- Johannes Gründel
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Johannes Gründel (* 13. Mai 1929 in Ullersdorf, Schlesien) ist ein deutscher katholischer Theologe, Priester und Universitätsprofessor. Er ist Träger des Bayerischen Verdienstordens und lebt in Freising-Hohenbachern.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Johannes Gründel verlebte seine Kindheit in Ullersdorf an der Biele in der ehemaligen Grafschaft Glatz, wo seine Eltern eine Landwirtschaft besaßen. Bis Kriegsende 1945 besuchte er das Gymnasium in der Kreisstadt Glatz. Nach der Vertreibung 1946 kam die Familie nach Nordrhein-Westfalen.
Nach dem Abitur studierte er an der katholischen Philosophisch-Theologischen Hochschule Königstein im Taunus und wurde 1952 in Limburg zum Priester geweiht. Weitere Stationen waren
- Aufbaustudium an der Universität München und in Rom in den Fächern Philosophie, Psychologie und Theologie.
- Promotion 1959 und Habilitation 1966 in München.
- 1967 Professor an der Philosophisch-theologischen Hochschule Freising
- von 1968 bis zur Emeritierung 1997 Professor für Moraltheologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, Fachbereich Katholische Theologie.
Weitere Lehrtätigkeiten übte er in Regensburg, Linz und Jerusalem aus. Er arbeitete in verschiedenen medizinisch-ethischen Arbeitsgruppen und Ethikkommissionen mit und veröffentlichte zahlreiche Beiträge zu aktuellen Themen theologischer Ethik.
Gründel genießt internationale Reputation auf Grund seiner wissenschaftlichen Arbeit, wurde aber auch bekannt, da er einer der ersten in Deutschland war, die sich zu Gunsten von Aids-Kranken einsetzten; u. a. trat er in Fernsehspots auf. Als Professor förderte er stets die Arbeit weiblicher Theologen im Fachbereich Katholische Theologie. Sein persönliches Engagement führte ihn zum Einsatz für die Menschenrechte, etwa in Lateinamerika. 1998 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Gründel hat auch außerhalb Deutschlands in mehreren Hochschulen und Universitäten des Auslandes Gastvorlesungen gehalten.
Für seine wissenschaftliche Leistung zum Aufbau der Fachrichtung Orthodoxe Theologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München erhielt er am 9. Juni 2006 von der Theologischen Fakultaet der Kapodistrias-Universität in Athen den Ehrendoktor. Er ist der erste katholische, nicht orthodoxe Theologe, der einen Ehrendoktor an einer orthodoxen theologischen Fakultät bekommen hat. Für sein Lebenswerk erhielt Gründel am 9. Juli 2009 den Bayerischen Verdienstorden.
Gründel ist Mitglied der K.D.St.V. Agilolfia Freising und der K.D.St.V Vandalia Prag zu München im CV, der KStV Isaria Freising im KV sowie der KMF im Bund Neudeutschland. In der Pfarrkuratie St. Ulrich in Hohenbachern-Freising wirkt er seit vielen Jahren ehrenamtlich als Seelsorger.
Zu seinen Schülern zählen u.a. Constanze Giese, Hans-Günter Gruber und Elke Hümmeler.
Werke
Gründels Interesse gilt Grundsatzfragen der Ethik und Moraltheologie (Warum soll ich etwas tun? Wann haben Normen Gültigkeit?), aber auch aktuellen Fragen der Gegenwart, insbesondere der Medizinethik, dem Problem des Suizid oder der Umweltethik. Er wird als einer der profiliertesten Vertreter einer christlichen Verantwortungsethik betrachtet.
- Die Lehre von den Umständen der menschlichen Handlung im Mittelalter. 1963
- Wandelbares und Unwandelbares in der Moraltheologie. 1971
- Ethik ohne Normen? 1970
- Normen im Wandel. 1980
- Die Erde - unserer Sorge anvertraut. 1984
- Gesundheit und Krankheit als Gabe und Aufgabe. 1984
- Leben aus christlicher Verantwortung. Ein Grundkurs der Moral. 3 Bände. 1991-1992
Literatur zu Johannes Gründel
- Hans-Günter Gruber (Hrsg.), Benedikta Hintersberger (Hrsg.), Das Wagnis der Freiheit. Theologische Ethik im interdisziplinären Gespräch. Johannes Gründel zum 70. Geburtstag, Würzburg 1999, (Enthält eine Bibliographie von J. Gründel Seite 373 – 394), ISBN 3-429-02116-2.
Zitat
„Das Mittelalter kannte eine eigene Tugend: die Epikie, jene Grundhaltung, die bereit ist, um der Sachforderung willen gegen ein noch bestehendes, aber sinnlos gewordenes Gesetz zu handeln, um auf diese Weise den Willen Gottes recht zu erfüllen. - Eine solche Mündigkeit muss Ziel der Erziehung sein und bleiben. Sie bedeutet Erziehung zur Verantwortung, sie beinhaltet auch Freiheit in Bindung. Gerade in einer Gesellschaft, in der der Mensch in vielschichtiger Weise fragwürdigen Manipulationen ausgeliefert ist und den Bedürfnissen einer Industriegesellschaft gefügig gemacht werden soll, bedarf es dieser Erziehung zur Mündigkeit.“
– Gründel, Normen im Wandel, S. 17
„Nicht der Staat ist der beste, der die meisten Gesetze besitzt; nicht jene Regierung ist die beste, die die meisten Gesetzesvorlagen einbringt, sondern jene, die ein Höchstmaß an Eigenverantwortung weckt und den Freiraum für solche Eigenverantwortung schützt.“
– Gründel, Normen im Wandel, S. 27
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