Karl-Heinz Jordan

Karl-Heinz Jordan
Carlo Jordan 1990

Carlo Jordan (eigentlich Karl-Heinz Jordan; * 5. Februar 1951 in Berlin) ist ein ehemaliger DDR-Bürgerrechtler, Umweltschützer, Historiker und Politiker. Er gründete 1989 die Grüne Partei der DDR mit und war deren Sprecher. Zwischen 1994 und 1995 war er für Bündnis 90/Die Grünen Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Jordan ist Sohn eines Bäckers und wuchs in Berlin-Friedrichshain auf. Nach seiner Schulzeit absolvierte er eine Lehre als Zimmerer und schloss ein Studium des Bauingenieurwesen ab. Anschließend arbeitete er als Bauleiter. In den 1970er Jahren beteiligte sich Jordan an Protestaktionen gegen das SED-Regime und legte 1976 mit anderen bei Erich Honecker schriftlichen Protest wegen der Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz ein, wofür er verhaftet wurde. Er beteiligte sich ebenfalls an Protesten gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns. Ab 1978 absolvierte Jordan ein Fernstudium der Geschichtswissenschaft und Philosophie an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1982 wurde er jedoch wegen fehlender Bindung an das Regime der Universität verwiesen.

In den 1980er Jahren wandte sich Jordan zunehmend der DDR-Umweltbewegung zu und arbeitete ab 1982 in unterschiedlichen Umweltgruppen mit. Von 1985 bis 1989 war er als Dozent bei der evangelischen Kirche in Potsdam beschäftigt. 1986 gründete er die Berliner Umwelt-Bibliothek mit und schrieb Artikel für die Untergrundzeitschrift Umweltblätter. Ab 1987 wirkte er ebenfalls an Dokumentarfilmen mit, die die Umweltverschmutzung in der DDR anprangerten. 1988 verließ Jordan wegen Streitigkeiten über die weitere Strategie der DDR-Umweltbewegung die Umwelt-Bibliothek und gründete mit anderen ausgetretenen Mitgliedern der Umwelt-Bibliothek das Grün-ökologischen Netzwerks Arche, das eine Vernetzung der DDR-Umweltbewegung zum Ziel hatte. 1988 gehörte Jordan außerdem zu den Mitunterzeichnern eines offenen Briefes an die KSZE-Nachfolgekonferenz, in dem Reisefreiheit für DDR-Bürger gefordert wurde.

Im Jahr 1989 war er Mitbegründer der Grünen Partei der DDR und wurde deren Parteisprecher. Als solcher war er auch Mitglied des Runden Tisches. Im Januar 1990 beteiligte er sich am Sturm auf die Berliner Stasi-Zentrale und wurde im Mai desselben Jahr in die Ost-Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt. Von 1994 bis 1995 war er für Bündnis 90/Die Grünen Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Im Jahr 2000 promovierte er mit einer Arbeit über die Geschichte der Humboldt-Universität Berlin in der DDR.

Er setzt sich heute gegen das Phänomen der Ostalgie ein, das ein „Märchenbild eines Landes mit billigen Mieten, gesicherten Arbeitsplätzen, gleichberechtigten Bildungschancen und klarer Zukunftsperspektive“[1] vorgaukle. Er arbeitet als freier Dozent und ist Vorstandsmitglied des Trägervereins der Forschungs- und Gedenkstätte Normannenstraße in Berlin.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Carlo Jordan: Kaderschmiede Humboldt-Universität zu Berlin. Aufbegehren, Säuberungen und Militarisierung 1945–1989. Ch. Links, Berlin 2001, ISBN 3-86153-253-0

Weblinks

Fußnoten

  1. Erklärung: „Intellektuelle in den trüben Fluten der Ostalgie“ vom 5. Mai 2005 (abgerufen am 30. Dezember 2008)

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