Johann Weichard von Valvasor

Johann Weichard von Valvasor
Johann Weichard Valvasor

Johann Weichard Valvasor, Freiherr zu Galleneck und Neudorff, Herr zu Wagensperg und Liechtenberg[1], slowenisch Janez Vajkard Valvasor, * Mai 1641 in Laibach; † 19. September 1693 in Gurkfeld, war Adeliger im habsburgischen Herzogtum Krain und bedeutender Polyhistor, Topograph und Historiker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kindheit

Das Geburtsdatum sowie der Geburtsort von Johann Weichard sind nicht überliefert, jedoch ist aus den erhaltenen Taufmatrikeln ersichtlich, dass er am 28. Mai 1641 in der Laibacher Dompfarrkirche St. Nikolaus katholisch getauft wurde. Als Taufpaten wirkten Freiherr Konrad Ruess von Ruessenstein aus Stermol (Strmol) und Regina Dorothea Rasp aus Kreutberg (Krumperk).[2]

Sein Vater, Freiherr Bartholomäus Valvasor, war Generaleinnehmer der Krainer Landstände, Landesausschussmitglied und Inhaber der Oberkrainer Herrschaften Gallenegg (Medija) und Gallenberg (Gamberk). Die Mutter, Freiin Anna Maria, entstammte der alten Krainer Adelsfamilie Rauber. Die Eltern waren seit 1632 verheiratet, Johann Weichard war ihr zwölftes Kind.

Nicht überliefert ist, wo Johann Weichard seine Kindheit verbrachte. Sicherlich auf den elterlichen Liegenschaften, im Laibacher Stadtdomizil am Alten Markt (Stari trg 4), auf Schloss Gallenegg und auf der Landgerichtsherrschaft Schloss Gallenberg, die sein Vater in Johann Weichards Geburtsjahr erwarb.

Kulturgeografie und -geschichte

Johann Weichard erwarb sich seine erstaunlich universelle Bildung an verschiedenen Universitäten und als Offizier während der Türkenkriege, aber auch auf Reisen durch viele europäische Länder und nach Afrika.

Seine Beschreibungen von Landschaft, Kultur und Architektur seiner Krainer Heimat, aber auch der Nachbarherzogtümer Kärnten und Steiermark wurden gerühmt. Seine Beschreibungen von Städten, Burgen und Schlössern sowie Naturdenkmälern in Kärnten und Krain sind bis heute bedeutend. Auch für die Geschichtsschreibung sind Valvasors Werke wichtig, da er zahlreiche Informationen sammelte, deren Quellen heute zum Teil verloren sind.

Zeichnungen und Skizzen

Valvasor fertigte eine große Anzahl von Zeichnungen und Skizzen der in diesen Ländern liegenden Städte, Märkte, Klöster, Burgen und Schlösser an. Diese Skizzen verwendete unter anderen der Illustrator Andreas Trost für Kupferstiche, die in der Topographia Ducatus Carniolae modernae (1679), der Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae & modernae completa (1688; Kärnten war allerdings nicht Erzherzogtum) und in der Ehre dess Hertzogthums Crain (1689) abgedruckt wurden. Valvasor hatte für Trost auf seinem Schloss Wagensberg (slowenisch Bogenšperk) in der Nähe von Littai (Litija) eine eigene Kupferstichwerkstatt eingerichtet.

Hydrologische Statistik

Valvasors Entwicklung statistischer Verfahren für die Hydrologie war wegweisend und insbesondere seine Beschreibung des Zirknitzer Sees (Cerkniško jezero) erregte so viel Aufsehen, dass er auf Edmond Halleys Vorschlag in die Londoner Königliche Gesellschaft aufgenommen wurde.

Gedenken

Valvasor war auf dem slowenischen 20-Tolar-Schein abgebildet.

Iconotheca Valvasoriana

Die grafische Sammlung, die Valvasor angelegt hatte, wurde in der Inconotheca Valvasoriana dokumentiert: in 17 Bänden mit ingesamt 7752 Blättern, Drucken und Zeichnungen, unter anderem von Albrecht Dürer, Rembrandt und Lucas Cranach, – eine der bedeutendsten frühbarocken Grafiksammlungen des Habsburgerreiches. Das Original befindet sich in Agram; die Slowenische Akademie der Wissenschaften und Künste hat der Österreichischen Nationalbibliothek 2011 ein Faksimile der kompletten Sammlung überlassen.[3]

Werke

  • Dominicae passionis icones, 1679, reprint 1970 (COBISS)
  • Topographia Ducatus Carnioliae modernae, 1679, reprint 1970 (COBISS)
  • Topographia arcium Lambergianarum id est arces, castella et dominia in Carniolia habita possident comites a Lamberg; Bagenspergi (Bogenšperg), 1679 (COBISS), reprint 1995 (COBISS)
  • Topographia Archiducatus Carinthiae modernae: das ist Controfee aller Stätt, Märckht, Clöster, undt Schlösser, wie sie anietzo stehen in dem Ertzhertzogthumb Khärnten; Wagensperg in Crain (Bogenšperg), 1681 (COBISS); Nürnberg, 1688 (COBISS)
  • Carniolia, Karstia, Histria et Windorum Marchia, Labaci (Ljubljana) 1681 (COBISS)
  • Theatrum mortis humanae tripartitum: figuris aeneis illustratum : das ist: Schau-Bühne des menschlichen Todts in drey Theil : mit schönen Kupffer-Stichen geziehrt vnd an Tag gegeben; Laybach, Saltzburg (Ljubljana, Salzburg); 1682 (COBISS) Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf
  • Topographia Archiducatus Carinthiae antiquae & modernae completa: Das ist Vollkommene und gründliche Land - Beschreibung des berühmten Erz-Herzogthums Kärndten; Nürnberg 1688, (COBISS)
  • Opus insignium armorumque ... ;(1687-1688) (COBISS)
  • Die Ehre dess Hertzogthums Crain: das ist, Wahre, gründliche, und recht eigendliche Belegen- und Beschaffenheit dieses Römisch-Keyserlichen herrlichen Erblandes; Laybach (Ljubljana) 1689 (COBISS)

Referenzen

  1. Ehre dess Hertzogthums Crain, Laybach 1689 (COBISS), reprint Ljubljana 1984 (COBISS)
  2. Branko Reisp: Kranjski polihistor Janez Vajkard Valvasor (Der krainische Polyhistor J. V. Valvasor), Mladinska knjiga, Ljubljana 1983
  3. Geschenkte Faksimiles, in: Wochenzeitung Falter, Wien, Nr. 44, 2. November 2011, S. 40

Literatur

  • Peter von Radics: Johann Weikhard Freiherr von Valvasor (geb. 1641, gest. 1693), Laibach 1910
  • Mirko Rupel: Valvasorjevo Berilo (Valvasors Lesebuch), Mladinska knjiga, Ljubljana 1951
  • Tita Kovač: Spomini barona Valvasorja, (Erinnerungen des Barons Valvasor), Hist. Roman, Ljubljana 1973
  • Branko Reisp: Kranjski polihistor Janez Vajkard Valvasor (Der krainische Polyhistor J. V. Valvasor), Mladinska knjiga, Ljubljana 1983
  • Branko Reisp (Hrsg.): Korespondenca Janeza Vajkarda Valvasorja z Royal Society (= The correspondence of Janez Vajkard Valvasor with the Royal Society), Laibach 1987.
  • Sandi Sitar: Janez Vajkard Valvasor, polihistor in književnik (1641-1639) in: Sto slovenskih znanstvenikov, zdravnikov in tehnikov, (J. W. Valvasor, Polyhistor und Schriftsteller (1641-1693), in: Einhundert slowenische Wissenschaftler, Ärzte und Techniker), Ljubljana 1987, Beitrag 21
  • Andrej Vovko (Hrsg.): Valvasorjev zbornik. Ob 300 letnici izida Slave Vojvodine Kranjske. Referati s simpozija v Ljubljani 1989, Laibach 1990
  • Ivan Godec: Valvasor in Slovenci danes (Valvasor und die Slowenen heute), Ljubljana 1996
  • Irmgard Palladino: Johann Weichard von Valvasor (1641-1693). Protagonist der Wissenschaftsrevolution der Frühen Neuzeit, Wien Köln Weimar 2008, ISBN 978-3-205-77719-9

Weblinks

 Commons: Valvasors Copper engravings – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Siehe auch


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