Karl Fasch

Karl Fasch
Carl Friedrich Christian Fasch, Stich von Carl Traugott Riedel (1769-nach 1832) nach Johann Gottfried Schadow (1764-1850)
Carl Friedrich Christian Fasch, Begründer der Sing-Akademie zu Berlin, Marmorbüste nach Faschs Totenmaske von Gottfried Schadow
Grabstätte in Berlin
Teil der Grabstätte in Berlin

Carl Friedrich Christian Fasch (* 18. November 1736 in Zerbst; † 3. August 1800 in Berlin), Sohn des Barock-Komponisten Johann Friedrich Fasch, war ein deutscher Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bleibenden Ruhm erlangte er durch die Gründung der „Singe-Academie zu Berlin“ (1791), die später von seinem Schüler Carl Friedrich Zelter (1758–1832), dem einzigen Duzfreund Johann Wolfgang von Goethes, übernommen wurde.

Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er bei seinem Vater, der in Zerbst als Hofkapellmeister arbeitete und selbst Schüler von Johann Sebastian Bach gewesen war. Mit 14 Jahren schickte ihn sein Vater nach Neustrelitz, wo er das Violinspiel bei dem dortigen Konzertmeister Johann Gottfried Hertel erlernte. Mit 15 Jahren wurde er Mitglied der Herzoglichen Kapelle. Daneben war er auf Cembalo und Orgel ein hervorragender Begleiter.

Schon früh begann Fasch, kirchenmusikalische Werke zu schreiben, die er jedoch immer wieder vernichtete, weil sie vermutlich seinen Ansprüchen nicht genügten.

1756 kam er auf Empfehlung Franz Bendas, Geiger in der Hofkapelle Friedrichs II. (des Großen), an den preußischen Hof. Neben Carl Philipp Emanuel Bach ward er zum zweiten Hofcembalisten. Eine seiner Aufgaben bestand darin, den König bei seinen Flötenkonzerten zu begleiten; die Gage betrug dafür 300 Reichstaler im Jahr. Von 1774 bis 1776 war er Hofkapellmeister.

Nachdem Friedrich der II. nach dem Siebenjährigen Krieg und dem Bayrischen Erbfolgekrieg 1778 die Musik nahezu aufgab, musste Fasch dennoch alle vier Wochen von Berlin aus zum Hof nach Potsdam reisen, da der König seine wiederkehrenden Entlassungsgesuche ablehnte. In dieser Zeit widmete er sich vor allem dem Schreiben kunstvoller Kanons, musiktheoretischen Arbeiten und seinen vielfältigen wissenschaftlichen Studien.

Der Berliner Hofkapellmeister Johann Friedrich Reichardt (1752–1814) brachte ihm aus Italien ein Werk des frühbarocken italienischen Komponisten Orazio Benevoli (1605–1672) mit, eine 16-stimmige Messe, die Fasch faszinierte und in ihm den Wunsch erweckte, ein ähnliches kunstvolles Werk zu schreiben, was ihm auch gelang.

Bei dem Versuch, einen Chor zu finden, der dem Werk gewachsen ist, hatte Fasch keinen Erfolg, da weder die ihm zur Verfügung stehenden Schulchöre noch die Hofsänger dem Werk gewachsen waren. So begann er, die Messe mit seinen Privatschülern einzustudieren. Aus diesen Proben, die ab 1790 in privatem Kreis stattfanden, entwickelte sich die Singe-Academie, die am 24. Mai 1791 gegründet wird, dem Tag, als Fasch erstmals ein Probenbuch zu führen und die Zusammenkunft sich mit verbindlicherem Charakter hin zu einer institutionellen Struktur zu entwickeln begann.

Bereits im September desselben Jahres hatte der gemischte Chor seinen ersten öffentlichen Auftritt in der Marienkirche mit einer Komposition zum 51. Psalm (Miserere Mei). Ende 1793 probte der Chor in der Königlichen Akademie der Künste.

Ab dem Jahr 1794 studierte Fasch regelmäßig, neben Eigenem, Werke von Johann Sebastian Bach mit dem Chor ein. Komponisten wie Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven, der die Sing-Akademie zu Berlin 1796 besuchte, schrieben für den Chor.

Im Verlauf der Jahre bis zu seinem Tod komponierte Fasch eine Reihe weiterer Chorwerke. Die Sing-Akademie zu Berlin selbst erlangte rasch Bekanntheit über Berlin hinaus, bei Faschs Tod im Jahr 1800 zählte sie bereits 137 [1] Mitglieder.

Fasch starb am 3. August 1800 und wurde auf dem Jerusalemer Friedhof in der Nähe des Halleschen Tors beerdigt. Das Grab ist Ehrengrab des Landes Berlin und eines der ältesten erhaltenen Gräber auf dem Friedhof. Der Grabstein trägt als Inschrift den Psalm 40: Ich harrete des Herrn und er neigete sich zu mir. Und hat mir ein neues Lied in meinen Mund gegeben zu loben unseren Gott. Zu seiner Beisetzung kam Mozarts Requiem zum ersten Mal in Berlin zur Aufführung.

Herauszuheben von seinen wenigen erhaltenen Kompositionen sind:

  • Motetten und eine
  • 16-stimmige Messe
  • „Requiem aeternam“ für 8-stg. gem. Chor (Neuausgabe Berlin 2006)
  • „Selig sind die Toten“ für 4-stg. gem. Chor (Neuausgabe Berlin 2006)

Literatur

  • Carl Friedrich Zelter, Carl Friedrich Christian Fasch, Biographie, J. F. Unger 1801.
  • Hinrich Lichtenstein, Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin. Nebst einer Nachricht über das Fest am funfzigsten Jahrestage Ihrer Stiftung und einem alphabetischen Verzeichniss aller Personen, die ihr als Mitglieder angehört haben. Verlag Trautwein, Berlin 1843.
  • Georg Schünemann, Die Singakademie zu Berlin 1791–1941, Berlin 1941.

Einzelnachweise

  1. Hinrich Lichtenstein: Zur Geschichte der Sing-Akademie in Berlin, Berlin 1843, XIV

Weblinks


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