Kaufmann im Groß- und Außenhandel

Kaufmann im Groß- und Außenhandel

Kaufmann/frau im Groß- und Außenhandel respektive Großhandelskaufmann/frau (Österreich) ist eine Berufsbezeichnung und ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf in Deutschland und Österreich. Bei diesem Beruf in der Sparte Handel führt man alle kaufmännischen Tätigkeiten von der Angebotseinholung über die Lagerung bis zum Verkauf durch.

Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 14.857 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Auf der Rangliste der Ausbildungsberufe nach Neuabschlüssen in Deutschland steht der Ausbildungsberuf damit auf Rang 6.[1]

Inhaltsverzeichnis

Berufsbild und Aufgaben

Großhandelskaufleute arbeiten in den Büros von Großhandelsunternehmen, im Außendienst oder auch in Lagern und Verkaufsräumen. Aufgaben sind der Ein- und Verkauf von Waren für Industriebetriebe, Zwischen- und Einzelhändler. Großhandelskaufleute sorgen dafür, dass die Waren termingerecht an den Kunden geliefert werden. Sie beraten die Kunden umfassend über die Eigenschaften der Waren und haben Überblick über die Hersteller und den Markt. Zusätzlich bieten sie Beratung über Finanzierungs-, Service- und Marketingleistungen an. In Deutschland spezialisieren sie sich - je nach der Zahl der Kontakte ins Ausland oder Inland - schon während der Ausbildung auf den Außenhandel oder den Großhandel.

Ausbildung

Deutschland

Grundsätzlich wird hier bei der Ausbildung zwischen den Fachrichtungen „Großhandel“ und „Außenhandel“ unterschieden. Daraus ergibt sich eine unterschiedliche Gewichtung der Ausbildungsinhalte. Voraussetzung für die Ausbildung ist in den meisten Fällen der Realschulabschluss. Die meisten Ausbildungsbetriebe verlangen heutzutage allerdings den schulischen Teil der Fachhochschulreife, da bei diesem Abschluss aufgrund der Fächer Betriebswirtschaftslehre und Rechnungswesen viele Kenntnisse bereits vorhanden sind. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre (Verkürzungen sind möglich) und endet mit der Abschlussprüfung vor der Industrie- und Handelskammer.

Wahl des Schwerpunktes der Ausbildung

Die Wahl der Fachrichtung wird durch den Ausbildungsbetrieb und dessen geschäftlichen Schwerpunkt bestimmt, der entweder mehr im Inlands- oder überwiegend im Auslandsgeschäft zu suchen ist. Die betriebliche wie die schulische Ausbildung vermittelt eine Reihe gemeinsamer Fertigkeiten und Kenntnisse, bspw. die Organisation des Ausbildungsunternehmens, die Personalwirtschaft, die Warenwirtschaft, die Absatzwirtschaft, das Rechnungswesen. Bei den speziellen Kenntnissen der Fachrichtung Großhandel stehen die Inhalte der Waren- und Lagerwirtschaft im Mittelpunkt, während bei der Fachrichtung Außenhandel, der Themenkomplex Auslandsmärkte und die Abwicklung von Außenhandelsgeschäften sowie die Anwendung von Fremdsprachen den Schwerpunkt bilden.

Österreich

Im Unterschied zu Deutschland lautet in Österreich die offizielle Bezeichnung nach dem Berufsausbildungsgesetz (BAG) Großhandelskaufmann/frau.[2] Es gibt keine Fachrichtungen zur Auswahl und der Schwerpunkt liegt stärker auf dem Bereich Großhandel, wobei die dazu gehörenden Ausbildungsinhalte weitgehend identisch zu Deutschland sind. Großhandelskaufleute absolvieren in Österreich ebenfalls eine dreijährige Lehre in Form einer dualen Ausbildung und legen am Ende die Lehrabschlussprüfung ab.[3] Diese Prüfung gilt gleichzeitig auch als Abschluss für die Lehre zum Bürokaufmann. Verwandte Lehrberufe, wie Speditionskaufmann oder Industriekaufmann und viele andere Handelsberufe können mit verkürzter Lehrzeit absolviert werden.

Weiterbildungsmöglichkeiten

Deutschland

Ausgebildete Kaufleute im Groß- und Außenhandel haben die Möglichkeit, durch den Besuch weiterführender Fachschulen eine höhere kaufmännische Qualifikation z. B. zum Fachkaufmann, Fachwirt oder Betriebswirt zu erwerben.

Fachwirt Außenhandel

Synonyme Berufsbezeichnung zu Außenhandelsfachwirt/in, Exportkaufmann/-frau, Fachwirt/in – Exportwirtschaft oder Fachwirt/in – Import/Export. Von der Tätigkeit her bekleiden Fachwirte Außenhandel qualifizierte Fach- oder Führungsaufgaben in der Außenwirtschaft.

Ihre Tätigkeit beinhaltet folgende Aufgaben:

  • Beobachtung der Auslandsmärkte
  • Anbahnung von Exportgeschäften: Lagergeschäfte, Streckengeschäfte und Abladegeschäfte
  • Kalkulation von Exportpreisen gem. Incoterms
  • Vereinbarung außenhandelsspezifischer Kaufvertragspunkte wie Markierung, Ursprungsbezeichnung, Qualitäts- und Mengenbestimmung, Liefertermine, Versandtermine und Selbstbelieferungsvorbehalt
  • Untersuchung von Exportprogrammen und Exportwegen
  • fremdsprachliche Korrespondenz
  • güter- und transportbezogene Abwicklung von Auslandsgeschäften: Containertransport mit vereinbarter Aufgaben- und Kostenverteilung
  • Schnittstelle zu Spediteuren, Schiffsmaklern und Reederei-Agenten
  • Vereinbarung von Seefracht-Transportversicherungen
  • Zollamtliche Güterabfertigung
  • Ausstellen von Transportdokumenten: Konnossement (Bill of Lading), internationaler Eisenbahnfrachtbrief, Frachtbrief für Straßengüterverkehr, Luftfrachtbrief sowie Spediteurversanddokumenten: FCR, FCT und FBL
  • Bearbeiten von Warenauslieferungsdokumenten: Konnossementsteilschein, Reederei-Lieferschein, Kai-Teilschein, Delivery Order, Liefer- und Lagerschein
  • Bearbeiten von Einfuhrdokumenten: Einfuhrrechnung, Ursprungszeugnis und Einheitspapier
  • Kontrolle von Fracht- und Zollpapieren
  • Kostenrechnungsvorgängen und deren Bearbeitung
  • zahlungsbezogene Dokumentenabwicklung auf D/P oder D/A-Basis
  • zahlungsbezogene Dokumentenabwicklung: Kasse gegen Dokumente
  • zahlungsbezogene Dokumentenabwicklung: Dokumente gegen Akzept
  • Zug- um Zug-Geschäfte in der Dokumentenakkreditivabwicklung
  • finanzbezogene Abwicklung über Exportfactoring
  • Führen von Außenhandelsstatistiken Intrastat

Handelsmittler im Außenhandel

Im Außenhandel existieren eine Reihe von spezifischen Handelsvertreterberufen

  • Exportvertreter
  • Auslandsvertreter
  • CIF-Agent
  • Handelsmakler
  • Kommissionär

Österreich

Neben vielen fachspezfischen Fortbildungskursen gibt es auch akademische Weiterbildungangebote. Die bestandene Lehrabschlussprüfung ermöglicht in Österreich auch den Zugang zur Berufsmatura (Berufsreifeprüfung) und in Folge zu Höherqualifizierungen an Kollegs, Fachhochschulen und Universitäten. So gibt es für den Bereich Großhandel zahlreiche Ausbildungen in Betriebswirtschaft oder Sales Management oder für den Bereich Außenhandel universitäre Exportlehrgänge. Je komplexer die Anforderungen im (Außen-)handel werden desto eher wird von Bewerbern aber ein Studienabschluss verlangt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Rangliste der Ausbildungsberufe des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB)
  2. Ausbildungsverordnung Großhandelskaufleute des österreichischen Wirtschaftsministeriums, gültig seit 2004
  3. aktuelle Prüfungsordnung des österreichischen Wirtschaftsministeriums, gültig seit 2007

Literatur

  • Edith Ullmer-Schulz, Verkehrslehre des Außenhandels, Feldhaus Verlag, Hamburg, 1995, ISBN 3-88264-201-7
  • Gerhard Kühn, Helmut Schlick, Spezielle Wirtschaftslehre Groß- und Außenhandel, Bd. 1-2, Verlag Dr. Max Gehlen, Bad Homburg, 1996

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