Juan Diego

Juan Diego
Bild Juan Diegos aus der Kolonialzeit

Juan Diego, Cuauhtlatoatzin, in anderen Quellen auch Cuauhtlatohuac genannt, (* um 1474 in Cuauhtlithan/Cuautlitlán bei Tenochtitlán, dem heutigen Mexiko-Stadt; † 30. Mai 1548) ist ein Heiliger der römisch-katholischen Kirche.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Existenz einer Person „Juan Diego“ ist historisch nicht hinreichend nachgewiesen. Die Angaben zu seinem Leben und seinen Erscheinungen entstammen legendenhaften Texten.

In diesen wird geschildert, dass er im Volk der Chichimeken aufwuchs, das zum Zeitpunkt der spanischen Eroberung Mexikos als solches nicht mehr existierte. Sein indigener Name Cuauhtlatoatzin bedeutet in Nahuatl, der zu dieser Zeit im Zentrum von Mexiko vorherrschenden Sprache, so viel wie „Er spricht wie ein Adler“. 1524, wenige Jahre nach der Eroberung Mexikos durch die Spanier, trat er zum Christentum über. Dass er von dem Franziskaner Pedro de Gante, einem der ersten seines Ordens, der nach Mexiko kam, getauft wurde, ist unsicher, denn Pedro de Gante blieb bis zum Ende seines Lebens Laienbruder. Bei der Taufe erhielt Cuauhtlatoatzin den Namen Juan Diego.

Statue von Juan Diego, Kirche von San Juan Bautista, Coyoacán

Der Legende nach hatte er am 9. Dezember 1531[1] auf dem Berg Tepeyac eine Erscheinung der Jungfrau Maria. Diese erschien ihm als indigene Frau und gab ihm in seiner Sprache den Auftrag, auf dem Berg ihr zu Ehren eine Kapelle zu errichten. Der Bischof (zu dieser Zeit war der Franziskaner Juan de Zumárraga gewählter aber noch nicht geweihter Bischof) glaubte ihm nicht. Der Hügel, auf dem Maria dem Juan Diego erschienen ist, war in vorspanischer Zeit ein Heiligtum, in dem die Azteken Tonantzin verehrt haben, die mütterliche Göttin des Getreides.[2] Der Bischof dachte, Juan Diego beabsichtige, unter dem Mantel des Christentums die alten Kulte weiterzupflegen und zeigte sich skeptisch.[1] Aber bei einer weiteren Erscheinung an selber Stelle drei Tage später erhielt Juan Diego den Auftrag, an einer bestimmten Stelle am Berg Rosen zu pflücken und dem Bischof als Beweis zu bringen. Er fand die verhießenen, trotz des Schnees blühenden Rosen und nahm sie in seinen Mantel. Als er sie vor dem Bischof ausschüttete, zeichnete sich in seinem Mantel, dort wo er die Blumen getragen hatte, das Bild der Jungfrau Maria ab. Der Bischof erkannte darin das Bild der „Jungfrau von Guadalupe“, welches in Spanien verehrt wird. Er gab die Erlaubnis zum Bau der Kapelle und gewährte Juan Diego nahe dieser bis zu seinem Lebensende als Eremit zu wohnen. An der Stelle der Erscheinung wurde dann eine Kirche errichtet. Johannes Paul II. sprach Juan Diego auf seinen Mexiko-Reisen 1990 selig und 2002 heilig.[3]

Basilika von Innen

Für die Missionierung Lateinamerikas war die Marienerscheinung „Unsere Liebe Frau von Guadalupe“ wohl das bedeutendste Ereignis: Die zuvor als fremd empfundene Religion wurde von den Einheimischen schneller angenommen, da, nach katholischem Glauben, die Gottesmutter in ihrer Erscheinung als indigene Frau gezeigt hat, dass Jesus nicht nur für die Europäer in die Welt gekommen ist.[1] Allerdings spielt die Erscheinung von Guadalupe in der gesamten frühen Missionsliteratur in Mexiko keine Rolle.

Kritik

Von Seiten der Fachhistoriker wird eingewandt, dass die verschiedenen Texte, in denen die wundersame Erscheinung berichtet wird, wohl kaum zeitgenössisch sind. Gegen die Authentizität der Legenden spricht ferner, dass der erwähnte Bischof, Fray Juan de Zumárraga, nirgendwo in seiner reichen Korrespondenz und anderen Schriften auf die Erscheinung Bezug nimmt. Dasselbe gilt von dem Franziskaner Bernardino de Sahagún, in dessen reichem literarischen Werk ein Hinweis zu erwarten wäre. Es fehlen also unabhängige Hinweise auf die Erscheinung aus der entsprechenden Zeit. Namen von Indianern aus zwei christlichen Vornamen treten ferner erst Ende des 16. Jahrhunderts auf. Der kurz vor Abschluss des Kanonisierung überraschend aufgetauchte und bisher nicht adäquat veröffentlichte Codex Escalada oder Codex 1548, der aus einem Blatt mit Zeichnungen, kurzen Texten in Náhuatl und Spanisch und der Unterschrift von Bernardino de Sahagún besteht, wird von Historikern nicht als authentisch angesehen, zumal die entsprechenden Vorlagen nachweisbar sind.[4].

Rezeption

Die Legende um Juan Diego wurde in dem mexikanischen Stummfilm Tepeyac (El milagro de Tepeyac) aus dem Jahr 1917 geschildert.

Literatur

  • Paul Badde: Maria von Guadalupe. Wie das Erscheinen der Jungfrau Weltgeschichte schrieb. Ullstein, Berlin 2004, ISBN 3-550-07581-2.
  • Virgil Elizondo: Guadalupe. Mother of a New Creation. Orbis Books, Maryknoll, New York 1997.
  • Jacques Lafaye: Quetzacoatl and Guadalupe. The Formation of Mexican National Consciousness, 1531-1813. University of Chicago Press, Chicago 1976 (mit einem Vorwort von Octavio Paz).
  • Xavier Noguez: Documentos guadalupanos, un estudio sobre las fuentes de información tempranas en torno a las mariofanías en el Tepeyac. El Coleguo Mexiquense, Toluca 1993. ISBN 968-16-4206-6.
  • Stafford Poole: Our Lady of Guadalupe. The Origins and Sources of a Mexican National Symbol, 1531-1797. University of Arizona Press, Tucson 1995.
  • Didier van Cauwelaert: Die Erscheinung. Aufbau Taschenbuch, Aufbau Verlagsgruppe 2007, ISBN 978-3-7466-2330-6

Einzelnachweise

  1. a b c Kath.net: ... Nur in die Knie gehen, staunen und beten 24. November 2006
  2. Paul Badde: Maria von Guadalupe. Wie das Erscheinen der Jungfrau Weltgeschichte schrieb. Ullstein, Berlin 2004, ISBN 3-550-07581-2
  3. Der Heilige Stuhl: Apostolische Reise nach Toronto, Guatemala-Stadt und Mexiko-Stadt 30. Juli 2002
  4. Alberto Peralta de Legarreta: El Códice 1548, crítica de una supuesta fuente del siglo xvi. http://www.proyectoguadalupe.com/apl_1548.html

Weblinks

 Commons: Juan Diego – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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