- KZ-Nebenlager Redl-Zipf
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Das KZ-Nebenlager Redl-Zipf war ein Außenlager des KZ Mauthausen in Neukirchen an der Vöckla.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Nach Bombenangriffen auf Wiener Neustadt im Oktober 1943 und auf die dort untergebrachten Raxwerke wurden Anlagen der Rüstungsindustrie zunehmend unterirdisch angelegt. Die Bierkeller der Brauerei Zipf wurden ausgewählt, weil sie aus geologischen Gründen relativ unempfindlich gegen Bombenangriffe waren und weil vom Bahnhof Redl-Zipf an der Westbahn ein Anschlussgleis direkt ins Brauereiareal führte.
Nach dem Ausbau des Stollensystems durch Häftlinge des KZ Mauthausen wurde Anfang 1944 der Betrieb eines Raketenteststands der „Vergeltungswaffe“ V2 aufgenommen. Der Raketenteststand wurde unter dem Decknamen "Schlier" betrieben. [1] Die Anlage umfasste einen Triebwerksprüfstand, eine Anlage zur Erzeugung von Flüssigsauerstoff und einen Trafobunker. Die Anlage besteht noch heute, der Trafobunker kann besichtigt werden, die Stollen befinden sich jedoch im Firmengelände der Brauerei. Unfälle und Explosionen beim Testbetrieb des Triebwerkprüfstands forderten etliche Todesopfer, u. a. Ilse Oberth, die Tochter des Raketenforschers Hermann Oberth.
Im Verlauf des Krieges wurde auch ein Teil der Nibelungenwerke in das Stollensystem verlagert.
Das Lager Schlier beherbergte auch das Geldfälscherkommando der Aktion Bernhard, die aus dem KZ Sachsenhausen nach Zipf gebracht wurden.
Das Lager wurde 1945 evakuiert, und die Häftlinge wurden ins KZ Ebensee transportiert.
Der Höchststand an Häftlingen im Lager wird vom Mauthausen-Komitee [2] mit 1500 Personen angegeben.
Literatur
- Gerhard Kriechbaum, Christian Limbeck-Lilienau: Zipf – „Schlier“. In: Christian Hawle, Gerhard Kriechbaum, Margret Lechner: Täter und Opfer. Nationalsozialistische Gewalt und Widerstand im Bezirk Vöcklabruck 1938 - 1945. Eine Dokumentation. Herausgegeben von Mauthausen-Aktiv Vöcklabruck. Bibliothek der Provinz, Wien u. a. 1995, ISBN 3-85252-076-2, (Publ. P No 1).
- Paul Le Caër: Ein junger Europäer in Mauthausen 1943-1945. Herausgegeben vom Bundesministerium für Inneres. Bundesministerium für Inneres - Ref. IV/4/a, Wien 2002, ISBN 3-9500867-3-0, (Mauthausen-Studien 2).
Literarische Bearbeitung
- Zipf. Ein Monolog von Reinhard Palm, Thomas Sessler Verlag, Wien 1987, ebenso erschienen in: Neue Rundschau 3, S.Fischer Verlag, Frankfurt/Main 1988
- Z!PF oder Die dunkle Seite des Mondes – Ein Stück über das Bier, die Liebe, Raketen und ein KZ. Zweiter Teil einer Trilogie von Franzobel, Uraufführung 19. Juli 2007. Das Theaterstück wird im ehemaligen Kohlebrecher in Kohlgrube bei Wolfsegg (Oberösterreich) aufgeführt. Mit Martin Semmelrogge in der Hauptrolle des Lagerkommandanten.
- Silberpfeile - Roman von Walter Kappacher. Erzählt von einem (fiktiven) Ingenieur, der in den dreißiger Jahren für die deutsche Auto-Union Rennwagen entwarf und dann im Zweiten Weltkrieg nach Zipf versetzt wurde, um dort die Raketentests zu begleiten.
Film
- Deckname Schlier – Dokumentarfilm von Wilma Kiener und Dieter Matzka, absolut Medien, 1984
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Weniger Geheimnis rund um das "Geheimprojekt Schlier" derstandard.at, abgerufen am 5. September 2011
- ↑ Mauthausen Komitee-Österreich [1]
48.03944444444413.504722222222Koordinaten: 48° 2′ 22″ N, 13° 30′ 17″ OKategorien:- KZ-Außenlager
- KZ Mauthausen-Gusen
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