Karl Friedrich Mohr

Karl Friedrich Mohr
Karl Friedrich Mohr, Lithographie von Rudolf Hoffmann, 1856
Karl Friedrich Mohr

Karl Friedrich Mohr (* 4. November 1806 in Koblenz; † 28. September 1879 in Bonn) war ein deutscher Pharmazeut.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mohr studierte zunächst drei Semester Botanik, Chemie und Mineralogie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Anschließend absolvierte er eine Apothekerlehre im väterlichen Betrieb.[1] 1828 immatrikulierte er sich als Student der Pharmazie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wo er vor allem die Vorlesungen von Leopold Gmelin hörte.[2] 1831 wechselte er nach Berlin um bei Heinrich Rose zu studieren, ging wegen der dort grassierenden Cholera jedoch bald wieder nach Heidelberg zurück, wo er 1832 zum Dr. phil. promoviert wurde. Anschließend kehrte er in die „Mohren-Apotheke“ zurück, deren Leitung er 1841 nach dem Tod des Vaters übernahm.[2] Während dieser Zeit war er in vielen Bereichen des politischen und wirtschaftlichen Lebens von Koblenz aktiv.[1] So war er Mitbegründer des Gewerbevereins 1835 und auch dessen erster Vorsitzender. Er war unter anderem Mitglied des Stadtrats und wurde 1849 in das Preußische Abgeordnetenhaus gewählt. 1852 berief ihn der Oberbürgermeister der Stadt Koblenz in eine Kommission zur Einrichtung einer Gewerbeschule, die 1855 im Krämerzunfthaus eröffnet wurde und aus der das heutige Eichendorff-Gymnasium hervorging. Nach dem Verkauf der Apotheke trat er 1857 als Gesellschafter in die chemische Fabrik „Friedrich Nienhaus & Comp.“ seines Schwiegersohnes ein. Im selben Jahr zog er auf ein neu erworbenes Landgut in Metternich. Bei der Liquidation der Fabrik (1864) verlor er große Teile seines Vermögens. Im selben Jahr habilitierte er sich in Berlin und dann nochmals in Bonn, wo er seine Antrittsrede frei hielt. Er wurde zunächst Dozent, ab 1867 dann außerordentlicher Professor für Pharmazie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. 1879 starb Mohr an einer Lungenentzündung, die Beisetzung erfolgte auf dem Alten Friedhof in Bonn.[3] 1914 wurde ihm ein Denkmal auf dem Kaiser-Wilhelm-Ring errichtet, dessen erhaltene Büste heute auf einem neuen Sockel vor dem Eingang des Eichendorff-Gymnasiums in Koblenz steht.

Denkmal Karl Friedrich Mohrs vor dem Eichendorff-Gymnasium in Koblenz

Auf Mohr geht die Titrationsmethode nach Mohr zurück, siehe Titration nach Mohr. Außerdem entwickelte er einige Laborapparaturen wie z. B. die Quetschhahnbürette und die Mohr-Westphalsche Waage und erfand den Korkbohrer und die Meßpipette.[4]

Werke

  • Ansichten über die Natur der Wärme. Ann. der Pharm., 24, S. 141–147; 1837.
  • Commentar zur Preußischen Pharmacopoe nebst Übersetzung des Textes : nach der 6. Aufl. der Pharmacopoea Borussica bearbeitet ; für Apotheker, Aerzte und Medicinal-Beamte. – Braunschweig : Vieweg, 1848. 2 Bände (1)(2)Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf.
  • Commentar zur preussischen Pharmacopoe nebst Übersetzung des Textes : nach der sechsten Auflage der Pharmacopoea Borussica ; für Apotheker, Ärzte und Medicinal-Beamte. 2. verm. u. verb. Aufl. in zwei Bänden. Vieweg, Braunschweig 1854 (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf).
  • Lehrbuch der chemisch-analytischen Titrirmethode. 1855, zahlreiche weiter Auflagen.
  • Geschichte der Erde, eine Geologie auf neuer Grundlage. 1866.
  • Chemische Toxicologie: Anleitung zur chemischen Ermittlung der Gifte. (Nachdr. der Ausg. Braunschweig, Vieweg, 1874), Saarbrücken: VDM, Müller, 2006. ISBN 3-86550-923-1.

Einzelnachweise

  1. a b Informationsseite der Stadt Koblenz.
  2. a b Chr. Friedrich, Pharmazeutische Zeitung 151, 60-62 (2006).
  3. Ruth Lotze, Der Einfluss von Carl Friedrich Mohr auf die Entwicklung der Maßanalyse, Dissertation, Frankfurt a.M., 1968.
  4. Gerhard Schulze/Günther Jander/Jürgen Simon: Maßanalyse: Theorie und Praxis der Titrationen mit chemischen und physikalischen Indikationen, 17. Auflage, Berlin, 2009, S. 312. Digitalisierte Ausgabe.

Literatur

  • Albert Ladenburg: Mohr, Friedrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 22, Duncker & Humblot, Leipzig 1885, S. 67–69.
  • Georg W. A. Kahlbaum (Hg.): Justus von Liebig und Friedrich Mohr in ihren Briefen von 1834–1870. Ein Zeitbild. Leipzig 1904.
  • John M. Scott: Karl Friedrich Mohr. 1806–1879. Father of volumetric analysis. In: Chymia 3 (1950), S. 191-203.
  • Hansjörg Schütz: Karl Friedrich Mohr – ein Wissenschaftler von Weltruf. In: Harmut Froesch, Karl H. Kirch, Hansjörg Schütz: Eichendorff-Gymnasium Koblenz 1855–2005. Eine Festschrift zum 150. Jahrestag der Gründung einer Koblenzer Schule. Bad Honnef 2005, S. 169–171.
  • Schwarz, Holm-Dietmar: Mohr, Friedrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 708 f. (Onlinefassung).

Weblinks


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