- John D. Rockefeller
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John Davison Rockefeller, Sr. (* 8. Juli 1839 in Richford, New York; † 23. Mai 1937 in Ormond Beach, Florida) war ein US-amerikanischer Unternehmer und gilt als reichster Mensch der Neuzeit.
Rockefeller war Mitbegründer einer Erdölraffinerie, aus der 1870 die Standard Oil Company hervorging. Einer seiner Geschäftspartner war dabei Henry M. Flagler.
Inhaltsverzeichnis
Anfang der unternehmerischen Tätigkeit
Als Sechzehnjähriger bekam er am 28. September 1855 eine Stelle als Lehrling bei der Speditionsfirma Hewitt & Tuttle, schon bald wurde er als Hilfsbuchhalter beschäftigt. Nach vierzehn Wochen Arbeit bekam er dafür das sehr schmale Gehalt von fünfzig Dollar. Als Rockefeller achtzehn Jahre alt war, wurde der Buchhalter von Hewitt & Tuttle, der zweitausend Dollar im Jahr verdiente, entlassen, und Rockefeller übernahm diese Stelle.
Am 1. April 1858 nahm Rockefeller ein Angebot des jungen Engländers Maurice B. Clark an und wurde nun mit Clark und George W. Gardner Teilhaber eines Makler- und Agenturgeschäftes in Cleveland (Ohio). Im selben Jahr begann das große Ölgeschäft in den Vereinigten Staaten, und Rockefeller wurde in dieser Branche aktiv. Er fand in Samuel Andrews einen guten Techniker, der die Weiterverarbeitung des Rohöls für Rockefeller derart verbesserte, dass es fast restlos verwertet wurde. Er fertigte in seinem neuen Betrieb seine eigenen Fässer an und war sein eigener Spediteur und Fuhrmann; dadurch war er den meisten seiner Konkurrenten überlegen.
Innerhalb der ersten drei Jahre, in denen er das Ölgeschäft geführt hatte, arbeitete er weiterhin bei Clark, den er später auszahlte. Er übernahm also die Firma und machte Andrews zum Teilhaber. In dieser Zeit lernte Rockefeller auch Henry Morrison Flagler kennen, der sein bester Freund und treuer Gefährte werden sollte. Rockefeller holte Flagler als Teilhaber in sein Geschäft, und die Firma hieß ab 1867 Rockefeller, Andrews & Flagler. Am 10. Januar 1870 entstand aus diesem Unternehmen die Standard Oil Company, mit John Davison Rockefeller, seinem Bruder William Rockefeller, Henry Morrison Flagler, Samuel Andrews und Stephen V. Harkness als Gründungsaktionäre. Im Januar 1872 schlossen sich mehrere Unternehmen der Ölbranche aus der Region unter Rockefellers Führung zu einem Trust zusammen. Sein Ziel war es, durch Absprachen bei den Eisenbahnlinien in Cleveland günstige Frachttarife für Rohöl aus Pennsylvania zu bekommen. Wenige Monate später kamen diese Absprachen an die Öffentlichkeit, worauf Rockefeller politisch, juristisch und von anderen Unternehmen angegriffen wurde und einen Teil seiner Betriebe stilllegen musste. Dennoch kaufte Rockefeller in den folgenden Jahren immer mehr Unternehmen und Anlagen der Ölindustrie auf, wobei sein Unternehmen ein Netz von Tochterfirmen anlegte, um gesetzliche Beschränkungen von Firmenbesitz in anderen Bundesstaaten zu umgehen. 1882 wurde der Firmensitz nach New York verlegt und die Teile des Firmenimperiums auch rechtlich vereinigt. Die Anti-Trust-Gesetze, die mehrere Politiker in den Bundesstaaten auf den Weg brachten und die 1890 auch vom Kongress erlassen wurden, waren in erster Linie gegen Rockefellers Wirtschaftsaktivitäten gerichtet. In einem mehr als 20 Jahre dauernden juristischen Schlagabtausch konnte Standard Oil die Zerschlagung zunächst abwenden.
Rockefeller besaß Eisenminen am Oberen See und große Erztransportschiffe, verkaufte diese später aber an U.S. Steel. Er selbst zog sich 1897 aus dem aktiven Geschäftsleben zurück, behielt jedoch seinen Titel als Präsident seiner Unternehmen bis 1911.
Entflechtung der Standard Oil Company
Standard Oil Company wurde am 8. November 1906 von der Regierung unter Präsident Theodore Roosevelt auf Basis des Sherman Antitrust Act angeklagt und im Mai 1911 aufgrund des Gerichtsurteils[1] in vierunddreißig Einzelunternehmen entflochten[2], woraufhin der Shareholder Value ins Bodenlose sank. Rockefeller erkannte jedoch, dass sich dieser wieder erholen würde, und kaufte die Aktien seines Unternehmens auf. Er verdiente an der nun einsetzenden Hausse nach vorsichtigen Schätzungen zweihundert Millionen Dollar, denn die zunehmende Verbreitung des Automobils und der Erste Weltkrieg ließen den Bedarf an Öl in zuvor unvorstellbare Dimensionen steigen.
Bedeutung
Er galt durch seine Unternehmungen als der reichste Mann der Geschichte. Sein damaliges Vermögen betrug rund 900 Millionen Dollar (1913). Berücksichtigt man alleine die Inflation, so sind diese 900 Millionen Dollar von 1913 heute 19,6 Milliarden Dollar wert. Berücksichtigt man allerdings auch, dass die Menschen zur damaligen Zeit ärmer waren und der Markt viel kleiner war, in dem er sein Geld verdiente, so war er damals im Vergleich zur Bevölkerung so reich, wie im Jahr 2008 jemand mit 192 Milliarden Dollar im Vergleich zur heutigen Bevölkerung. Das Wirtschaftsmagazin Forbes errechnete jedoch ein Gesamtvermögen von rund 300 Milliarden Dollar. Er finanzierte aus seinem Vermögen zahlreiche wohltätige Projekte – nicht zuletzt auf Betreiben seines Sohnes John D. Rockefeller, Jr.
Familie
John Davison Rockefeller wurde 1839 als zweites von sechs Kindern von William Avery Rockefeller (1810 – 1906) und Eliza Davison (1813 – 1889) geboren. Entgegen lang kursierenden Gerüchten, seine Familie habe französische Wurzeln, konnten Experten den Rockefellers deutsche Ursprünge zuordnen und sie bis in das frühe 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Johann Peter Roggenfeller aus Altwied, getauft am 27. September 1682 in der Ev. Kirche von Rengsdorf, wanderte im Jahre 1723 mit drei Kindern aus Bonefeld (Kirchspiel Rengsdorf im Kreis Neuwied, Grafschaft Wied, heute Rheinland-Pfalz) in die USA aus und ließ sich in Germantown, Pennsylvania, nieder. Der Name Roggenfelder, bzw. Rockenfeller bezieht sich auf den heute verödeten Ort Rockenfeld im Kreis Neuwied. Noch heute gibt es im Kreis Neuwied zahlreiche Einwohner mit dem Familiennamen "Rockenfeller".
John Davison Rockefeller heiratete am 8. September 1864 Laura Celestia Spelman (1839 – 1915), genannt Cettie, die Tochter eines selbst recht wohlhabenden Kaufmannes aus Cleveland. Zusammen hatte das Paar fünf Kinder, von denen eines, Alice, im Kleinkindalter starb:
- Elizabeth „Bessie“ Rockefeller (1866–1906)
- Alta Rockefeller (1871–1962)
- Alice Rockefeller (1869–1870)
- Edith Rockefeller (1872–1932)
- John Davison Rockefeller, Jr. (1874–1960)
Als Cettie Rockefeller 1915 starb, nahm das Rockefeller sehr mit. Er sagte: Ihr Urteil war immer besser als meines. Sie war eine ungewöhnlich kluge Frau. Ohne ihren scharfsinnigen Rat wäre ich heute ein armer Mann.
Cettie und John D. Rockefeller fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Lake View Cemetery in Cleveland, Ohio. Der damals als Grabmal errichtete Obelisk aus Vermont Marble (Marmor) war seinerzeit der größte aus nur einem Stück gehauene Stein weltweit.
Diverses
Ein US-amerikanischer Bürger wurde seinerzeit gerichtlich wegen Beleidigung verurteilt, weil er seinem Nachbarn vorgeworfen hatte, dass er in seinem Geschäft mit den Methoden der Standard Oil Company arbeite.
Rockefeller begründete 1890 die University of Chicago[3], 1901 das Rockefeller Institute for Medical Research mit, 1913 die Rockefeller Foundation und 1927 das Rockefeller-Museum für Archäologie in Jerusalem. Rockefeller bezeichnete sich in der Öffentlichkeit als Baptist und ermöglichte unter anderem den Bau des Hamburger Predigerseminars der deutschen Baptisten.
Zu den Rockefeller-Unternehmen gehörten und gehören teilweise immer noch die Exxon sowie die Chase Manhattan Bank. Einer seiner Enkel, Nelson A. Rockefeller, war unter Gerald Ford US-Vizepräsident. Die Initiative und Idee zum Bau des ehemaligen Welthandelszentrum-Komplexes World Trade Center in New York ging ebenfalls auf einen seiner Enkel zurück.
Film
- Stahlhart zum Atlantik. Dokumentation und Doku-Drama, Deutschland, 2008, 44 Min., Buch und Regie: Christian Heynen, Produktion: Engstfeld Film GmbH, ZDF, arte, Reihe: Terra X, Inhaltsangabe vom ZDF mit online-Video
„John D. Rockefeller und seine Standard Oil Company hatten einen sehr mächtigen Einfluss. Sich mit so einer Macht anzulegen, war für Benson und seine Partner wie David gegen Goliath. Ein kleiner Niemand will es also mit einem übermächtigen und finanzstarken Gegner aufnehmen wie Rockefeller.“
Siehe auch
- Weitere Familienmitglieder: Rockefeller
Einzelnachweise
- ↑ LInfo.org: The Sherman Antitrust Act, abgerufen am 11. August 2010
- ↑ vgl. Project Syndicate: A Roosevelt Moment for America’s Megabanks?, Simon Johnson, 14. Juli 2010
- ↑ Howard Zinn: A People’s History of the United States. Harper Perennial, New York 2005, ISBN 0-06-083865-5, S. 262
Weblinks
Commons: John D. Rockefeller – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Literatur von und über John D. Rockefeller im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- „The History of the Standard Oil Company“ von Ida M. Tarbell, 1904, 262 S., University of Rochester
- Rockefeller Family 1783 - 2004
- Stiftungstätigkeit der Familie Rockefeller
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