21. Sinfonie (Haydn)

21. Sinfonie (Haydn)
Joseph Haydn
Joseph Haydn.jpg
Sinfonie Nr. 21 in A-Dur
Hob: I:21
Entstehungsjahr: 1764
Schaffensperiode: Esterházy
AD: ca. 17 min
Besetzung
Streicher
2 Oboen
2 Hörner
Continuo: Fagott, Cembalo
Sätze
1. Adagio
2. Presto
3. Menuet
4. Allegro molto
Sinfonien Joseph Haydns

Die Sinfonie Nr. 21 A-Dur komponierte Joseph Haydn im Jahr 1764.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Das Werk zeichnet sich durch folgende Besonderheiten aus:

  • Die Satzfolge langsam – schnell – langsam (Menuett) – schnell richtet sich nach die der spätbarocken Kirchensonate und ist unter Haydns Sinfonien auch bei Nr. 5, Nr. 11, Nr. 18, Nr. 22, Nr. 34 und Nr. 49 vertreten.
  • Während es in anderen Sinfonien dieser Zeit üblich ist, dass zumindest der langsame Satz oder das Trio in einer anderen Tonart – meist der Dominante stehen, sind hier alle Sätze in der Grundtonart A gehalten, mit Ausnahme des Trios alle in A-Dur.

Ebenfalls aus 1764 sind die Sinfonien Nr. 22, Nr. 23 und Nr. 24 in autographer Form überliefert.

Zur Musik

Besetzung: zwei Oboen, zwei Hörner in A, zwei Violinen, Viola, Cello, Kontrabass. Zur Verstärkung der Bass-Stimme wurden damals auch ohne gesonderte Notierung Fagott und Cembalo (sofern im Orchester vorhanden) eingesetzt, wobei über die Beteiligung des Cembalos in der Literatur unterschiedliche Auffassungen bestehen.[1]

Aufführungszeit: ca. 20 Minuten.

Das, was später als typische Sonatensatzform bekannt werden sollte, war zum Zeitpunkt der Komposition noch in Entwicklung begriffen. Dies ist bei den hier benutzten, entsprechenden Begriffen zu berücksichtigen.[2] – Die hier vorgenommene Gliederung der Sätze ist als Vorschlag zu verstehen. Je nach Standpunkt sind auch andere Abgrenzungen und Deutungen möglich.

1. Satz: Adagio

A-Dur, 3/4-Takt, 70 Takte
Der Satzaufbau passt in keine klare abgrenzbare Form, sondern ist frei, gleichsam fantasieartig angelegt. Die Hauptmelodie aus ruhigen, bogenartigen Vierteln tritt in verschiedener Gestalt und mit unterschiedlichen Begleitungen auf, von denen v. a. die Oboensoli bemerkenswert sind. Insgesamt wirkt dieser Satz wie eine langsame Einleitung mit romantisch- verklärtem Charakter.

Der Satz beginnt mit einem jeweils dreitaktigen Dialog zwischen den Streichern, die die sangliche Melodie in getragenen Vierteln spielen, und einem Solo der Oboen. Ab Takt 16 führt die 2. Violine mit der Hauptmelodie, während die 1. Violine mit einer abwärts sequenzierten Figur begleitet. Anschließend (Takt 29 ff.) nehmen Cello und Kontrabass die Melodie auf, während die übrigen Streicher einen Klangteppich aus teilweise dissonanten Achteln im Staccato darüber setzen. In Takt 49 beginnt die 1. Violine wieder mit der Stimmführung, nacheinander setzen dann 2. Violine, Viola sowie Cello und Kontrabass ein. Die bisher sehr ruhige Atmosphäre des Satzes wird kurzfristig durch dissonante Akkorde im Forte gestört (Takt 54-60), ehe der Satz mit einem Solo der Bläser und einer Schlussfloskel des Tutti endet.

2. Satz: Presto

A-Dur, 4/4-Takt, 102 Takte
Das Presto kontrastiert nicht nur durch das Tempo zum vorigen Satz, sondern auch durch seinen Inhalt: War das Adagio bedeutungsschwer und getragen, so folgt nun ein relativ einfach aufgebauter, fröhlicher Satz mit vorwärtstreibender, geradezu hämmernder Achtelbewegung. Das erste Thema besteht aus einer Abfolge gebrochener Akkorde, die im energischen Unisono-Staccato vorgetragen werden und nahtlos in eine Fortspinnung mit Tonrepetition (Tonrepetitionsmotiv) übergeht, bis in Takt 16 mit Akkordschlägen die Dominante E-Dur erreicht ist. Eine Viertelpause bewirkt eine Zäsur des bisher durchweg im Forte vorgetragenen Materials und bereitet auf das zweite Thema vor. Auch dieses hat wie das erste Thema eher einen motivartigen Charakter und besteht aus einer vom vorigen Abschnitt ableitbaren Staccato-Abwärtsbewegung, die im Piano in den Streichern imitatorisch geführt wird. Bereits nach vier Takten fängt ein neuer Forte-Abschnitt an, der mit einem charakteristischen Pendel-Motiv mit punktiertem Rhythmus beginnt und insbesondere durch ein Tonwiederholungsmotiv mit Vorhalt gekennzeichnet ist. Je nach Standpunkt kann man vor dem Ende der Exposition in Takt 42 noch eine Schlussgruppe ab Takt 37 mit einem Synkopen-Motiv abgrenzen.

Die Durchführung beginnt mit Material vom zweiten Thema, wobei Haydn in E-Dur startet und das Material dann imitatorisch u. a. über A-Dur und D-Dur nach Cis-Dur führt. Ab Takt 56 folgt dann eine weitere Modulationspassage mit dem Pendel-Motiv bzw. dem Tonrepetitions-Motiv, die in eine wilde Kadenz von gebrochenen Akkorden der 1. Violine mündet. Die ganze Durchführung steht durchweg im Forte.

Die Reprise kann man je nach Sichtweise in Takt 66 mit Erreichen der Tonika A-Dur gesetzt werden. Jedoch beginnt die Reprise nicht mit dem ersten Thema, sondern mit dem Tonrepetitionsmotiv der Überleitung. Der weitere Verlauf ist zunächst ähnlich der Exposition, jedoch folgt in Takt 95 anstatt der zu erwartenden Schlussakkorde noch ein „nachgereichter“ Auftritt des ersten Themas. Exposition sowie Durchführung und Reprise werden je einmal wiederholt.

3. Satz: Menuet

A-Dur, 3/4-Takt, mit Trio 60 Takte
Das tänzerische Menuett schließt mit seinem fröhlich-lockeren Charakter an das Presto an. Der erste Teil ist achttaktig mit periodischem Aufbau („Frage“ und „Antwort“). Der zweite Teil spinnt das Material fort und ist mit 24 Takten bedeutend länger. Der Anfang der Hauptmelodie erinnert an das Menuett aus der „ Kleinen Nachtmusik“ von Wolfgang Amadeus Mozart.

Das Trio in a-Moll für Streicher basiert auf einem mehrmals sequenzierten Motiv mit punktiertem Rhythmus und anschließender Triole. Auch hier ist der erste Teil mit acht Takten wesentlich kürzer als der zweite Teil mit 20 Takten.

4. Satz: Allegro molto

A-Dur, 4/4-Takt, 90 Takte
Der Satz schließt in Klangfarbe und Charakter an das Presto an: Es überwiegt eine Aneinanderreihung von Motiven sowie Akkordmelodik mit z. T. energischer Tonwiederholung. Das erste Thema (Hauptthema, kein klares zweites Thema erkennbar) besteht aus einem hoquetusartigen Piano-Motiv der Violinen, unterbrochen von einem energischen Forte-Unisono-Motiv des Tutti, das ab Takt 5 fortläuft und zu einem vorläufigen Abschluss mit Akkordschlägen auf der Dominante E-Dur führt. Nach einer Viertelpause setzt ein Abschnitt ein, bei dem ein Tonrepetitionsmotiv mit Triller sequenziert wird. Bis zum Ende der Exposition in Takt 40 folgen weitere Motive, unter denen eine Figur mit Halben Noten (Takt 22 ff.) und eine Synkopen-Motiv (Takt 26 ff.) auffallen.

In der Durchführung treten das Hauptthema sowie die Motive mit den Halben Noten und dem Triller auf. Die Trennung zwischen Durchführung und Reprise ist nicht eindeutig, man könnte sie auf Takt 59 (Beginn des Abschnitts mit dem Pralltriller in der Tonika A-Dur) setzen. Exposition sowie Durchführung und Reprise werden je einmal wiederholt.

Einzelnachweise

  1. Die Haydn-Festspiele Eisenstadt (http://www.haydn107.com/index.php?id=21&pages=besetzung, Stand September 2009), schreiben hierzu: „Haydn setzte, außer in London, für seine Symphonien höchstwahrscheinlich kein Tasteninstrument ein. Diese Ansicht, die von früheren Meinungen abweicht, wird heute unter Musikwissenschaftlern weithin anerkannt.“
  2. bspw. benutzt Walter (Michael Walter: Haydns Sinfonien. Ein musikalischer Werkführer. C. H. Beck-Verlag, München 2007, ISBN 978-3-406-44813-3) die Begriffe „erster Teil“, „zweite Hauptperiode“ und „Reprise“.

Weblinks, Noten


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