Johanna Budwig

Johanna Budwig

Johanna Budwig (* 30. September 1908 in Essen an der Ruhr; † Mai 2003 in Freudenstadt) war eine Apothekerin und Chemikerin, die vor allem durch ihre Öl-Eiweiß-Kost bekannt wurde.

Sie war der Meinung, dass Krebs durch eine Öl-Eiweiß-Kost heilbar wäre. Die sogenannte Budwig-Diät basiert einerseits auf der Empfehlung, bestimmte Nahrungsmittel zu essen, andererseits auf dem Verbot bestimmter Nahrungsmittel. Sie war ursprünglich als Diät für Hepatitispatienten gedacht.

Diese spezielle Form einer Krebsdiät ist in der modernen evidenzbasierten Medizin nicht anerkannt, wird aber mitunter in alternativmedizinischen Kreisen weiter verbreitet und angewandt. Dem widerspricht jedoch der zu ähnlichen Themen arbeitende Jenaer Forscher Michael Ristow.[1]

Johanna Budwig forschte aber nicht nur im alternativ-medizinischen Bereich, sondern beantragte unter anderem 1982 ein Patent, das die Benutzung von Rubinlasern in Kernkraftwerken vorsieht, um die Aufnahmefähigkeit des Kühlwassers für Radioaktivität zu erhöhen.[2]

Inhaltsverzeichnis

Die Budwig-Diät

Besonders empfohlen wird der Verzehr von Leinsamen, kaltgepresstem Leinöl, Quark und Hüttenkäse. Leinsamen enthalten viele ungesättigte Fettsäuren, insbesondere Linolensäure. Budwigs Meinung nach müsse Leinsamenöl Bestandteil der Nahrung sein, da es essentiell sei und der Mensch es nicht selbst produzieren könne. Quark und Hüttenkäse seien deshalb wichtig, weil sie viele Schwefel enthaltende Aminosäuren enthielten, die Fettsäuren besser löslich und resorbierbar machten. Daneben können Gemüse, Sauerkrautsaft, Obst oder Nüsse (jedoch keine Erdnüsse) verzehrt werden.

Die Budwig-Diät verzichtet auf Fleisch, Fisch, Butter, konservierte Nahrungsmittel, Margarine, Nudeln, Tiefkühlkost und Zucker.

Budwigs Öl-Eiweiß-Kost beruft sich auf eine rund 80 Jahre alte Hypothese des Medizin-Nobelpreisträgers Otto Warburg zur Entstehung von Dickdarmkrebs, die sogenannte Warburg-Hypothese, die früher weder widerlegt noch bewiesen und erst im Jahr 2006 bei einem Laborversuch für Mäuse bestätigt werden konnte.

Budwig schlussfolgerte, dass der anaerobe Stoffwechsel der Tumorzellen mit Hilfe einer gezielten Ernährung zurück zum aeroben Stoffwechsel geführt werden könne. Laut Budwig hat das Gemisch von schwefelhaltigen Proteinen, wie sie in Quark oder Hüttenkäse enthalten sind, zusammen mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren, wie man sie in Leinsamen findet, Auswirkungen auf die Zellatmung des Tumorgewebes. Einen Nachweis für die beschriebenen Wirkungen auf den Stoffwechsel von Krebszellen konnte Budwig jedoch nicht erbringen.

Kritik an der Budwig-Diät

Onkologen und Ernährungswissenschaftler sind der Meinung, dass eine Diät alleine nicht in der Lage ist, eine Krebserkrankung zu heilen. Berichte über Heilerfolge werden als Anekdoten angesehen, da es keine wissenschaftlichen Studien zu diesen Berichten und einer möglichen Wirksamkeit dieser Diät bei Krebs gibt. Als Diät, die eine effektive Therapie begleitet, kann sie jedoch bei Nachweisbarkeit des Enzyms TKTL-1 akzeptiert werden, da nicht zu erwarten ist, dass von dieser Diät alleine eine Mangel- oder Fehlernährung ausgeht. Die Diät ist in ihrer Zusammensetzung jedoch sehr einseitig.[3]

Johanna Budwig ging von einem generell krebshemmenden Effekt von mehrfach ungesättigten Fettsäuren aus[4], ignorierte jedoch den in der Zwischenzeit nachgewiesenen Unterschied zwischen Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren. Dabei weisen zahlreiche Studien auf krebsfördernde Wirkungen einer übermäßigen Zufuhr an Omega-6-Fettsäuren hin, wogegen für Omega-3-Fettsäuren krebshemmende Wirkungen belegt sind.[5] Somit ist Budwigs Hypothese, dass mehrfach ungesättigte Fettsäuren prinzipiell die Zellatmung in Krebszellen reaktivieren und diese damit zum Absterben bringen, nicht haltbar. Vor diesem Hintergrund könnten die Überlieferungen Budwigs in Bezug auf die Heilerfolge bei Krebs auf den vergleichsweise hohen Omega-3- und niedrigen Omega-6-Gehalt des von ihr verwendeten Leinöls zurückzuführen sein.

Bekannte Speisen

  • Die Creme Budwig, besonders im französischen Raum bekannt.
  • Linomel ist der Handelsname eines Produkts, bei dem nach Budwig-Anleitung ein Leinsaat-Nuss-Granulat mit Quark entweder zu einem Müsliriegel verarbeitet wird oder als Granulat angeboten wird.

Werke

  • Die elementare Funktion der Atmung in ihrer Beziehung zu autoxydablen Nahrungsstoffen. Hyperion-Verlag, Freiburg im Breisgau 1956.
  • Fotoelemente des Lebens, auch zur Überwindung der Erkrankung an Krebs. Resch, Innsbruck 1979.
  • Kosmische Kräfte gegen Krebs, Elektronen-Biologie. Hyperion-Verlag, Freiburg im Breisgau 1966.
  • Krebs, das Problem und die Lösung. Sensei-Verlag, Kernen 2000.
  • Krebs - ein Fettproblem, richtige Wahl und Verwendung der Fette. Hyperion-Verlag, Freiburg im Breisgau 1956 .
  • Die Auswirkungen des Fettstoffwechsels auf die Funktion der Sinnesorgane; Textauszug aus: Das Fettsyndrom. Hyperion-Verlag, Freiburg i. Br. 1959.
  • Laserstrahlen gegen Krebs, Resonanz-Phänomene als Anti-Entropie-Faktor des Lebens, Hyperion-Verlag, Freiburg im Breisgau 1968.
  • Öl-Eiweiß-Kost, Hyperion-Verlag, Freiburg im Breisgau 1965.
  • Prof. Dr. H. P. Kaufmann, Dr. J. Budwig: Zur Biologie der Fette V: Die Papier-Chromatographie der Blutlipoide, Geschwulstproblem und Fettforschung, Chemischen Landes-Untersuchungsamt Nordrhein-Westfalen und dem Deutschen Institut für Fettforschung. Münster i. W., Artikel erschienen in Fette und Seifen Nr. 54, S. 156-165, 1952.

Einzelnachweise

  1. „Als Werbung für extreme Ernährungsformen möchte Michael Ristow seine Arbeit keinesfalls interpretiert wissen. 'Eine Therapie auf Ernährungsbasis wäre zwar eine elegante Lösung', sagt er. Auf diesem Weg sei bisher jedoch kein positives Ergebnis erzielt worden.“, Berliner Zeitung, 11. Februar 2006
  2. Offizielle Webseite
  3. ARD-Beitrag zu Krebsdiäten (2006)
  4. Budwig, J., Krebs. Das Problem und die Lösung. Die Dokumentation, 6. Aufl., Kernen 1999
  5. z.B. Berquin IM et al., Modulation of prostate cancer genetic risk by omega-3 and omega-6 fatty acids, J Clin Invest. 2007 Jul 2;117(7):1866-1875. PMID 17607361 oder Rose DP, Connolly JM, Effects of dietary omega-3 fatty acids on human breast cancer growth and metastases in nude mice, J Natl Cancer Inst. 1993 Nov 3;85(21):1743-7, PMID 8411258

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johanna Budwig — (30 September 1908 ndash;19 May 2003) was a German chemist, pharmacologist and physicist. She developed and promoted the Budwig diet , which centers around the regular consumption of foods rich in linolenic and linoleic acids. Flaxseed oil (cold… …   Wikipedia

  • Johanna Budwig — est une biochimiste allemande, qui soutient que le cancer est aisément guérissable, grâce à un régime alimentaire approprié. Sommaire 1 La méthode 2 Autre point de vue 3 Œuvres 3.1 …   Wikipédia en Français

  • Johanna Budwig — Este artículo está huérfano, pues pocos o ningún artículo enlazan aquí. Por favor, introduce enlaces hacia esta página desde otros artículos relacionados …   Wikipedia Español

  • Budwig — ist der Name folgender Personen: Johanna Budwig (1908–2003), deutsche Chemikerin Monty Budwig (1929–1992), US amerikanischer Jazzbassist Diese Seite ist eine Begriffsklärung zur Unterscheidung mehrerer mit demselben Wort beze …   Deutsch Wikipedia

  • Crème Budwig — Sur les autres projets Wikimedia : « Crème Budwig (livre de cuisine) », sur Wikibooks (livres pédagogiques) La crème Budwig, dite aussi délice du matin ou crème de cent ans, est un mélange composé de fruits, céréales fraîchement… …   Wikipédia en Français

  • Creme Budwig — Crème Budwig La crème Budwig dite aussi Délice du matin ou Crème de cent ans, est un mélange composée de fruits, céréales fraîchement moulues, oléagineux et produits laitiers. Elle a été créée par Johanna Budwig et popularisé par la docteure… …   Wikipédia en Français

  • Öl-Eiweißkost — Johanna Budwig (* 1908; † 2003) war eine Diplom Chemikerin mit Promotion in den Fächern Chemie und Physik, die vor allem durch ihre Öl Eiweiß Kost bekannt wurde. Sie war der Meinung, dass Krebs durch eine Öl Eiweiß Kost heilbar wäre. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Catherine Kousmine — 1989 Catherine Kousmine (September 17, 1904 in Hvalynsky, Russia August 24, 1992 in Lutry, Switzerland) was a Russian scientist who believed in nutritionally based medicine. Kousmine focused her research on the following diseases: Cancer,… …   Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bud–Buj — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Kousmine — Catherine Kousmine (* 1904 in Hvalynsky in Russland; † 24. August 1992 in Lutry) war eine Schweizer Ärztin russischer Herkunft. Sie war eine Vertreterin der orthomolekularen Medizin und entwickelte eine Krebsdiät. Ihr besonderes… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”