Anderthalbdecker

Anderthalbdecker
Anderthalbdecker der Firma Franz Brozincevic & Cie., Wetzikon mit Vetter-Aufbau, Baujahr 1966
Auf Mercedes-Benz-Fahrgestell nach VÖV-Richtlinien
Seitenprofil
Dieser Anderthalbdecker auf Henschel-Fahrgestell stammt vom Oberleitungsbus Aachen

Ein Anderthalbdecker, auch Eineinhalbdecker genannt, ist ein Omnibus oder Oberleitungsbus, der in der hinteren Hälfte partiell als Doppeldeckerbus ausgeführt ist. Die Form des Anderthalbdeckers wurde 1949 von der Essener Karosseriebaufirma Ludewig entwickelt. Zunächst wurden nur Reisebusse nach diesem Prinzip hergestellt, erst 1955 entstand in Zusammenarbeit mit der Duisburger Verkehrsgesellschaft der erste Anderthalbdecker-Stadtlinienbus.

Der Aufbau erfolgte vorwiegend auf Fahrgestellen von Büssing (später MAN) und Mercedes-Benz, frühe Exemplare entstanden auf Fahrgestellen von Krupp, Faun und Henschel. Aus statischen Gründen verwendete man dabei typischerweise dreiachsige Fahrgestelle mit hinterer Tandemachse. Mit dem Konkurs der Firma Ludewig 1976 wurde die Fertigung des Anderthalbdeckers von der Fellbacher Karosseriefabrik Vetter fortgesetzt, wo sie bereits 1983 endete. Ein Einzelstück wurde nochmals 1995 auf Basis alter Pläne für das baden-württembergische Omnibusunternehmen Anton Schuster aus Durlangen produziert und befindet sich bis heute im Linienverkehr rund um Schwäbisch Gmünd im Einsatz.[1]

Diese Omnibusbauform war besonders im Linienverkehr bis in die 1970er-Jahre hinein verbreitet, zuletzt auch auf Basis des VÖV-Standard-Busses. Insbesondere nach dem 1960 in Kraft getretenen Verbot der Personenbeförderung in Busanhängern gewann der Anderthalbdecker an Bedeutung, nicht zuletzt weil Gelenkbusse damals noch nicht so verbreitet waren wie heute. Ein besonderer Vorteil gegenüber einem echten Doppeldeckerbus war die niedrigere Gesamthöhe, so konnten auch Unterführungen problemlos passiert werden.

Anderthalbdecker waren insbesondere in Nordrhein-Westfalen weit verbreitet, zu den Einsatzorten gehörten unter anderem Aachen, Bonn, Bielefeld, Braunschweig, Duisburg, Düsseldorf, Essen, Flensburg, Hagen, Hanau, Hannover, Heidelberg, Kiel, Köln, Krefeld, Mainz, Osnabrück, Rheydt, Soest, Saarlouis, Soest, Stuttgart, Trier und Wuppertal. Die meisten der in den 1970er- und 1980er-Jahren noch vorhandenen Wagen fuhren zuletzt im Schülerverkehr.

Wegen der nicht vorhandenen Möglichkeit des Fahrgastflusses – ins Obergeschoss führte nur eine schmale Treppe – wurden die Anderthalbdecker zunehmend von Gelenkbussen abgelöst. Sie boten bei gleicher Anzahl von Sitzplätzen mehr Stehplätze und waren bedingt durch größere Bauserien zudem billiger zu erhalten. Heute sind nur noch wenige Fahrzeuge dieser Bauart erhalten geblieben.

Oberleitungsbusse

Eine Sonderform des Anderthalbdeckers waren die 30 Oberleitungsbusse der Hersteller Ludewig (26 Stück) und Vetter (vier Stück), sie wurden ab 1956 für vier deutsche Städte produziert:

Der Aachener Wagen blieb museal erhalten, er befindet sich seit 1972 im englischen Trolleybus-Museum Sandtoft.

Einzelnachweise

  1. Stuttgarter Bahn- & Bus-Seiten von Martin Rimmele

Weblinks


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