Anders als die anderen (1956)

Anders als die anderen (1956)
Filmdaten
Deutscher Titel Anders als die anderen
Originaltitel Tea and Sympathy
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1956
Länge 122 Minuten
Altersfreigabe FSK 16
Stab
Regie Vincente Minnelli
Drehbuch Robert Anderson
Produktion Pandro S. Berman/MGM
Musik Adolph Deutsch
Kamera John Alton
Schnitt Ferris Webster
Besetzung
  • Deborah Kerr: Laura Reynolds
  • John Kerr: Tom Robinson Lee
  • Leif Erickson: Bill Reynolds
  • Edward Andrews: Herb Lee
  • Norma Crane: Ellie Martin
  • Tom Laughlin: Ralph
  • Kip King: Ted

Anders als die anderen ist der Titel eines US-amerikanischen Spielfilm-Dramas aus dem Jahr 1956. Als literarische Vorlage diente das Theaterstück Einzelgänger (Originaltitel: Tea and Sympathy) von Robert Anderson, der auch das Drehbuch schrieb.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Tom Robinson Lee, mittlerweile ein erfolgreicher Schriftsteller und verheiratet, kommt nach zehn Jahren zu einem Schülertreffen in sein ehemaliges Internat zurück. Er sucht auch das Haus und das Zimmer auf, in dem er damals wohnte. Und er erinnert sich ...

Sein Vater hatte ihn damals auf dieses Internat zu seinem Freund Bill Reynolds geschickt, damit der Tom zum „Mann“ erziehe. In dem von Bill geführten Haus sind noch andere Schüler untergebracht, mit denen er auf „männliche“ Art die Zeit vertreibt, mit Sport, Schwimmen, Bergsteigen.

Tom passt so gar nicht in dieses Umfeld. Er ist Einzelgänger, liest Bücher und Gedichte, hört klassische Musik. Während die anderen Jungs am Strand ihre Kräfte messen, sitzt er bei den Lehrerfrauen und unterhält sich mit ihnen über Nähen und Kochen. Sofort bekommt er den Spitznamen „Sister-Boy“ („Zimperlieschen“).

Bills Frau Laura ist die einzige, der Tom vertraut und die er verehrt. Auch sie hegt Sympathie für den 17Jährigen, der sie so ganz an ihren ersten Mann erinnert, der im Weltkrieg umkam. Er glich Tom in vielem. Auch er war nicht „männlich“ im üblichen Sinn, hatte kulturelle Interessen, und er hatte Angst, von den anderen als feige gehalten zu werden. Seit einem Jahr ist sie nun mit Bill verheiratet.

Laura und Tom erörtern viele seiner Probleme bei einer Tasse Tee. So auch über seine Mitwirkung bei einem Theaterstück, in dem er eine Rolle in Frauenkleidern übernommen hat. Doch dazu kommt es dann doch nicht, weil ihm sein Vater die Mitwirkung verbietet und er absagen muss.

In einem ist Tom den anderen dann doch überlegen.: Er schlägt sie im Tennis. Doch das kommt bei einigen sowieso nicht an, da Tom nur mit „Tricks“ gewinne. Und als er wieder einmal ein Spiel gegen einen Schüler für sich entscheidet, sprechen sie dann von einem „gemischten Einzel“.

Es naht der Abend der Pyjamaschlacht, bei der sich jüngere Jahrgänge, zu denen Tom zählt, gegen Ältere verteidigen müssen. Tom kommt erst gar nicht dazu, sich zu wehren. Denn einige haben einen Kreis um ihn geschlossen, um – wie sie erklären - ihr „Zimperlieschen“ zu schützen. Doch viel demütigender für ihn ist, dass er seinerseits auch nicht zum Kämpfen kommt. Schließlich hat Ralph, einer seiner Mitbewohner, Mitleid, durchbricht den Ring und reißt ihm den Schlafanzug herunter. Jetzt beginnt die Schlägerei doch noch, und Tom muss vor der Übermacht fliehen.

Der Abend hat Folgen. Ted, Toms Zimmergenosse, muss auf Anweisung seines Vaters in ein anderes Haus umziehen. Laura versucht das zu verhindern, ohne Erfolg. Immerhin haben die beiden Jungen eine Aussprache darüber, wie Tom bei den anderen besser ankommen könne. Es wird aber auch deutlich, dass die nur große Sprüche klopfen. Die meisten wären noch nie mit einem Mädchen zusammen gewesen, obwohl sie damit angeben. Aber das wäre genau das Richtige, um Eindruck zu schinden, meint Ted. Da würden die anderen staunen.

Der Gedanke lässt Tom nicht mehr los. Schnell ist auch ein weibliches Wesen gefunden, es ist Ellie Martin, eine Kellnerin, zwar etwas älter, aber sicher die Richtige. Mit ihr verabredet er am Telefon ein Date. Laura ist Zeugin des Gesprächs und versucht, Tom mit allen Mitteln zurückzuhalten. Sie gesteht ihm sogar ihre Liebe, er küsst sie. Aber vergeblich, Tom reißt sich los. Er geht zu Ellie, doch seine Kontaktversuche enden im Desaster. Er ist zu ungeschickt, sie lacht ihn aus, nennt ihn „Zimperlieschen“. Da rennt er in die Küche, greift sich ein Messer, will sich umbringen. Ellies Mitbewohner überwältigen ihn und übergeben ihn der Schulpolizei.

Tom wird von der Schule verwiesen. Bill und Laura machen sich gegenseitig Vorwürfe, dass es mit Tom so weit gekommen ist. Aber auch ihr Eheleben stimmt schon lange nicht mehr. Flitterwochen, na ja, aber dann war da nicht mehr viel. Sie sind beide zu verschieden, sie, die Sensible, er, der – scheinbar – Harte, der lieber mit seinen Jungen zusammen ist.

Laura sucht Tom und findet ihn an seinem Lieblingsplatz im Wald außerhalb des Schulgeländes. Sie umarmen und lieben sich, sie sagt: „Irgendwann später, wenn du von diesem Augenblick erzählen wirst – und du wirst es – sprich nett davon.“

Tom ist in die Gegenwart zurückgekehrt. Er verlässt sein Zimmer und sucht Bill auf, der immer noch für dieses Haus zuständig ist. Bill ist nicht mehr der alte. Müde ist er, apathisch, und hört sogar klassische Musik. Er hat einen Brief von Laura für Tom, den sie nie abgeschickt hat. Tom erfährt jetzt u.a., dass Laura damals nach ihrem letzten Zusammensein nicht mehr zu ihrem Mann zurückgekehrt war.

Hintergrund

Gedreht wurde in Farbe und Cinemascope.

Die drei Hauptdarsteller John Kerr, Deborah Kerr sowie Leif Erickson wiederholten hier ihre Rollen, die sie bereits 700mal am Broadway gespielt hatten. Das Bühnenstück feierte nicht nur am Broadway Triumphe, sondern zählte auch in der deutschen Theaterszene der 50er Jahre zu den meistgespielten Stücken

Theatervorlage und Film thematisieren die gesellschaftlichen Vorurteile über das, was als "männlich" akzeptiert wird und was nicht. "Ich habe damit die Haltung angegriffen, dass ein Mann nur ein Mann sei, wenn er Vivian Leigh eine steile Wendeltreppe hinauftragen kann", sagte Minnelli in einem Interview. (...)Pressetext BR3

Toms Charakter kann man als homosexuell oder einfach als unmännlich heterosexuell interpretieren. Seit dem Hays Code war diese Möglichkeit einer zweifachen Auslegung beabsichtigt. Denn die Zensur saß Drehbuchautor Robert Anderson derart im Nacken, dass er das Thema Homosexualität übervorsichtig behandelte. Dadurch verliert der Film an Brisanz.

Interessant ist auch die Charakterisierung von Bill. Er unterscheidet sich eigentlich kaum von Tom. Er ist keinesfalls der große Held. In einem Gespräch mit seiner Frau gesteht er, in seiner Jugend ähnliche Probleme gehabt zu haben. Er sei aber damit fertig geworden. Die Wirklichkeit jedoch sieht anders aus. Am Schluss des Films hört er klassische Musik, was doch als "unmännlich" gilt. Im Gegensatz zu Tom scheint er zudem deutlicher homosexuell zu sein.

Deborah Kerr soll gesagt haben: "Ich nehme an, die Rolle, die meinem Wesen am nächsten kommt, ist die der Laura Reynolds in Tee und Sympathie. Natürlich wusste das Bob Anderson nicht, als er das Stück schrieb. Es war das Aufeinandertreffen einer Rolle und einer Schauspielerin, die gleiche Einstellung zum Leben, eine gewisse Zurückhaltung und ein tiefes Mitgefühl mit Menschen, die aus irgend einem Grund angegriffen werden."

Kritiken

„Verfilmung eines Broadway-Erfolges von Robert Anderson, die durch übervorsichtige Behandlung des Stoffs trotz guter Darsteller an Brisanz und psychologischem Tiefgang verliert.“

Lexikon des internationalen Films

„Psychologisch und geistig ungenügend vertiefter Film (...) Mit einer Ehebruchsgeschichte verknüpft, die starke Vorbehalte bedingt.“

6000 Filme. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 1963 [1]

Auszeichnungen

Deborah Kerr wurde für ihre Rolle 1958 bei den British Film Academy Awards als beste britische Darstellerin nominiert, hatte aber gegen Heather Sears (Esther Costello) das Nachsehen. John Kerr hatte ein Jahr zuvor den Golden Globe Award als Bester Nachwuchsdarsteller erhalten.

Literatur

  • Robert Anderson: Einzelgänger. Schauspiel in 3 Akten (Originaltitel: Tea and Sympathy). Deutsch von H. H. Carwin. Bloch, Berlin 1954, 151 S. [Bühnenmanuskript]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 23



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