- Karl Stählin
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Karl Stählin (manchmal als Carl Stählin oder Karl August Staehlin; * 21. Januar 1865 in Breitenau; † 29. August 1939 in Berlin) war ein auf Osteuropa und die russische Geschichte spezialisierter Historiker.
Der lutherische Pfarrerssohn studierte nach dem Besuch des Augsburger Gymnasiums St. Anna ab 1896 an der Universität Leipzig Geschichte und schloss sein Studium 1902 mit der Promotion zum Dr. phil. ab. Nach Archivstudien in Großbritannien habilitierte er sich 1905 an der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg für Mittlere und Neuere Geschichte, woraus sein 1908 erschienenes zweites Buch über Francis Walsingham hervorging. Nach der Zeit als Privatdozent und ab 1910 außerordentlicher Professor in Heidelberg erhielt er 1914 seinen ersten „Ruf“:
„Stählin übernahm 1914 auf Anraten seines Lehrers [d. i. Erich Marcks] und dessen Freundes Friedrich Meinecke, die ihrerseits ihren Freund Walter Goetz in Straßburg entsprechend berieten, die Nachfolge des Kollegen seines Lehrers aus der Baumgartenschule Wilhelm Wiegand in Straßburg. 6 Jahre später, nach dem Verlust der Straßburger Universität, wurde er, erneut auf Initiative insbesondere Fr. Meineckes, nach Berlin berufen: auf den Lehrstuhl für Osteuropäische Geschichte, obwohl sich Stählin mit diesem Bereich historischer Forschung bislang nur ganz am Rande beschäftigt hatte.“
– Wolfgang Weber: Priester der Klio. Historisch-sozialwissenschaftliche Studien zur Herkunft und Karriere deutscher Historiker und zur Geschichte der Geschichtswissenschaft 1800–1970. Frankfurt am Main u.a. 1984, S. 254
Seinen 1920 erhaltenen letzten Lehrstuhl hatte er in Berlin bis 1933 inne. Zu seinen Schülern gehört der 1924 von Stählin promovierte Osteuropa-Historiker Fritz T. Epstein.
Stählin verfasste eine breit angelegte Geschichte Russlands von den Anfängen bis zur Gegenwart und übertrug unter Mitwirkung von Karl Weyer den Briefwechsel Iwans des Schrecklichen mit dem Fürsten Kurbsky aus den Jahren 1564 bis 1579 aus dem Altrussischen.
Werke
- Der Kampf um Schottland und die Gesandtschaftsreise Sir Francis Walsinghams im Jahre 1583. Leipzig: Teubner, 1902 (Dissertation, Universität Leipzig)
- Sir Francis Walsingham und seine Zeit. Heidelberg: Winter, 1908
- Das äussere und das innere Problem im heutigen Britisch-Indien: Vortrag. Heidelberg: Winter, 1908
- Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Heidelberg, Verlag Karl Winters 1912
- Über Rußland, die russische Kunst und den großen Dichter der russischen Erde [= Tolstoi]. Winter Verlag, Heidelberg 1913
- Weltgeschichte des letzten Menschenalters. Heidelberg, 1917
- Unser Recht auf Elsass-Lothringen: ein Sammelwerk / Karl Strupp. München, 1918
- Persönlichkeiten und Reformbewegungen im Zeitalter der ersten Romanows / Karl Stählin. Bonn: Schroeder, 1919
- Jacob v. Stählin. - Leipzig, (1920)
- Geschichte Elsaß-Lothringens. - München [u.a.]: Oldenbourg, 1920
- Der Briefwechsel Iwans des Schrecklichen mit dem Fürsten Kurbskij (1564 - 1579). Leipzig: Historia-Verlag Paul Schraepler, 1921 (Drittes Heft der Reihe: Quellen und Aufsätze zur russischen Geschichte. Eingeleitet und aus dem Altrussischen übertragen unter Mitwirkung von Karl Weyer.)
- Geschichte Russlands von den Anfängen bis zur Gegenwart. - Berlin [u.a.]: Ost-Europa-Verl., 1923-1939 (5 Bände)
- Aus den Papieren Jacob von Stählins: ein biographischer Versuch zur deutsch-russischen Kulturgeschichte des 18. Jahrhunderts. - Königsberg (i. Pr.): Ost-Europa-Verl., 1926
- War der 1764 getötete Gefangene von Schlüsselburg der russische Exkaiser Ivan VI. ?.. . Leipzig, 1927
- Luther, Arthur; Stählin, Karl (Hrsg.): Alexander Puschkin in seinen Briefen. Berlin: Ost-Europa-Verl. 1927 (Quellen und Aufsätze zur russischen Geschichte 7)
- Russisch-Turkestan. Leipzig, 1935 (Quellen und Aufsätze zur Russischen Geschichte 12)
Literatur
- Willy Andreas: Karl Stählin zum Gedächtnis. In: Historische Zeitschrift 163, 1941, S. 82.
- Wolfgang Weber: Biographisches Lexikon zur Geschichtswissenschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Lehrstuhlinhaber für Geschichte von den Anfängen des Faches bis 1970. Frankfurt am Main u.a. 1984, ISBN 3-8204-8005-6.
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