Karabiner (USA)

Karabiner (USA)
M1 Carbine
Ein M1 Karabiner
Allgemeine Information
Militärische Bezeichnung: Carbine M1
Einsatzland: USA
Entwickler:/Hersteller: Winchester Repeating Arms Company
Herstellerland: USA nach 1945 auch andere
Produktionszeit: 1942 bis 1960
Modellversionen: M1-M3
Waffenkategorie: Selbstladegewehr
Maße
Gesamtlänge: 904 mm
Gewicht:
(mit leerem Magazin):
2,48 kg
Lauflänge:

457 mm

Technische Daten
Kaliber:

.30 Carbine

Mögliche Magazinfüllungen: 15, 30 Patronen
Munitionszufuhr: Stangenmagazin
Effektive Reichweite: 250 m
Kadenz: 45 (M1), 800 (M2/M3) Schuss/min
Mündungsgeschwindigkeit
Projektil (V0):
590 m/s
Anzahl Züge: 4
Drall: rechts
Verschluss: Drehkopfverschluss
Ladeprinzip: Gasdrucklader
Liste der Handfeuerwaffen

Das M1 Carbine ist ein US-amerikanisches Selbstladegewehr, das in der Zeit des Zweiten Weltkriegs eingeführt und bis in die 70er Jahre vom US-Militär eingesetzt wurde. Einige andere Streitkräfte und Polizeien (inklusive der US-Amerikanischen) setzen es heute noch ein.

Inhaltsverzeichnis

Entwurfsphase

Als das M1-Garand-Gewehr im Jahre 1936, entgegen der ursprünglichen Planung, doch für das Kaliber .30-06 Springfield produziert wurde und nicht für die leichteren .276er-Patronen, fehlte der US-Armee wieder ein leichteres, handlicheres Gewehr. Sowieso gab es in der Armee Unzufriedenheit über die verfügbaren Maschinenpistolen und Gewehre, und Erfahrungen aus früheren sowie dem aktuellen Kriegsgeschehen trugen weiter dazu bei, dass die Entwicklung eines leichteren Gewehrs in die Wege geleitet wurde.

Etappensoldaten, Fallschirmjäger und auch Frontsoldaten, die andere Ausrüstung zu tragen hatten (z.B. Sanitäter oder Mechaniker), fanden die älteren Gewehre zu lästig, Pistolen und Revolver aber nicht zielgenau und stark genug. Kleinere Maschinenpistolen wie die Thompson waren zwar mehr als ausreichend für Nahkämpfe, aber waren für weite Schüsse ungeeignet und eigentlich auch nicht viel leichter zu tragen als die alten Gewehre (wie die Springfield M1903 und Garand). Außerdem waren sie wesentlich teurer als andere Waffen. Die gleichen Probleme traten auch bei der Luftbeförderung von Soldaten auf, einem Konzept, dem zu dieser Zeit viel Beachtung geschenkt wurde.

Weiterhin wurde 1941 die US-Armee von 200.000 auf 1.400.000 Mann aufgestockt; entsprechende Ausbildungskapazitäten fehlten aber bei weitem. Die langwierige Pistolenausbildung könnte mit einem leichteren Gewehr anstatt einer Pistole umgangen werden.

Es wurde also entschieden, dass eine neue Waffe für diese Zwecke gebraucht werde. Diese sollte eine mittlere Reichweite von 275 Metern haben.

Eine Karabiner-Version des halbautomatischen Standardgewehrs wurde in Betracht gezogen, aber die .30-06er-Patronen waren zu kräftig. Der M1-Karabiner wurde neu entworfen, denn er musste leichter sein als die Garand und weniger Rückstoß haben. Es sollte eine Verteidigungswaffe für Soldaten, die das Infanteriegewehr nicht als Hauptwaffe benutzen, sein.

1938 bat der Infanteriechef das Waffenamt, man möge ein leichtgewichtiges Gewehr entwickeln. Nach zwei Jahren wurde diese Bitte formell akzeptiert und 1941 der Auftrag an die großen US-Waffenfirmen ausgeschrieben. Winchester Repeating Arms sandte zunächst keinen Vorschlag ein. Die Firma war zu beschäftigt mit der Perfektionierung ihres .30-06er-Gewehrs. Nach dem Tod von Ed Browning jedoch, der diese Waffe entworfen hatte, stellte Winchester den ehemaligen Schwarzhändler David M. „Carbine“ Williams ein. Man hoffte, dieser würde einige von Brownings unfertigen Designs vollenden. In der Tat verband Williams sein Konzept eines sehr kurzhubigen Gaskolbens mit Brownings Design. Nachdem die Marine die Waffe 1940 für unzuverlässig in sandiger Umgebung erklärt hatte, wurde Brownings Kippbolzen-Design nochmals durch eine Konstruktion mit drehbarem Bolzen – wie in der Garand – ersetzt.

Amerikanischer Soldat im Koreakrieg mit M1 oder M2 Karabiner (in seiner linken Hand)

Im Mai 1941 war das Gewicht des Prototyps schon auf 3,4 kg reduziert worden. Das Waffenamt verlangte eine weitere Reduzierung auf 2 bis 2,2 kg, und Major René Studler verlangte, dass so schnell wie möglich ein endgültiger Prototyp produziert werde. Innerhalb von 13 Tagen schafften es William C. Roemer und Fred Humeston, einen Prototypen mit dem Abzug, Gehäuse und der Verriegelung einer Winchester M1905 zusammenzuschustern. Es wurde ein sofortiger Hit bei den Vertretern der Armee.

Nach den ersten Tests der Militärs im August 1941 begann Winchester, eine verfeinerte Version herzustellen. Das verbesserte Modell setzte sich sehr erfolgreich gegen andere Karabiner-Kandidaten durch – im Oktober wurde Winchester über den erhaltenen Auftrag in Kenntnis gesetzt.

Tatsächlich, und entgegen landläufigen Behauptungen, hatte Williams wenig mit der Entwicklung der M1 zu tun; abgesehen von seinem Gaskolben-Design. Später entwickelte er eigenständig weitere Verbesserungen seines Karabiners, aber keine seiner Veränderungen wurden in der folgenden M1-Produktion übernommen.

Munition

Die Prototypen für den US-M1-Karabiner hatten Magazine für eine neue Patronengröße, die .30 M1. Die .30-Karabinerpatrone, eine kleinere und leichtere .30 Kaliber/7,62mm Patrone, unterscheidet sich deutlich von der größeren Patrone .30-06 Springfield der Garand, sowohl im Design als auch in der Performance. Sie waren mehr oder weniger eine randlose Version der veralteten .32 Winchester SL.

Die neuen Patronen lagen leistungsmäßig bezüglich Mündungsenergie (ME, muzzle energy) und Mündungsgeschwindigkeit (MV, muzzle velocity) zwischen den Kurzwaffen- und den vollwertigen Gewehrkalibern: Die MV bewegen sich, aus dem 18-inch-Lauf eines M1-Karabiners, zwischen 580 und 600 m/s; die ME betrug ca. 1200 J. Die MV der M1 Garand lag bei etwa 850 m/s und die ME bei ca.3430 J. Damit haben die Geschosse nach den 275 Metern ausgelegter Reichweite immer noch in etwa die gleiche Energie, wie Geschosse aus kleinen Pistolen wie der Nambu beim Mündungsaustritt (ME ca. 340 J) besitzen.

Die israelische Armee setzt die Munition (Stand 2008) immer noch in einem neukonstruierten automatischen Karabiner ein.

Verwendung

Der M1-Karabiner wurde an erster Stelle entworfen, um Truppen außerhalb des direkten Kampfgeschehens eine bessere Verteidigungswaffe in die Hand zu geben. Sie war für ungeübte Soldaten einfacher zu bedienen als die .30-Kaliber-Büchsen dieser Zeit. Die ersten Karabiner dieser Art wurden in der Mitte des Jahres 1942 an die Soldaten ausgeliefert, und zwar zuerst an die Truppen im europäischen Kriegsgeschehen.

Nie jedoch war die M1 mit ihren schwächeren .30 Carbine-Patronen als Hauptwaffe für die Infanterie vorgesehen; genauso wenig war sie vergleichbar mit den schlagkräftigeren Sturmgewehren, die später im Krieg gebaut wurden. Und trotzdem wurde der Karabiner bald an Infanterieoffiziere, Maschinengewehr-Soldaten, Fallschirmjäger und andere Frontsoldaten ausgegeben.

Mörsereinheit, Camp Colorado, 1943, mit M1-Karabinern

Der Ruf der Waffe im Kampf war unterschiedlich. Als Hauptwaffe war der Karabiner nicht überall beliebt, aber als Zweitwaffe durchaus. Auch die Einheiten aus der Luft, die mit der klappbaren Version M1A1 ausgestattet waren, lobten das Gewehr in höchsten Tönen. Auch die Tatsache, dass die Patronenzünder keinen Rost verursachten, war Anlass zur Freude; besonders in den pazifischen Kriegsgebieten waren korrodierte Läufe ein allgegenwärtiges Problem. In Europa dagegen beschwerte man sich häufig über schlechte Zünder und damit einhergehende Fehlschüsse.

Während Soldaten im Pazifik dankbar für die Leichtigkeit der Waffe waren, beklagte man sich in Japan über unzureichende Mannstoppwirkung, es wurde auch gesagt, die Geschosse würden durch kleine Bäume und Dschungelgestrüpp zu sehr abgelenkt. Daher wurde an vielen gekürzten Versionen der M1 Garand gearbeitet, von der jedoch keine je offiziell übernommen wurde.

Eigentlich sollte der M1-Karabiner die Fähigkeit zum Umschalten zwischen Voll- und Halbautomatik besitzen, was aber erst 1944 mit der M2 eingeführt wurde. Der M2-Karabiner war Standardwaffe im Koreakrieg, aber machte sich schnell unbeliebt: Die Waffe litt unter Ladehemmungen bei Kälte, was man später auf unpassende Rückstoßfederung zurückführte. Eine offizielle Untersuchung des US-Militärs bestätigte 1951 diese Probleme und berücksichtigte sogar Beschwerden der Soldaten, dick eingekleidete koreanische und chinesische Gegner würden auch auf kurze Entfernung mit mehreren Schüssen nicht fallen.

Im Vietnamkrieg wurde die M2 nochmals ausgegeben, besonders an Aufklärungstruppen (LRRP). Nach wiederholten Berichten über die Unzuverlässigkeit der Waffe in Sachen Mannstoppkraft schied der M2-Karabiner aber endgültig aus den Arsenalen der USA aus.

In den späten 1960er Jahren wurden die Karabiner langsam durch die M16 ersetzt, und viele der M1-, M2- und M3-Karabiner wurden den Südkoreanern überlassen. Die Reihe der M1/M2/M3-Karabiner war für Jahrzehnte die meistproduzierte Waffe der USA – die M1 an erster Stelle – und ist heute noch immer eine in den USA übliche private Jagd- und Hobbywaffe.

Kritik

Problematisch war zunächst die Einführung der neuen Patronengröße .30 Kaliber. Die .45 Kaliber und .30-06 Springfield Patronen waren im US-Militär standardisiert, und die Lieferung der neuen Patronen nach Europa bereitete zunächst einige Probleme. So wurden die .30 Carbine-Patronen in den üblichen 50er-Pistolenschachteln geliefert – obwohl man nur 45 Schuss (3×15) brauchte. Einzig das österreichische Bundesheer verlangte dann von der Hirtenberger Patronenfabrik 45er-Schachteln, denn die verbliebenen fünf Schuss wurden von den US-Soldaten einfach weggeworfen.

Zubehör

Die M1 wurde mit dem M8-Granatenwerfer benutzt, der mit einer M6-Patrone beladen wurde, und dem M4-Bajonett – der Basis für die moderneren M6- und M7-Bajonette. Während des Zweiten Weltkriegs kam außerdem der T23-Schalldämpfer hinzu, der aus dem Vorgängermodell der Garand entwickelt wurde und das Mündungsfeuer drastisch reduzierte.

Der M3-Karabiner (vorerst T3 genannt) wurde mit dem M120 Sniper Scope (vorerst T120) benutzt, einem aktiven Infrarot-Bildverstärker, später auch mit passiven Systemen.

Als die M1/M2/M3-Karabinerserie in den 1960 zunehmends durch die M16 ersetzt wurde, verschwanden auch die Zubehörteile. Viele blieben in Ländern wie Südkorea oder Israel oder wurden von privaten Sammlern gekauft.

Produktion und Verwendung im Ausland

Mit insgesamt 6,25 Millionen Exemplaren ist die M1 die meisthergestellte Kleinwaffe in der Geschichte des US-Militärs. Hauptsächlich wurde sie jedoch zu Kriegszeiten nicht von Winchester produziert, sondern von Firmen wie General Motors, IBM und Rock-Ola.

Der SAS benutzte die M1A1 nach 1943, da sie für die Fallschirmjäger leicht zu tragen und zu verstauen waren.

Eine Variante des M1-Karabiners wurde kurz nach dem Zweiten Weltkrieg vom japanischen Hersteller Howa Machinery unter US-Aufsicht hergestellt. Diese Waffen wurden an japanische Selbstverteidigungstruppen ausgegeben und viele landeten im Vietnamkrieg in Südostasien.

Eine Vielzahl von M1-Karabinern wurde von den israelischen Spezialeinheiten in Palmach im Unabhängigkeitskrieg 1948 und von den staatlichen Abwehrkräften benutzt.

In den 1950er Jahren wurden M1-Karabiner von der Polizei in Bayern und dem Bundesgrenzschutz (heute Bundespolizei) verwendet. Die Karabiner waren entsprechend der Dienstabteilung geprägt. Einige der Waffen waren sogar überarbeitet, mit anderen Lackierungen versehen und manchmal mit neuen Läufen ausgestattet worden. Der Karabiner gehörte zur Erstaustattung der Bundeswehr 1955/56

Nach dem Koreakrieg wurde der Karabiner weltweit zu US-Verbündeten exportiert, z.B. an die Infanterie- und Polizeikräfte Koreas und Israels.

Übersicht über die Verwendung

Varianten

M1A1 Karabiner

Carbine, .30 Kaliber, M1A1

  • Klappbar, 15-Schuss-Magazin
  • Benutzt bei den Fallschirmjägern
  • Produktion: ca. 150 000

Carbine, .30 Kaliber, M1A2

  • Vorgeschlagene Variante, mit verbesserter Zielvorrichtung (nach Höhe einstellbar)
  • Nicht hergestellt, Verbesserungsvorschläge in neue Versionen eingearbeitet

Carbine, .30 Kaliber, M1A3

  • Bügelmechanismus, 15-Schuss-Magazin
  • Genormt und als Ersatz für die M1A1 vorgesehen, jedoch nicht produziert

Carbine, .30 Kaliber, M2 (T4)

  • Frühjahr 1945
  • 30-Schuss-Magazin, vollautomatikfähig (Kit T17)
  • Produktion: ca. 600 000
Carbine mit T3-Sockel

Carbine, .30 Kaliber, M3

Literatur

  • Wolfdieter Hufnagl: U.S. Karabiner .30 M1, Waffe und Zubehör, Motorbuchverlag, Stuttgart 1994. ISBN 3-613-01635-4
  • Roy F. Dunlap: Ordnance Went Up Front, The Samworth Press, 1948.
  • U.S. Army: Commentary on Infantry and Weapons in Korea 1950-51, 1951
  • U.S. Army: Catalog of Standard Ordnance Items, Second Edition 1944, Volume III p. 419
  • The Physics Factbook™ — Range of a Rifle Bullet
  • Korean War cold weather malfunctions
  • Frank C. Barnes: Cartridges of the World. Krause Publications, Iola (Wisconsin) 2006, ISBN 978-0-89689-297-2.
  • Craig Riesch: U.S. M1 Carbines, Wartime Production, 4th Edition, North Cape Publications, 2002, ISBN 1-882391-23-3.
  • Ian Skennerton: U.S. Carbine .30M1 & M1A1 and M2 & M3, Handbook for Identification, Stripping & Assembly .., 2004, National Library of Australia, ISBN 0-949749-50-8

Weblinks


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