Karl Zörgiebel

Karl Zörgiebel
Karl Friedrich Zörgiebel 1948 auf der Rittersturz-Konferenz, rechts: Hinrich Wilhelm Kopf

Karl Friedrich Zörgiebel (* 30. September 1878 in Mainz; † 14. März 1961 ebenda) war ein deutscher, sozialdemokratischer Politiker. Er war Polizeipräsident von Köln, Berlin und Dortmund.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Karl Zörgiebel wurde am 30. September 1878 in Mainz als Sohn eines Fabrikarbeiters geboren. Er absolvierte die Volksschule in Mainz und begann dann eine Lehre als Küfer, an die sich seine Gesellenwanderung anschloss. Danach leistete er vom Juli 1897 bis April 1900 seinen Kriegsdienst ab, unter anderem auf dem Kriegsschiff Augusta. Nach dem Kriegsdienst war er wieder als Küfer tätig.[1]

Er trat 1900 der Gewerkschaft bei, ein Jahr später der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD). Im Jahr 1905 wurde er Vorsitzender der SPD-Wahlkreiskommission für Mainz-Oppenheim, 1907 wurde er dann hauptamtlicher Geschäftsführer des Böttgerverbands in Mainz. Er wechselte 1908 nach Köln, wo er Gauleiter des Verbands wurde. Im Oktober 1910 wurde er schließlich SPD-Bezirksparteisekretär für die obere Rheinprovinz, zunächst in Koblenz, ab 1912 dann wieder in Köln. Während des Ersten Weltkriegs diente er von 1914 bis 1917 wieder bei der Marine.[1]

Während der Novemberrevolution war er Mitglied des Kölner Arbeiter- und Soldatenrats und Zweiter Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats der Oberen Rheinprovinz. Bis 1919 war er außerdem Mitglied des Zentralrats der Deutschen Republik. Danach gehörte er bis 1921 dem Preußischen Landesversammlung an und war dort im Fraktionsvorstand tätig. Für den Wahlkreis Koblenz-Trier wurde er im Juni 1920 in den Reichstag gewählt, dem er bis zum Mai 1924 angehörte.[1]

Im September 1922 wurde er dann schließlich zum zunächst kommissarischen, dann hauptamtlichen Polizeipräsidenten von Köln gewählt. Er behielt dieses Amt bis zum September 1926 als er mit Wirkung zum 1. Oktober zum Berliner Polizeipräsidenten berufen wurde.[1]

Verdienste erwarb sich Zörgiebel um Berlins moderne Verkehrsordnung. Beispielsweise erfolgte während seiner Amtszeit die Einführung von Verkehrsampeln.

In seiner Funktion als Berliner Polizeipräsident berief er sich vor den traditionellen Maikundgebungen – an denen er Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) und der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) befürchtete – auf ein am 21. März 1929 erlassenes Demonstrationsverbot für Preußen und verbot den kommunistischen Roten Frontkämpferbund (RFB), wobei dieses Verbot wenig später auf das gesamte Reichsgebiet ausgedehnt wurde.

Als dennoch Zehntausende dem Aufruf der KPD zur Maidemonstration folgten, kam es zu Unruhen, die als „Blutmai“ in die Geschichte eingingen. Die Schutzpolizei von Berlin ging auf Anweisung Zörgiebels und des preußischen Innenministers Albert Grzesinski rigoros gegen die Demonstranten vor und tötete in den folgenden Tagen 32 Demonstranten und unbeteiligte Anwohner. Vom 3. bis 6. Mai 1929 verhängte Zörgiebel auch ein „Verkehr- und Lichtverbot“ über die Berliner Bezirke Wedding und Neukölln.

Dieses Vorgehen wurde als unangemessen beurteilt und sowohl politisch wie auch polizeilich kritisiert. Von seiten der Kommunisten wurde er als „Arbeitermörder“ bezeichnet. Im November 1930 wurde er in den einstweiligen Ruhestand versetzt.[1]

Nach dem Tod des Dortmunder Polizeipräsidenten Lübbring im Herbst 1931 wurde Zörgiebel auf diesen Posten berufen. Er nahm den Dienst am 6. Dezember auf. Er gehörte zu den wenigen sozialdemokratischen Beamten, die nach dem Preußenschlag nicht ihres Amtes enthoben wurden. Allgemein wurde dieser Umstand Zörgiebels guten Kontakten zu konservativen Politikern zugeschrieben. Auch in dieser Zeit geriet er wieder politisch unter Beschuss: die Nationalsozialisten lasteten ihm die so genannte Schwanenwall-Affäre an, bei der die Dortmunder Polizei in das Parteibüro der NSDAP eingedrungen war; die Kommunisten die Schlacht am Nordmarkt, bei der zwei Personen erschossen wurden. Unmittelbar nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ wurde Zörgiebel aus seinem Amt entlassen.[1]

Er zog daraufhin nach Köln, wo er im September 1933 verhaftet wurde und vier Monate in Haft saß. Danach musste er die Stadt verlassen und zog wieder nach Mainz. Dort stand er unter Beobachtung der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) und im Jahr 1937 wurde ihm der Pass entzogen.[1]

Nach dem Krieg war er am Neuaufbau der Polizei beteiligt, wurde 1945 SPD-Vorsitzender in Mainz und war von 1947 bis 1949 Landespolizeipräsident von Rheinland-Pfalz. Am 16. Juli 1949 trat er in den Ruhestand.

Karl Zörgiebel starb am 14. März 1961 in Mainz.

Auszeichnungen

Karl Zörgiebel erhielt 1953 das Große Bundesverdienstkreuz.

Der Zörgiebelweg in Berlin-Spandau, die Zörgiebelstraße in Köln-Seeberg und die Karl-Zörgiebel-Straße in Mainz-Bretzenheim und Pulheim sind nach ihm benannt.

Literatur

  • Léon Schirmann: Blutmai Berlin 1929. Dichtungen und Wahrheit. Dietz, Berlin 2001, ISBN 3-320-01639-3. 
  • Klaus Neukrantz: Die Barrikaden am Wedding. Der Roman einer Straße aus den Berliner Maitagen 1929. In: Der Rote Eine-Mark-Roman. 2, Internationaler Arbeiter-Verlag, Berlin 1931 (Neuerscheinung im Oberbaumverlag, Berlin 1970). 
  • Volker Kutscher: Der nasse Fisch. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2007, ISBN 978-3-462-04022-7 (Krimi zur Zeit des „Blutmais“. Geografisch und geschichtlich exakte Beschreibung des Umfeldes inkl. der Person Zörgiebels). 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Dieter Knippschild: Zörgiebel, Karl. In: Hans Bohrmann (Hrsg.): Biographien bedeutender Dortmunder. Menschen in, aus und für Dortmund. 2, Klartext, Essen 1998, ISBN 3-88474-677-4, S. 154f.. 

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