- Karawanken-Linie
-
Die Periadriatische Naht (auch Periadriatisches Lineament) ist mit einer Gesamtlänge von 700 km die bedeutendste tektonische Störungslinie der Alpen.
Ihr Name rührt daher, dass sie in einem weit ausholenden Bogen ungefähr parallel zur Küstenlinie des Adriatischen Meeres verläuft. Sie trennt die Südalpen von den Ostalpen bzw. die Südlichen Kalkalpen von den Österreichischen Zentralalpen und durchzieht die gesamten Alpen S-förmig zwischen Tyrrhenischem Meer und Slowenien bzw. Südungarn. Die Schollenverschiebungen entlang dieser Störungslinie verliefen sowohl horizontal wie auch vertikal. So sind die ostalpinen Decken gegenüber dem Südalpin an manchen Stellen um mehrere Kilometer in der Höhe verschoben worden, so dass nördlich das Kristallin an die Oberfläche kam, während südlich der Linie Sedimentite vorherrschen, die von tektonischen Ereignissen und Metamorphosen, die die Ost- und Westalpen gegen Ende des Erdmittelalters (vor ca. 100 Mio Jahren) erfassten, weitgehend unberührt blieben. Es wird angenommen, dass sich die Südalpen gegenüber dem ursprünglichen Entstehungsraum um etwa 50 bis 100 km nach Westen verschoben haben. [1]
Die Periadriatische Naht stellt ein altes Lineament dar, das schon lange vor der alpidischen Gebirgsbildung existierte. Dies zeigt sich u.a. an variszischen Gesteinskörpern, Sedimentkeilen der Permotrias und an emporgedrungenen Tiefengesteinen (Granit, Tonalit), die in der Geologie als Periadriatika oder periadriatische Intrusiva bezeichnet werden. [2] In ihrem Bereich, vor allem südlich des Tauernfensters, fehlt ein merkliches altalpidisches Stück der Erdkruste. Hier dürfte nach R.Oberhauser (1980) auch die verschwundene Wurzelzone der Nördlichen Kalkalpen zu lokalisieren sein.
Verlauf
Das Periadriatische Lineament wird durch große Längstäler meist deutlich morphologisch gekennzeichnet und taucht nordwestlich von Turin als „Insubrische Linie“ unter den jungen tertiären und quartären Ablagerungen der Poebene auf und zieht knapp nördlich der oberitalienischen Seen in das Veltlin hinein. Von Sondrio ab wird sie mit der „Tonale-Linie“ über den Aprica-Pass und über das obere Camonica Tal zum Tonalepass hin und weiter bis Dimaro im Sulztal (Val di Sole) fortgesetzt. Bei Dimaro stößt sie im spitzen Winkel auf die „Judikarien-Linie“, die vom Idrosee geradlinig über Madonna di Campiglio hereinzieht. Die Hauptstörungslinie setzt sich über Malè und Proveis fort und zieht über den Hofmahdsattel und durch das Marauner Tal ins äußere Ultental Richtung Meran. Dort zieht sie durch das Naiftal ins obere Penser Tal und über das Penser Joch nach Mauls.
Von dort folgt sie als „Pustertal-Linie“ dem markanten Längstal, durch welches sie die Kalkgesteine der Dolomiten von den nördlich angrenzenden tertiären Tonaliten der Ostalpen und dem Tauernfenster trennt. Sie bildet den nördlichen Außenrand des Brixner Granits und verläuft über die Ortschaft Vals zum Stollbergsattel nach Terenten und Kiens, wo der Brixner Granit etwa 2 km östlich von Kiens untertaucht. Über Bruneck zieht die Störung an der Nordseite des Haupttales bis ins Drautal bei Sillian. Dort wird sie von der „Gailtal-Linie“ abgelöst, die sich anschließend als „Karawanken-Linie“ - die den Gebirgszug in Nord- und Südkarawanken teilt - bis zum Ostalpenrand bzw. Bachergebirge weiter verfolgen lässt. Östlich davon taucht sie schließlich unter dem tertiären und quartären Ablagerungen des pannonischen Beckens und verschwindet. Zuvor zweigt unweit des Dreiländerecks Österreich-Italien-Slowenien die Save-Linie nach Südosten und Süden ab.
Übersicht:
- Drau-Linie (Slowenisches Drautal - Jauntal - Rosental)
- Gail-Pustertallinie (Gailtal - Pustertal - Bruneck)
- Meran
- Tonale-Linie (Val di Sole - Tonalepass - Valcamonica)
- Veltlin - Biella - Golf von Genua
Siehe auch:
Einzelnachweise
- ↑ Bögel Helmuth / Schmidt Klaus: Kleine Geologie der Ostalpen. Otto Verlag, Thun, 1976
- ↑ R.Oberhauser (Hrsg.): Der geologische Aufbau Österreichs. Springer-Verlag und GBA Wien, 1980.
Weblinks
- Periadriatisches Lineament: Nahtstelle zwischen Nord- und Südalpen. Rocky Austria, Geologische Bundesanstalt Wien
Wikimedia Foundation.