- Bezirk Wedding
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Bezirk Wedding
1920–2000 Bezirk von BerlinKoordinaten 52° 32′ 52″ N, 13° 21′ 47″ O52.54777777777813.363055555556Koordinaten: 52° 32′ 52″ N, 13° 21′ 47″ O Fläche 15,4 km² Einwohner 158.380 (31. Dez. 2000) Bevölkerungsdichte 10.284 Einwohner/km² Ordnungsnummer 3 Der Bezirk Wedding war ein Verwaltungsbezirk von Berlin, der 1920 gegründet wurde und im Rahmen der Verwaltungsreform am 1. Januar 2001 im Bezirk Mitte aufging. Danach wurde das Gebiet des ehemaligen Bezirks in die beiden Ortsteile Wedding und Gesundbrunnen aufgeteilt.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Im Westen grenzte der Bezirk an den Bezirk Charlottenburg, im Norden an den Bezirk Reinickendorf, im Nordosten an den Bezirk Pankow, im Osten an den Bezirk Prenzlauer Berg, im Südosten an den alten Bezirk Mitte und im Südwesten an den Bezirk Tiergarten.
Geschichte
Vorgeschichte und Gründung
Am 1. Januar 1861 wurden die bis dahin zum Kreis Niederbarnim gehörenden Ortschaften Wedding und Gesundbrunnen nach Berlin eingemeindet. Sie bildeten fortan unter der Bezeichnung Wedding und Gesundbrunnen den amtlichen Stadtteil Nr. 16, später Nr. 24.[1] Zu diesem Zeitpunkt hatte das Gebiet 14.692 Einwohner.[2]
Zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten sich Wedding und Gesundbrunnen durch die anhaltende Landflucht und neue Großbetriebe wie der AEG, Osram oder Rotaprint zu einem dicht bebauten Arbeiterbezirk. Dicht gedrängt lebten die Arbeiter in sogenannten Mietskasernen. Die Mietskaserne Meyers Hof in der Ackerstraße galt als einzigartiges Beispiel für extrem komprimierte und spekulative Bebauung. Die Bevölkerung von Wedding und Gesundbrunnen stieg von 16.668 im Jahr 1867 bis auf 240.662 Einwohner im Jahr 1910.
1915 wurde ein an Wedding angrenzender Teil des Gutsbezirks Plötzensee eingemeindet. Am 1. Oktober 1920 wurde durch das Groß-Berlin-Gesetz aus Wedding, Gesundbrunnen sowie Teilen der Oranienburger Vorstadt und der Rosenthaler Vorstadt der 3. Verwaltungsbezirk von Groß-Berlin mit nunmehr 337.193 Einwohnern gebildet.[3] Der Bezirk, der nicht in amtliche Ortsteile gegliedert wurde, erhielt den Namen Wedding.
1920–1945
1923 wurde die U-Bahnlinie C (die heutige Linie U6) in Betrieb genommen, die vom Bahnhof Seestraße zum Halleschen Tor in Kreuzberg führte. 1930 folgte die Eröffnung der U-Bahnlinie D (die heutige Linie U8), die vom Bahnhof Gesundbrunnen zum Bahnhof Leinestraße in Neukölln führte.
Zur Zeit der Weimarer Republik war der Wedding auch eine Hochburg der Arbeiterparteien und als „Roter Wedding“ bekannt. Ab dem 1. Mai 1929 kam es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Polizei und Demonstranten, die als Blutmai bekannt wurden. Bei den mehrtägigen Auseinandersetzungen rund um die Kösliner Straße kamen 19 Arbeiter und Arbeiterinnen ums Leben, 250 wurden verletzt. Ein Gedenkstein an der Wiesen- Ecke Uferstraße erinnert heute daran.
1933 kamen bei der Wahl zum 8. Deutschen Reichstag am 5. März 1933 die wenigsten Stimmen aller Berliner Bezirke für die NSDAP (25,9 %) zusammen. Die KPD hingegen kam auf 39,2 %. Die SPD kam auf 22,8 % (Statistik-Berlin). An diesen Ergebnissen zeigt sich unter anderem, warum der damalige Arbeiterbezirk auch „Roter Wedding“ genannt wurde.
1938 kam es in Berlin zu einer Reform der Bezirksgrenzen. Gebietsteile der Nachbarbezirke Charlottenburg und Pankow kamen neu zum Bezirk Wedding. Die Bevölkerung des Bezirks wuchs hierdurch um 11.047 Einwohner und die Fläche nahm um 238 Hektar zu.[4]
Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Bezirk schwere Schäden. Nachdem 1945 bei der Schlacht um Berlin die Schul-, See- und Badstraße tagelang die Hauptkampflinie bildeten, waren zum Ende des Krieges rund ein Drittel der Weddinger Gebäude zerstört oder schwer beschädigt.
Die Zahl der ermordeten Weddinger Juden ist nicht bekannt. Aber nach Angaben der Bezirksverwaltung aus dem Jahr 1947 wurden mindestens 358 Männer, 265 Frauen und 49 Kinder, also 672 Personen aus „rassistischen“ Gründen Opfer des Faschismus. Weiterhin starben nachweisbar 98 Weddinger wegen ihres Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Mehr als 1367 Menschen wurden wegen Widerstandes inhaftiert und waren wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Landesverrat, Wehrkraftzersetzung, Heimtücke oder Führerbeleidigung angeklagt worden. Neben den nachweisbaren Fällen gibt es viele weitere.[5]
Die Zeit nach 1945
Zusammen mit dem Bezirk Reinickendorf bildete der Bezirk Wedding von 1945 bis 1990 den Französischen Sektor von Berlin. 1955 erhielt der Bezirk sein Wappen. Es zeigt einen geflügelten Pfeil mit schwarzem Rand in rotem Schild, geziert von Mauerzinnen mit einem Berliner Wappenschild.
Die 1950er und 1960er Jahre waren geprägt vom Wiederaufbau. Damit verbunden war die Errichtung zahlreicher neuer Wohnbauten etwa in der Ernst-Reuter-Siedlung, die auf den Abriss vieler Mietskasernen oder deren Resten folgte, darunter auch Meyers Hof. 1956 wurde die Verlängerung der U-Bahnlinie C vom Bahnhof Seestraße bis zum Kurt-Schumacher-Platz in Betrieb genommen. 1961 wurde die U-Bahnlinie G (heute: Linie U9) eröffnet, die eine direkte Verbindung vom Leopoldplatz zur westlichen City schuf. 1976 wurde diese Linie vom Leopoldplatz bis zum Bahnhof Osloer Straße verlängert. 1977 wurde auch die U-Bahnlinie 8 von Gesundbrunnen bis Osloer Straße verlängert.
Mit der Freigabe des Abschnitts Jakob-Kaiser-Platz–Seestraße wurde der Bezirk 1973 von der Berliner Stadtautobahn erreicht. In den 1980er Jahren wurden etliche industrielle Produktionsstätten aufgegeben (AEG und Osram) oder gingen in Konkurs (Rotaprint).
Im Rahmen der Verwaltungsreform wurde der Bezirk Wedding zum 1. Januar 2001 mit den Bezirken Tiergarten und Mitte zum neuen Bezirk Mitte zusammengeschlossen. Damit einher ging die Aufteilung des ehemaligen Bezirks Wedding entlang einer Linie Reinickendorfer Straße – Chausseestraße in die beiden amtlichen Ortsteile Wedding westlich dieser Linie und Gesundbrunnen östlich der Linie.
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerstruktur des ehemaligen Bezirks Wedding war von Migranten, sozial Schwächeren und Personen mit geringem Einkommen geprägt.
Jahr Einwohner[6] 1925 351.798 1933 332.146 1939 325.099 1946 234.854 1950 243.271 1961 220.883 1970 180.978 1987 149.555 2000 158.380 Wahlen zur Bezirksverordnetenversammlung
Stimmenanteile der Parteien in Prozent:
1921–1933
Jahr KPD USPD SPD DVP DNVP DDP¹ Zen NSDAP 1921 15,6 32,7 20,2 7,8 13,0 3,8 3,0 1925 33,0 1,1 36,8 2,5 12,8 6,0 2,7 1929 40,6 30,1 2,6 10,8 3,7 2,9 3,1 1933 29,9 24,0 7,6 1,1 3,7 32,6 ¹ 1933 DStP
1946–1999
Jahr SPD SEW/PDS¹ CDU FDP² Grüne³ 1946 53,1 23,5 17,6 5,9 1948 74,8 16,0 9,2 1950 53,8 22,1 13,7 1954 57,2 4,3 23,6 7,9 1958 63,3 3,0 28,4 2,6 1963 72,3 1,9 21,3 4,4 1967 67,8 2,8 24,1 4,2 1971 61,3 2,6 30,1 5,4 1975 50,1 2,0 38,0 4,9 1979 50,5 1,3 38,7 5,6 3,7 1981 44,6 42,8 3,8 7,5 1985 43,6 41,5 2,6 9,9 1989 47,5 29,0 1,7 10,5 1992 39,5 1,3 26,6 4,3 13,1 1995 33,1 2,4 36,8 1,6 15,3 1999 32,2 6,0 41,7 1,3 9,9 ¹ 1946–1958 SED, 1963–1979 SEW, 1992–1999 PDS
² bis 1948 LDP
³ bis 1989 ALBezirksbürgermeister
- 1921–1933 Carl Leid (SPD)
- 1933–1945 Rudolph Sutthof-Groß (NSDAP)
- 28. April 1945 – 8. Mai 1945 Karl Schröder
- Mai 1945 – 1946 Hans Scigalla (KPD/SED)
- 1946–1956 Walter Röber (SPD)
- 1956–1970 Helmut Mattis (SPD)
- 1970–1981 Horst Bowitz (SPD)
- 1981–1986 Erika Heß (SPD)
- 1986–1994 Jörg-Otto Spiller (SPD)
- 1994–2000 Hans Nisblé (SPD)
Partnerschaften des Bezirks Wedding
Higashiōsaka Japan, seit 1959
Lahn-Dill-Kreis, Hessen, seit 1961
Holon, Israel, seit 1980 (freundschaftliche Beziehungen seit 1970)
Tourcoing, Frankreich, seit 1995
Diese Partnerschaften bestehen mit dem Bezirk Mitte mit Ausnahme der zweitgenannten fort, auf diese folgten freundschaftliche Beziehungen zum Lahn-Dill-Kreis.
Literatur
- Karl Baedeker: Berlin-Wedding. 2. Auflage. Karl Baedeker GmbH, Freiburg 1983, S. 17–19.
- Gerhild H. M. Komander: Der Wedding. Auf dem Weg von Rot nach Bunt, Berlin 2006
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Berlin-Wedding in der Zeit der Hochindustrialisierung (1885–1914) – Eine gegenwartsbezogene Stadtteilanalyse. Dissertation
- ↑ über Wedding Weddinger Heimatverein
- ↑ Friedrich Leyden: Gross-Berlin. Geographie der Weltstadt. Hirt, Breslau 1933 (darin: Entwicklung der Bevölkerungszahl in den historischen Stadtteilen von Alt-Berlin, S. 206)
- ↑ Berlin in Zahlen, 1949
- ↑ Heft 1 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945, Herausgeber: Gedenkstätte Deutscher Widerstand, 1983
- ↑ Statistische Jahrbücher von Berlin
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