe für die Restaurierung der ehemaligen Klosterkirchen des Landes und zuständig. So wurden unter anderem die Klosterkirche Riddagshausen und die Stiftskirche Königslutter restauriert. Im Jahre 1877 wurde Wiehe Baurat und hatte als Mitglied der Herzoglichen Baudirektion ein bedeutendes Mitspracherecht bei der einheitlichen Gestaltung der neuen Schul- und Kirchenbauten im Herzogtum Braunschweig.

Restaurierung des Braunschweiger Domes

Wiehes Lebenswerk wurde die Restaurierung des Braunschweiger Domes, die er seit 1876 in mehreren Abschnitten, teilweise gemeinsam mit August Ottmar Essenwein (1831–1892), durchführte. Die Innenausstattung wurde in romanischen Formen wiederhergestellt. Zwischen 1889 und 1891 wurden die von ihm entworfene neuromanische Sakristei und die Taufkapelle am südlichen Querarm errichtet.

Weitere Bauten in Braunschweig

Im Jahre 1883 wurde der Neubau des Marienstiftes an der Helmstedter Straße eröffnet. Das Neue Gymnasium, seit 1906 Wilhelm-Gymnasium, wurde 1885 eingeweiht. Er entwarf das Finanzbehördenhaus (heute NORD/LB) in der Dankwardstraße und die 1876 eingeweihte Herberge zur Heimat an der Juliusstraße.

Wiehe war seit 1869 mit Luise, geb. Vetterlein, verheiratet, mit der er sechs Kinder hatte. Er starb 1894 in Reichenhall.

Literatur

  • Paul Zimmermann: Wiehe, Ernst. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 492–495.
  • Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. Hannover 1996, ISBN 3-7752-5838-8, S. 653–654.
  • Norman-Mathias Pingel: Westermann, Hannes. in: Braunschweiger Stadtlexikon, Ergänzungsband, herausgegeben im Auftrag der Stadt Braunschweig von Luitgard Camerer, Manfred R. W. Garzmann und Wolf-Dieter Schuegraf unter besonderer Mitarbeit von Norman-Mathias Pingel, S. 138-139, Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7.

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