Kastell Am Forsthofweg

Kastell Am Forsthofweg
Kleinkastell „Am Forsthofweg“
ORL NN
Limesabschnitt Obergermanischer Limes,
Strecke 1 (Rhein-Lahn)
Datierung (Belegung) unbekannt
Typ Kleinkastell
Einheit unbekannte Vexillatio
Größe 0,07 ha
Bauweise Holzkastell
Erhaltungszustand flache Bodenverformungen
Ort Hammerstein/Bad Hönningen
Geographische Lage 50° 29′ 40″ N, 7° 23′ 38″ O50.4944444444447.3938888888889367Koordinaten: 50° 29′ 40″ N, 7° 23′ 38″ O
Höhe 367 m ü. NHN
Vorhergehend Kleinkastell Rheinbrohl (westnordwestlich)
Anschließend ORL 1a: Kastell Niederbieber (südöstlich)
ORL 1: Kastell Heddesdorf (südsüdöstlich)

Das Kleinkastell „Am Forsthofweg“ ist eine ehemalige römische Fortifikation des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das Militärlager befand sich auf dem Gebiet der im heutigen rheinland-pfälzischen Landkreis Neuwied gelegenen Verbandsgemeinde Bad Hönningen, in deren Bereich der Obergermanisch-Raetische Limes sich von der Flussgrenze des Rheines – dem Niedergermanischen Limes − nach Osten hin lösend, zwischen der Ortsgemeinde Rheinbrohl und der Stadt Bad Hönningen seinen nördlichen Anfang nahm.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Lage des Kastells am Limes

Das Kleinkastell „Am Forsthofweg“ liegt abseits der geschlossenen Siedlungsräume in den Wäldern der Gemarkung Hammerstein, jeweils etwa dreieinhalb Kilometer Luftlinie nordöstlich von der Ortsgemeinde und der Burg Hammerstein entfernt. Es wurde 1894 durch Heinrich Jacobi entdeckt und in zwei Grabungskampagnen 1894 und 1901 untersucht.

An dieser Stelle zogen schon in antiker Zeit alte Wege zum Limes hin. Zu diesem verliefen sie teilweise als Höhenwege parallel, teilweise kreuzten sie ihn. Der Besatzung des Kastells oblag vermutlich die Überwachung dieser verkehrsgeographischen Gegebenheiten.

Kastell

Grundriss und Geländeprofil
Holzbauwerk im Kastellinneren

Es handelt sich um ein annähernd quadratisches Erdwerk von etwa 0,7 Hektar Fläche. Vor der Palisade dienten ein Wall und ein Ringgraben von fünf Metern Breite und anderthalb Metern Tiefe als Annäherungshindernisse. Mit seinem einzigen Tor war das Lager nach Norden, zum Limes hin orientiert. Im Inneren konnte ein rund 45 Quadratmeter großes, vermutlich zweiphasiges Holzbauwerk unbekannter Funktion festgestellt worden, das in seinem nordwestlichen Bereich durch eine mittelalterliche Grube gestört war.

Zur Anfangs- wie auch zur Enddatierung können keine gesicherten Aussagen getroffen werden. Ebenso wenig ist die Besatzung des kleinen Lagers bekannt, bei der es sich vermutlich – wie beim Kleinkastell Rheinbrohl – um die Vexillatio einer größeren Auxiliareinheit gehandelt haben dürfte. Möglicherweise oblag ihr die Überwachung eines Limesübergangs, der zwischen den Wachtürmen Wp 13 und Wp 13a nachgewiesen werden konnte.

Die sich durch Wall und Graben ergebenden Bodenverformungen sind heute noch gut im Gelände nachvollziehbar.

Limesverlauf zwischen dem Kleinkastell „Am Forsthofweg“ und dem Kastell Niederbieber

Der Obergermanische Limes ist im nördlichsten Abschnitt, zwischen seinem Anfangspunkt und dem Kastell Niederbieber in unterschiedlichen Zuständen erhalten. Insbesondere in den wenig besiedelten, bewaldeten Höhenzügen nordöstlich des Rheines sind noch zahlreiche Spuren sowohl des Limesgrabens selbst, wie auch seiner Wachtürme im Gelände zu sehen. Teilweise verläuft er hier unmittelbar parallel des Rheinhöhenweges.

Spuren der Limesbauwerke zwischen dem Kleinkastell „Am Forsthofweg“ und dem Kastell Niederbieber:

ORL[A 1] Name/Ort Beschreibung/Zustand
Wp 1/14 [A 2] „Am Forsthofweg“
Wp 1/14 Innen
Schwach im Gelände wahrnehmbare Bodenverformungen[A 3] durch den Schutthügel eines ehemaligen Steinturms mit einem Grundriss von 4,30 x 4,50 m und einer Mauerstärke von 75 cm. Im Inneren des Turmes konnte auf Höhe des oberen Fundamentsockelrandes eine ungestörte, fundhaltige Brandschicht festgestellt werden.

Die Turmstelle liegt nur gut 20 m von der Nordwestecke des Kleinkastells „Am Forsthofweg“ entfernt.

KK [A 4] Kleinkastell „Am Forsthofweg“ siehe oben
Wp 1/15 Aufgrund der topographischen Gegebenheiten und des durchschnittlichen Abstands zwischen den Wachtürmen vermutete, aber nicht archäologisch nachgewiesene Turmstelle [A 5].
Wp 1/16 „Am Heideweg“
Wp 1/16
Turmstelle eines Stein- und eines Holzturms [A 6].

Gut sichtbarer Steinturmhügel von rund 12 m Durchmesser auf der Stelle eines älteren Holzturms, 35 m vom Palisaden- und etwa 30 m vom Wallgraben entfernt. Der quadratische Turm von 4,15 m Seitenlänge und einer Mauerstärke von 75 cm befand sich auf einem aus Schieferschutt bestehenden und mit einer 10 cm starken Kohleschicht bedeckten, künstlich angelegten Hügel.

Der ältere Holzturm konnte durch ein 1,65 m tiefes Pfostenloch unter der Nordwestecke des Steinturms nachgewiesen werden. Er war von einem 1,30 m breiten aber nur 35 cm tiefen Graben umgeben.

Wp 1/17 „Am Rothestalweg“
Wp 1/17 Lage
Wp 17 Grundriss
Aus einem Stein- und einem Holzturm bestehende Turmstelle [A 7].

Kaum wahrnehmbarer Schutthügel eines ehemaligen Steinturms mit den Abmessungen von 4,20 x 4,20 m und einer Mauermächtigkeit von 80 cm.

Ein älterer Holzturm, der anhand von drei Eckpfostenlöchern nachgewiesen wurde, stand unmittelbar daneben und war von einem zwölf Meter durchmessenden Ringgraben umgeben. Beide Turmstellen liegen annähernd 25 bis 30 m hinter dem Limes.

Wp 1/18 „Auf der Wurzel“
Wp 1/18
Zwei schwach wahrnehmbare Schutthügel ehemaliger quadratischer Steintürme auf 356 m ü. NN (TP zwischen den beiden Hügeln). Der westliche Turm[A 8] besaß bei einer Seitenlänge von 4,20 m eine Mauerstärke von 70-72 cm, der östliche[A 9] wies bei einer Mauerdicke von 75 cm eine Seitenlänge von 4,50 m auf. Unter dem westlichen Turm fanden sich Spuren eines älteren Holzturmes, der von einem Ringgraben umgeben war.

Ebenfalls im Gelände wahrnehmbar ist die Unterbrechung des von den Türmen 14 bis 33 m entfernten Limes, wobei nur der große Graben und der Wall, nicht jedoch der Verlauf der Palisade unterbrochen war.

Wp 1/19 „Am Fuße der Wurzel“ Kaum wahrnehmbarer Schutthügel[A 10] eines zur Zeit der Ausgrabungen schon stark gestörten ehemaligen Steinturms etwa 30 m abseits des Limes. Ein annähernd quadratischer Ringgraben mit einer Seitenlänge von 10 m weist auf die Existenz eines älteren Holzturmes hin.
Wp 1/20 „Am Tampurhäuschen“ Gut sichtbarer Schutthügel[A 11] eines Steinturms rund 22 m hinter dem Wallgraben. Die Seitenlänge des quadratischen Turms betrug 4,10 m, seine Mauerstärke 80 cm. Spuren eines hölzernen Vorgängerturms wurden unter der Südostecke des Steinturms nachgewiesen.
Wp 1/21 „Am Gebranntehof“ Nicht mehr wahrnehmbare Geländeverformungen durch einen ehemaligen Holzturm[A 12]. Die Stelle des Steinturms[A 13], der sich auch hier befunden hatte, wurde beim Bau des Wasserreservoirs eines nahe gelegenen Gehöfts zerstört. Der Holzturm befand sich etwa 17 m, der Steinturm etwa 30 m vom Palisadengraben entfernt.
Wp 1/22 „Auf der Schurbusch“
Wp 1/22 Lage
Wp1/22 Grundriss
Genau 20 m hinter dem Wallgraben befindet sich der gut wahrnehmbarer Schutthügel[A 14] eines quadratischen Steinturms mit der Seitenlänge 4,00 m und einer Mauerstärke von 76 cm. Etwa 26 m östlich des Steinturmes und unmittelbar am Limes, von dessen Wall sie teilweise überlagert ist, befindet sich die Turmstelle[A 15] eines älteren Holzturms, der von einem kreisrunden Ringgraben umgeben war. Bei der Ausgrabung des Holzturms trat die außergewöhnlich große Menge von annähernd einem Zentner Keramikscherben zu Tage.
Wp 1/23 „In Eckerts Fichten“
Wp 1/23 Lage
Wp 1/23 Details
Wahrnehmbare Bodenverformung[A 16] eines ehemaligen Steinturms von annähernd 4 x 4 m Seitenlänge und einer Mauerstärke von 80 cm. Der Turm stand inmitten einer etwa 11 m breiten Unterbrechung des Walls und des Wallgrabens. Der Palisadengraben war nicht unterbrochen sondern wies durch zahlreiche Keilsteine sogar eher Merkmale einer bewussten Konstruktionsverstärkung auf. Ausweislich der Grabungsbefunde wurde der Turm durch ein Feuer zerstört.
Wp 1/24 Aufgrund der durchschnittlichen Wachturmabstände vermutete, aber nicht archäologisch nachgewiesene Turmstelle[A 17].
Wp 1/25 „Im Gewann Kalbeizer“ Kaum wahrnehmbare Bodenverformung[A 18] eines Steinturms, der direkt über dem älteren Holzturm errichtet worden war. Das Areal war bereits zur Zeit der Ausgrabung stark gestört. Ein bronzezeitliches Grab[1] befindet sich in der Nähe des Wachturms, auch wurden einige prähistorische Einzelfunde sowohl in der Steinturmruine als auch in der Verfüllung des Palisadengrabens gemacht.
Wp 1/26 „Im Gewann Auf dem Busch“ Durch die RLK nachgewiesener Steinturm mit sechseckigem Grundriss und einem Durchmesser von etwa 5,50 m. Auch ein hölzerner Vorgängerbau konnte durch zwei Pfostenlöcher und einen rund neun Meter durchmessenden Ringgraben nachgewiesen werden. Zur Zeit der Ausgrabungen war der Befund bereits stark gestört. Heute ist von der Turmstelle[A 19], die sich etwa 21 m vom Wallgraben entfernt befand, nichts mehr zu sehen.
Wp 1/27 bis 1/28 Vermutete, aber nicht nachgewiesene Turmstellen[A 20].
Wp 1/29 Schon zur Zeit der RLK nur noch durch die Häufung von Baumaterial- und Keramikfunden lokalisierte Turmstelle[A 21]. Heute ist nichts mehr zu sehen.
Wp 1/30 bis 1/32 Vermutete, aber nicht nachgewiesene Turmstellen[A 22].
ORL 1a [A 23] Kastell Niederbieber siehe Hauptartikel Kastell Niederbieber


Denkmalschutz

Das Kleinkastell Am Forsthofweg und die anschließenden Limesbauwerke sind als Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie Bodendenkmale nach dem Denkmalschutz- und –pflegegesetz (DSchPflG) des Landes Rheinland-Pfalz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage, Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 93-95
  • Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz. (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Band 14). Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Koblenz 2003, ISBN 3-929645-07-6, S. 42-53
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 37-39.
  • Margot Klee: Limes. Strecke 1, WP 1/1 - 1/93. In: Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe, Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-60-0, S. 443f.

Grabungsberichte der Reichs-Limeskommission:

Siehe auch

Anmerkungen

  1. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reich-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Rätischen-Limes
  2. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
  3. Bei 50° 29′ 39,83″ N, 7° 23′ 34,23″ O50.4943972222227.39284166666677
  4. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell
  5. Ungefähr bei 50° 29′ 38,75″ N, 7° 23′ 50,25″ O50.4940972222227.39729166666677
  6. Bei 50° 29′ 28,79″ N, 7° 23′ 55,41″ O50.4913305555567.3987257
  7. Ungefähr bei 50° 29′ 13,6″ N, 7° 23′ 58,3″ O50.4871111111117.39952777777787
  8. 50° 28′ 55,99″ N, 7° 24′ 15,59″ O50.4822194444447.40433055555567
  9. 50° 28′ 56,04″ N, 7° 24′ 16,3″ O50.4822333333337.40452777777787
  10. Etwa bei 50° 28′ 35,43″ N, 7° 24′ 21,97″ O50.4765083333337.40610277777787
  11. 50° 28′ 22″ N, 7° 24′ 26,63″ O50.4727777777787.40739722222227
  12. Bei 50° 28′ 11,24″ N, 7° 24′ 46,97″ O50.4697888888897.41304722222227
  13. Etwa bei 50° 28′ 10,65″ N, 7° 24′ 46,13″ O50.4696257.41281388888897
  14. Bei 50° 28′ 0,6″ N, 7° 25′ 9,13″ O50.4668333333337.41920277777787
  15. Bei 50° 28′ 0,6″ N, 7° 25′ 10,96″ O50.4668333333337.41971111111117
  16. Bei 50° 27′ 57,84″ N, 7° 25′ 31,94″ O50.4660666666677.42553888888897
  17. Etwa bei 50° 27′ 51,71″ N, 7° 25′ 50,25″ O50.4643638888897.4306257
  18. Etwa bei 50° 27′ 48,24″ N, 7° 26′ 6,89″ O50.46347.43524722222227
  19. Etwa bei 50° 27′ 42,38″ N, 7° 26′ 30,61″ O50.4617722222227.44183611111117
  20. Ungefähr bei 50° 27′ 47,92″ N, 7° 26′ 50,86″ O50.4633111111117.44746111111117 (Wp 2/27) und 50° 27′ 56,53″ N, 7° 27′ 7,21″ O50.4657027777787.45200277777787 (Wp 2/28)
  21. Etwa bei 50° 27′ 57,03″ N, 7° 27′ 28,65″ O50.4658416666677.45795833333337
  22. Ungefähr bei 50° 28′ 2,23″ N, 7° 27′ 51,5″ O50.4672861111117.46430555555567 (Wp 2/30), 50° 28′ 14,48″ N, 7° 28′ 22,29″ O50.4706888888897.47285833333337 (Wp 2/31) und 50° 28′ 29,31″ N, 7° 28′ 34,95″ O50.4748083333337.4763757 (Wp 2/32)
  23. ORL XY = fortlaufende Nummerierung der Kastelle des ORL

Einzelnachweise

  1. Bonner Jahrbücher 106, S. 73ff. und Tafel 2.

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