Julius Meinl V.

Julius Meinl V.

Julius Lindbergh Meinl V. (* 9. Juli 1959 in Wien) ist ein in Österreich ansässiger Bankier mit britischer Staatsbürgerschaft. Er übernahm 1983 als Vorstandsvorsitzender die Leitung der Meinl Bank. Per 28. Dezember 2007 wechselte er in den Aufsichtsrat und ist seither dessen Vorsitzender.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Julius Meinl V. ist der Sohn von Julius Meinl IV. Er ist verheiratet mit Franziska (genannt „Spängi“) und hat einen Sohn, Julius Meinl VI. Er war der Erbe der Lebensmittelhandelskette Julius Meinl, die er bis auf den traditionsreichen Wiener Standort Meinl am Graben auflöste und den Handelsketten Billa, Spar und Delhaize verkaufte, die diese in ihre Konzerne eingliederten. Das Unternehmen Julius Meinl kaufte 1969 eine Bank und verschmolz sie 1979 mit ihrer Spar- und Kreditvereins-Genossenschaft zur Meinl Bank. Julius Meinl V. übernahm 1983 die Leitung der Bank.

Weiters ist Julius Meinl V., zumindest rechtlich, auch Landwirt und bezog im Jahr 2008 insgesamt 34.445,- Euro aus dem Bereich der EU-Agrarsubventionen.[2][3]

Vorwürfe

Die Immobilienfondsgesellschaft Meinl European Land löste im Sommer 2007 heftiges Medieninteresse aus, als bekannt wurde, dass man mit den Einnahmen einer Kapitalerhöhung im Frühjahr hauptsächlich eigene Wertpapiere zurückgekauft hatte, ohne die Anleger darüber zu informieren, – was gegen österreichisches Recht verstößt. Gegen den Vorwurf der Rechtsverletzung wurde eingewandt, das Unternehmen sei auf Jersey registriert und habe gegen dortiges Recht, das in diesem Fall maßgeblich sei, nicht verstoßen.

Meinls persönliche Verwicklung in diese Sache ist unklar und umstritten. In einem Interview mit dem Radiosender Ö1 in der Sendung Im Journal zu Gast am 15. September 2007 bestritt er jede persönliche Beteiligung an der Causa und gab an, keinerlei Anteile an den Investmentfonds Meinl European Land (MEL) und Meinl International Power (MIP) zu besitzen. Seine Bank habe lediglich den Börsengang der Firmen durchgeführt, wie auch den der Schwestergesellschaft Meinl Airports International (MAI) im Frühjahr 2007. Allerdings soll Meinl für die (mittlerweile von den Fonds beendete) Nutzung des Namens Meinl und aus seiner Bank nahestehenden Managementgesellschaften zur Verwaltung der Fonds (die Managementverträge wurden von den Fonds gekündigt; gegenseitige Klagen vor dem Zivilgericht sind anhängig) sehr beträchtliche Einnahmen bezogen haben, während die auf den guten Ruf Meinls bauenden Anleger mit starken Kurseinbrüchen konfrontiert wurden.

Die Staatsanwaltschaft Wien wirft Julius Meinl V. in diesem Zusammenhang Anlegerbetrug, Provisionsschinderei (kein Begriff der österreichischen Rechtsordnung[4]) und Untreue vor.[5] Am 1. April 2009 wurde er wegen Fluchtgefahr in Wien festgenommen und am folgenden Tag die Untersuchungshaft verhängt.[6] Außerdem sollen Geheimdossiers über Meinl-Kritiker sichergestellt worden sein. Der Untersuchungshaftgrund „Fluchtgefahr“ gründete sich darauf, dass Meinl seinen Privatjet Falcon-2000 am General Aviation Center des Flughafens Wien stets vollgetankt bereitstehen lasse und er die britische Staatsbürgerschaft besitze.

Die Bankgeschäfte der Meinl Bank AG sollen laut Medienberichten ungestört weiterlaufen, für die Einlagen bei der Bank soll keine Gefahr bestehen.[7][8] Die Kaution von 100 Millionen Euro, die bisher höchste in Österreich, bezahlte Julius Meinl V. am 2. April 2009 und wurde daraufhin enthaftet; er hatte die Summe angeblich innerhalb einer Stunde aus Liechtenstein aufgetrieben[9].

In die Probleme Meinls ist Österreichs ehemaliger Finanzminister Karl-Heinz Grasser insofern involviert, als er von Julius Meinl V. am Fondsmanagement beteiligt wurde und daraus laut Medienkritik zu Lasten der Anleger unverhältnismäßig hohe Einnahmen erzielt haben soll. (Mittlerweile hat Grasser diese Tätigkeit eigenen Angaben zufolge beendet.) Zuvor waren Grasser und Meinl bereits ins Gerede geraten, weil Grasser Gast einer Ausfahrt mit Meinls Jacht war, an der mit den beiden auch der in den BAWAG-Skandal verwickelte Wolfgang Flöttl teilgenommen hatte.

Nachweise

  1. Die Presse: Julius Meinl V scheidet aus Vorstand der Meinl Bank aus
  2. Der Bauer als Millionär, Die Zeit, Ausgabe 35/2010, abgefragt am 30. August 2010
  3. Hans Weiss: Schwarzbuch Landwirtschaft - Die Machenschaften der Agrarpolitik, Verlag Zsolnay, 2010, ISBN 978-3-552-06145-3
  4. Wirtschaftsblatt, Wien, 6. April 2009, Gastkommentar Rechtsanwalt Georg Vetter
  5. Der Standard: Julius Meinl V. in Haft
  6. Format: Julius Meinl V. seit Mittwoch Abend im Gefängnis
  7. ORF online: Bericht über Verhaftung
  8. ORF online: Julius Meinl V. verhaftet
  9. Die Presse: Bankier Julius Meinl V.: Untersuchungs-Haft verhängt

Weblinks


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