Kemperplatz

Kemperplatz
Wrangelbrunnen am Kemperplatz, 1879
Kemperplatz mit Wrangelbrunnen; Julius Jacob der Jüngere, 1889
Kartoffelernte am früheren Kemperplatz 1946
Kemperplatz im Winter (2009)

Der Kemperplatz liegt im Ortsteil Tiergarten des Berliner Bezirks Mitte. Auf den Platz münden die Lennéstraße, die Ben-Gurion-Straße, die Tiergartenstraße sowie eine Ein- und Ausfahrt des Tiergartentunnels.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Kemperplatz erhielt 1858 seinen heutigen Namen und trug ihn bis 1933. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde er in Skagerrakplatz umbenannt. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges bekam der Platz am 25. Oktober 1946 wieder seinen ursprünglichen Namen, der an Johann Wilhelm Kemper (1766–1840) erinnert, den Betreiber des Wirtshauses Kempers Hof.[1] Seine Bekanntheit begann durch den hier 1824 gegründeten Architekten-Verein zu Berlin. Auch die vom Redakteur und Philologen Philipp Karl Buttmann (1764–1829) ins Leben gerufene Gesetzlose Gesellschaft zu Berlin traf sich in Kempers Lokal.

Die Namensgebung fällt mit der Entstehung des Tiergartenviertels Mitte des 19. Jahrhunderts zusammen: Reiche Berliner Bürger fingen in dieser Zeit an, dort ihre riesigen Villen zu bauen. Einer der ersten war der Schauspieler und Intendant August Wilhelm Iffland, dessen Haus schon um 1800 – noch mitten im Wald – gebaut wurde. 1877 kam es auf dem Kemperplatz zur Aufstellung des spätklassizistischen Wrangelbrunnens. Er musste aber 1902 dem Rolandbrunnen weichen und befindet sich seitdem in der Urbanstraße Ecke Grimmstraße. Mit der monumentalen Brunnenanlage bildete der Kemperplatz im wilhelminischen Berlin den südlichen Abschluss der Siegesallee im Großen Tiergarten. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Rolandbrunnen schwer beschädigt und um 1950 endgültig abgeräumt.

Gegenwart

Bekannt ist der Kemperplatz als Standort der Philharmonie. Sie zählt (mit dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt) zu den wichtigsten Konzertsälen in Berlin und ist die Heimstätte der Berliner Philharmoniker. Es begann mit der in den 1960er Jahren entwickelten Kulturband-Idee, die eine lockere Gruppierung von Kultureinrichtungen am Standort des früheren Kemperplatzes vorsah. Damit wurden hier alle historischen Gebäude samt ihrer Fundamente abgerissen, selbst der Straßengrundriss wurde verändert.[2]

Am ehemaligen Kemperplatz wurde 1968 der Neubau der Nationalgalerie nach Plänen von Mies van der Rohe eröffnet.

Zwischen 1984 und 1991 war der Kemperplatz ein Endbahnhof der M-Bahn-Versuchsstrecke. Im Jahr 2000 wurde auf dem Areal zwischen Potsdamer Platz und Kemperplatz bzw. Ben-Gurion-Straße das insgesamt sieben Gebäude umfassende Sony Center fertiggestellt. An der nördlichen Spitze des Komplexes hat am Kemperplatz die Europazentrale von Sony ihren Sitz.

Literatur

  • Hans Ludwig: Berlin von Gestern. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1957, S. 87.
  • Hans Ohff, Rainer Höynck (Hrsg.): Das BerlinBuch, Stapp Verlag Berlin 1987, ISBN 387776231X.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Berliner Adressbuch von 1849 mit dem Kemperhof (S. 293); abgerufen am 1. Februar 2011
  2. Ohff, Höynck: BerlinBuch, S. 208: Solitäre in der Stadtlandschaft: Scharouns Kulturforum
52.51111111111113.37125

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