- Johann Walter
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Johann Walter (alias Johann Blankenmüller, auch Johannes Walter; * 1496 in Kahla, Thüringen; † 25. März 1570 in Torgau) war ein Kantor und Herausgeber des ersten evangelischen Chorgesangbuchs (Geistliches Gesangbüchlein, 1524).
Inhaltsverzeichnis
Leben
Seit 1517 war Walter Sänger an der Hofkapelle Friedrichs des Weisen1526, nach Auflösung der Kapelle, wurde er Kantor an der Torgauer Lateinschule und somit Stadtkantor in Torgau, 1548 bis 1554 Hofkapellmeister in Dresden. Dort gründete und leitete er die Kurfürstliche Hofkantorei.
1524 wurde Walter von Martin Luther beauftragt, das Wittenberger Liederbuch ("Geistliches Gesangbüchlein") herauszugeben. 1525 zog Luther ihn für die Ausarbeitung seiner "Deutschen Messe" heran. Johann Walter gilt als „Urkantor“ der evangelischen Kirche. Viele Melodien zu Luther-Liedern sind in Zusammenarbeit mit Johann Walter entstanden.
Die einzigen Melodien zu Texten Luthers, die heute noch unter Walters eigenem Namen im Evangelischen Gesangbuch enthalten sind, sind die zu Es spricht der Unweisen Mund wohl (mit dem Text Herr, für dein Wort sei hoch gepreist von David Denicke, EG 196) und Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen (EG 518), für die er eine ältere Vorlage aus Salzburg bearbeitet hat. Außerdem stammen aus seiner Feder die Melodien Der Herr ist mein getreuer Hirt (EG 274) und All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu (EG 440), die Texte zu Herzlich tut mich erfreuen (EG 148) und Allein auf Gottes Wort will ich mein Grund und Glauben bauen (EG 195), sowie Text und Melodie zu Wach auf, wach auf, du deutsches Land (EG 145).
Einer seiner Torgauer Schüler war Georg Otto (1550–1618), der wiederum Lehrer von Heinrich Schütz wurde.
In Torgau gibt es ein Johann-Walter-Gymnasium, das im Jahr 1371 erstmals erwähnt wurde. Johann Walter bildete dort als Kantor Chorknaben aus und war ab 1534 festangestellter Lehrer.
Die Kantorei der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde in Walters Geburtsort Kahla heißt seit 1956 „Johann Walter-Kantorei“.
Johann Walter Plakette
Mit der Johann Walter Plakette werden Persönlichkeiten geehrt, die sich um die Pflege der Musiktradition und des Musiklebens in Sachsen besondere Verdienste erworben haben. Diese Auszeichnung wird vom Sächsischen Musikrat seit 2002 alle zwei Jahre vergeben. Ausgezeichnet wurden bisher:
- 2002: Peter Kopp, Luise Rummel, Wolfgang Reich, Frank Streuber
- 2004: Ludwig Güttler, Ingo Zimmermann
- 2006: Christfried Brödel, Erhard Fietz, Jürgen Schulze
- 2008: Herbert Blomstedt, Hans-Joachim Meyer
- 2010: Erhard Franke, Frank Klüger
Literatur
- Paul Gerhard Aring: WALTER, Johann(es) alias J. Blankenmüller. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 13, Herzberg 1998, ISBN 3-88309-072-7, Sp. 239–240.
- Martin Bender: Allein auf Gottes Wort. Johann Walter – Kantor der Reformation. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1971.
- Herbert von Hintzenstern: Johann Walter (1496-1570). Der erste lutherische Kantor und Komponist. In: »Laudate Dominum«: Achtzehn Beiträge zur thüringischen Kirchengeschichte. Festgabe zum 70. Geburtstag von Landesbischof D. Ingo Braecklein. Thüringer kirchliche Studien; Bd. 3, Berlin 1976, S. 91-97. pdf-Datei
- Walter Blankenburg: Johann Walter. Leben und Werk. Schneider, Tutzing 1991, ISBN 3-7952-0618-9.
- Siegmar Keil: "Die Music ist ein himlisch kunst"- Der Kantor und Lutheraner Johann Walter (1496-1570), in: Mitteldeutsches Jb. für Kultur und Geschichte, Bd. 17, Bonn 2010, S. 38-49.
Weblinks
- Werke von und über Johann Walter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Motetten von Walter (Ausgabe für die Praxis)
- Gemeinfreie Noten von Johann Walter in der Choral Public Domain Library (ChoralWiki) (englisch)
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