Johannes von Kastl

Johannes von Kastl

Johannes von Kastl OSB († nach 1426) war Benediktinermönch und bedeutender aszetischer Schriftsteller in Kloster Kastl in der Oberpfalz.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Leben und Wirken des Johannes von Kastl fällt in die Zeit, als das Kloster sich zum Zentrum der monastischen und religiösen Erneuerung für ganz Süddeutschland entwickelt hatte (Kastler Reform). Nach dem Studium an der Universität Prag, wo er 1388 den Grad eines Baccalaureus erwarb, war er in Kloster Kastl eventuell 1399 Prior und 1414 Subprior. 1417 war er mit der Einführung der Kastler Reform in Kloster Weihenstephan bei Freising betraut.

Die Schriften des Johannes von Kastl kennzeichnen ihn als einen überaus belesenen Autor, der die Werke antiker Autoren ebenso kannte wie die Schriften der Kirchenväter und des Thomas von Aquin. In seinen Schriften strebt Johannes nicht nach originären Gedanken und kreativen Einfällen, sondern ganz im Geist seiner Zeit versteht er sich als Sammler und Kompilator überlieferter Erkenntnisse und Einsichten. Im Zentrum seines mystischen Denkens steht die Verähnlichung des Menschen mit Gott.

Von seinen zahlreichen Werken erschien allein die Schrift De adhaerendo Deo in Druck. Diese Schrift fand allgemein große Beachtung, da sie lange fälschlich als ein Werk von Albertus Magnus galt; Martin Grabmann konnte jedoch 1920 glaubhaft nachweisen, dass es sich bei der Schrift um ein Werk des Johannes von Kastl handelt.

Werke

  • De adhaerendo Deo (auch De fine religiosae perfectionis et de modo fruendi Deo in praesenti vita genannt; zwischen 1390 und 1414)
  • Breviarium Bibliae (vor 1400)
  • Expositio super regulam s. Benedicti, 3 Bände (um 1400)
  • De lumine creato (1410)
  • Clenodium Religiosorum (1426; Johannes von Indersdorf gewidmet)
  • Ars moriendi
  • Ars praedicandi
  • Expositio Psalmorum
  • Formulae vitae religiosae
  • De natura gratia gloria et beatitudine in patria
  • Spiritualis philosophia de sui ipsius vera et humili cognitione
  • De trinitate
  • Verschollen sind die Schriften: Epistolarum ad diversos, De viris illustribus O.S.B., Sermones de sanctis

Literatur

  • Bosls bayerische Biographie, herausgegeben von Karl Bosl, Regensburg 1983, Bd. 1, 396.
  • Karl Bosl, Das Nordgaukloster Kastl. Gründung, Gründer, Wirtschafts- und Geistesgeschichte, Regensburg 1939.
  • Martin Grabmann, Mittelalterliches Geistesleben. Abhandlungen zur Geschichte der Scholastik und Mystik, Bd. 1, München 1926, 489–524.
  • Beda Maria Sonnenberg, Die Abtswahl nach Johannes von Kastl. Untersuchungen und Textedition (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige, Ergänzungsband 45), St. Ottilien 2008.
  • Clemens Stroick, Unpublished Theological Writings of J. Castellensis, Ottawa 1964.
  • Josef Sudbrack, Die geistliche Theologie des Johannes von Kastl. Studien zur Frömmigkeitsgeschichte des Spätmittelalters (Beiträge zur Geschichte des alten Mönchtums und des Benediktinerordens 27,1–2), Münster 1966/67.
  • Josef Sudbrack, Johannes v. Kastl. In: LThK3 5,924f.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johannes von Kastl — Johannes von Kạstl,   Benediktiner, * um 1370, ✝ nach 1410; seit 1399 Prior der Reformabtei Kastl; Verfasser mystisch asketischer Schriften. Sein Werk »De adhaerendo Deo« gewann pseudepigraphisch unter dem Namen des Albertus Magnus große… …   Universal-Lexikon

  • Johann von Kastl — Johannes von Kastl OSB († nach 1426) war Benediktinermönch und bedeutender aszetischer Schriftsteller in Kloster Kastl in der Oberpfalz. Inhaltsverzeichnis 1 Biografie 2 Werke 3 Literatur 4 Weblinks …   Deutsch Wikipedia

  • Kloster Kastl — ist ein ehemaliges Kloster in der Oberpfalz/Bayern (Diözese Eichstätt), das zunächst von Benediktinern besiedelt wurde, später in den Besitz der Jesuiten und dann Malteser kam. Stich des Klosters aus dem „Churbaierischen Atlas“ des Anton Wilhelm… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Klöstern (chronologisch) — Folgende Liste der Klöster stellt einen Beitrag zur Klostergeschichte dar und ist in der Entstehungsphase. Daher bittet der Ersteller um Mithilfe nach vorgegebenem Schema (Datum, Kloster/Abtei, in Klammern: Orden, Diözese, Region/Land, Gründer,… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann von Pfalz-Neumarkt — Johann von Pfalz Neumarkt: Darstellung auf dem Pfalzgrafenbrunnen in Neumarkt Johann von Pfalz Neumarkt, auch Johann, der Oberpfälzer und Johann, die Hussitengeißel (* 1383 in Neunburg vorm Wald; † 14. März 1443 in Kastl) war Pfalzgraf und Herzog …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Abteien — Dies ist eine Liste von bestehenden und ehemaligen Klöstern, geordnet nach Ordensgemeinschaft und Land. Inhaltsverzeichnis 1 Listen von Klöstern 2 Katholisch 2.1 Antoniter 2.2 Augustiner Chorherren …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Klöstern — Die Liste von Klöstern ist eine Liste von bestehenden und ehemaligen Klöstern, geordnet nach Ordensgemeinschaft, Land und Ort. Die Liste ist nicht vollständig. Bei einem Neueintrag wird darum gebeten, Ort, Gründungs und Aufhebungsdaten sowie eine …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Wallfahrtsorten — Die Liste von Wallfahrtsorten enthält Wallfahrtsorte verschiedener Religionen, die Ziel einer Wallfahrt sind. Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutende christliche Wallfahrtsorte 1.1 In Asien 1.1.1 In Indien 1.1.2 …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Ehrenbürger von Neunburg vorm Wald — Die Stadt Neunburg vorm Wald hat seit 1836 18 Personen das Ehrenbürgerrecht verliehen. Zwischen 1933 und 1945 wurden zudem Paul von Hindenburg, Adolf Hitler, Franz von Epp, Hans Schemm und Adolf Wagner zu Ehrenbürgern der Stadt erklärt. Man geht… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Joh — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”