Kerenski-Offensive

Kerenski-Offensive
Kerensky Offensive
Teil von: Ostfront (Erster Weltkrieg)
Operationen an der Ostfront 1917
Operationen an der Ostfront 1917
Datum 1. Juli19. Juli 1917
Ort Galizien
Ausgang Vormarsch der Mittelmächte
Konfliktparteien
Russische Republik 1917Russische Republik Russische Republik Deutsches ReichDeutsches Reich Deutsches Reich

Flag of Austria-Hungary 1869-1918.svg Österreich-Ungarn

Befehlshaber
Alexei Alexejewitsch Brussilow Felix Graf von Bothmer
Truppenstärke
XI., VII., VIII. Armee Heeresgruppe Süd (Deutsches Reich)
VII. und III. Armee (Österreich-Ungarn)

Die Kerenski-Offensive war eine Offensive der russischen Truppen gegen die Mittelmächte an der deutschen Ostfront im Ersten Weltkrieg. Sie hatte das Ziel, die von Revolution und Kriegsniederlagen gebeutelte russische Nation zu stabilisieren und die Mittelmächte an ihrem weiteren Vormarsch in russisches Gebiet zu hindern. Damit wollte Kerenski einen Annexionsfrieden verhindern und fairere Bedingungen für die Friedensverhandlungen schaffen.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Im Jahre 1917 war es zu großen politischen und sozialen Umbrüchen im Russischen Reich gekommen. Nach der Februarrevolution, in der der Zar gestürzt worden war, suchten mehrere politische Gruppierungen die Macht zu ergreifen. Im Wesentlichen gab es drei dieser Gruppierungen: die Bolschewiki unter der Führung Lenins, die Menschewiki unter der Führung Kerenskis und die Konservativen unter der Führung Kornilows. Die Menschewiki schafften es als erste, eine Provisorische Regierung zu bilden. Kerenski ordnete als frisch ernannter Kriegsminister eine neue Offensive an, um die Position des jungen Staates gegenüber den Mittelmächten zu bessern und um die innere Lage zu stabilisieren. Außerdem drängten die verbündeten Staaten der Entente auf ein rasches Vorgehen, denn sie fürchteten um den russischen Zusammenbruch.

Offensive

Ende Juni hatte Kerenski die meisten russischen Soldaten von der Notwendigkeit einer neuen Offensive überzeugt. Die Offensive, die er plante, sollte gegen die deutschen Verbände im Südwesten der Ostfront gehen. Hier, wo schon ein Jahr zuvor die Brussilow-Offensive relativ erfolgreich verlaufen war, so dachte Kerenski, lasse sich am ehesten ein Vorstoß ermöglichen, zumal die Deutschen erste Offensiven planten, um Riga einzunehmen und somit den südlichen Flügel schwächten, indem sie Truppen abzogen. Am 1. Juli startete die Offensive, und in den ersten drei Tagen sah es ganz nach einem Erfolg aus: Die größtenteils österreichisch-ungarischen Truppen wurden schnell zurückgeworfen, und die russischen Truppen drangen bei mildem Wetter schnell vorwärts. Die aus Kriegsgefangenen gebildete Tschechoslowakische Schützenbrigade errang in der Schlacht bei Zborów in Galizien gegen eigene Landsleute der k.u.k. Armee trotz militärischer Unterlegenheit einen Überraschungssieg und schrieb damit (tschechoslowakische) Geschichte.

In Petersburg und Moskau konnte zudem ein gegen die neue Offensive ausgebrochener Aufstand der kriegsmüden Bolschewiki (Juliaufstand) niedergeschlagen werden. Doch schon am 8. Juli konnte Ludendorff mit eilig zusammengewürfelten Reserven die Offensive stoppen. Die Verluste der Russen stiegen immer mehr, viele Soldaten weigerten sich weiterzukämpfen. Während der Offensive verschärfte sich auch die innenpolitische Lage. Die Bolschewiki wurden entwaffnet, Lenin musste nach Finnland fliehen. Am 14. Juli musste Kerenski die Offensive abbrechen, ohne den erhofften großen Wurf zu landen. Er wurde dennoch Ende des Monats Ministerpräsident.

Folgen

Die Offensive beschleunigte den Kriegsaustritt Russlands. Die russischen Truppen waren nun endgültig moralisch und physisch ermüdet und zeigten erste Anzeichen der Meuterei. Mit dem Scheitern der Offensive ging auch die zunehmende Ablehnung der Regierung Kerenskis einher, was insbesondere zur Stärkung des linken Flügels führte. Dies konnte Lenin wenige Monate später nach seiner Rückkehr ausnutzen. Somit führte die Offensive auch unmittelbar zur Oktoberrevolution und zu den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk.

Literatur

  • Alexander Fjodorowitsch Kerenski: Die Kerenski-Memoiren. Russland und der Wendepunkt der Geschichte. Zsolnay, Wien u. a. 1966 (Lizenzausgabe: Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1989, ISBN 3-499-12477-7 (Rororo 12477)).

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