Kantonsbibliothek St. Gallen

Kantonsbibliothek St. Gallen
Kantonsbibliothek

Die Kantonsbibliothek St. Gallen (Vadiana) ist die grösste Bibliothek der Ostschweiz. Sie umfasst rund 800'000 Medien. Als Sammelstelle des st. gallischen Schrifttums bildet sie das kulturelle und gesellschaftliche Gedächtnis des Kantons und versorgt die Bevölkerung darüber hinaus mit Literatur und Medien aus allen Wissensgebieten. Sie fördert die Zusammenarbeit unter den Bibliotheken durch die Führung eines Bibliothekverbunds (St. Galler Bibliotheksnetz), engagiert sich in der bibliothekarischen Ausbildung und berät die Schul- und Gemeindebibliotheken. Durch die Veranstaltung von Autorenlesungen und Ausstellungen sowie durch eigene Publikationstätigkeit beteiligt sie sich am kulturellen Leben. Die Bibliothek liegt an der Notkerstrasse im Museumsquartier der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Vadiana ist eine wichtige historische Schweizer Bibliothek. Den Namen verdankt sie dem Humanisten Joachim von Watt (1484-1551), auch bekannt unter dem Namen Vadian, der als Bürgermeister der Stadt fungierte und darüber hinaus ein schweizweit bekannter Reformator war. 1551 vermachte er seine ganzen Privatsammlungen der Stadt. Dies war der Anfang der Vadiana Stadtbibliothek, die das städtisch-reformierte Gegenstück zur berühmten klösterlich-katholischen Stiftsbibliothek bildete. Im 19. und 20. Jahrhundert forcierte die Ortsbürgergemeinde St. Gallen die Vadiana als Studien- und Bildungsbibliothek, bis sie an ihre Grenzen stiess. 1979 erfolgte per Volksabstimmung die Übernahme der Gebäude durch den Kanton. Dies war die erste kulturelle Abstimmung im Kanton St. Gallen überhaupt. Die Vadianische Sammlung hingegen blieb als wichtiger historischer Kernbestand Eigentum der Ortsbürgergemeinde. Nebst dem Nachlass Vadians, umfasst sie eine wertvolle Sammlung von Handschriften (z. B. die Weltchronik des Rudolf von Ems) und Bestände, die bis zum Jahr 1798 zurückreichen.

Spezialabteilungen

Erwähnenswert ist insbesondere die Vadianische Sammlung als historisches Erbe der Ortsbürgergemeinde St. Gallen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Bibliothek und der handschriftliche Nachlass von Vadian, der mit bürgerlichem Namen Joachim von Watt hiess. Die Sammlung wurde sukzessiv ergänzt und setzt sich heute aus rund hundert mittelalterlichen Handschriften zusammen. Die illuminierten Handschriften aus dem Spätmittelalter übertreffen die regionale Bedeutung bei weitem. So zum Beispiel die Prachthandschrift der Weltchronik des Rudolf von Ems, humanistische Handschriften des 15. Jahrhunderts aus Italien, alchemische Handschriften aus dem 15. und 16. Jahrhundert sowie die Autographensammlung Robert Alther mit rund 16'000 handgeschriebenen Dokumenten. Die Vadianische Sammlung gehört der Ortsbürgergemeinde und ist Dauerdepositum in der Kantonsbibliothek.

Die Spezialabteilung 'Sammlungen der Kantonsbibliothek' beherbergt unter anderem die Freimaurer-Bibliothek 'Bibliotheca Masonica August Belz', welche ständig erweitert wird und etwas mehr als 20'000 Bände umfasst.

Eine weitere wichtige Abteilung ist das Zentrum für das Buch. 1947 wurde es als 'Deutsches Bucharchiv München (DBA)' von Ludwig Delp gegründet. Das Ziel war und ist es, alle Bücher, Zeitschriften und audiovisuelle Medien zum Buch- und Zeitschriftenwesen zu sammeln und zu erschliessen. Im Herbst 2006 wurden die Bestände des DBA der Kantonsbibliothek St. Gallen als Dauerleihgabe übergeben und die Katalogdaten in das St. Galler Bibliotheksnetz integriert. Die Bestände werden vom 'St. Galler Zentrum für das Buch (ZeBu)' betreut. Das ZeBu führt die Arbeit im Bereich Sammeln und Erschliessen von Literatur und audiovisuellen Medien zu buchwissenschaftlichen Themen fort. Die Wissensfelder sind dabei vielfältig und umfassen verschiedenste Aspekte.

Zu den zentralen Aufgaben der Kantonsbibliothek gehört es auch, das Schrifttum über den Kanton St.Gallen und die Publikationen seiner Einwohnerinnen und Einwohner sowie der st.gallischen Verlage möglichst vollständig zu sammeln. Zu diesem Zweck pflegt die Kantonsbibliothek eine umfangreiche Sangallensiensammlung. Dazu gehören nebst Monographien auch Zeitungen, Zeitschriften, Geschäftsberichte, amtliche Druckschriften usw. Ein wichtiger Bestandteil ist die sogenannte «graue Literatur» - Publikationen, die ausserhalb des Buchhandels erscheinen. Dazu gehören beispielsweise Vereinsschriften oder im Eigenverlag herausgegebene Werke. Der Sammelauftrag umfasst aber auch Ton- und Filmaufnahmen von St.Galler Künstlerinnen und Künstlern.

Digitale Bibliothek St. Gallen (DigiBib)

Die Digitale Bibliothek St. Gallen war ein Gemeinschsaftsprojekt von zwölf sanktgallischen Bibliotheken, das am 14. Mai 2008 mit einem Angebot an digitalen Medien für die Benutzer lanciert wurde. Dabei handelte es sich um ein Pilotprojekt, welches bis Ende 2010 befristet war. Ziel war es, das Angebot zu testen und zu klären, ob es im Kanton St. Gallen von den Bibliothekskundinnen und -kunden angenommen wird. Zur Finanzierung der Pilotphase stellte der St. Galler Kantonsrat 150'000 Franken aus dem Lotteriefonds zur Verfügung.

Am 1. Februar 2011 wurde das Projekt als Digitale Bibliothek Ostschweiz fortgeführt. Die teilnehmenden 14 Ostschweizer Bibliotheken sowie die Liechtensteinische Landesbibliothek arbeiten hier mit der SBD.bibliotheksservice ag zusammen. Die Geschäftsführung liegt, wie bereits beim Vorgängerprojekt, bei der Kantonsbibliothek St. Gallen.

Bei der digitalen Bibliothek können Benutzer ihre Bücher übers Internet für eine gewisse Zeit herunterladen und nutzen. Nach der Frist wird das Dokument automatisch wieder gelöscht.

St. Galler Bibliotheksnetz

Der Bibliotheksverbund des St. Galler Bibliotheksnetzes (SGBN) setzt sich aus rund 46 Bibliotheken zusammen und wird von der Kantonsbibliothek St. Gallen geleitet. Mitglied im Verbund sind unter anderem die Stifts- und die Textilbibliothek, die Bibliothek der Hochschule für Technik Rapperswil, Ärztebibliotheken kantonaler Spitäler sowie Kantonsschulbibliotheken. Die Verbunddatenbank, welche über eine Million Datensätze von Medien beinhaltet, ist gleichzeitig ein Partnerverbund des Informationsverbundes Deutschschweiz (IDS).

Benutzung

Die Vadiana ist eine Magazinbibliothek. Im Gegensatz zu einer Freihandbibliothek kann der Benutzer die Medien nicht direkt einsehen, sondern muss sie über den Onlinekatalog bestellen. Danach können sie am Schalter abgeholt werden. Die Einschreibung und die Ausleihe sind kostenlos. Die Kantonsbibliothek St. Gallen beherbergt nebst wissenschaftlichen Büchern auch belletristische Literatur und baut einen stetig wachsenden Bestand an Hörbüchern und DVDs auf.

Weblinks

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