Schlacht bei Zborów

Schlacht bei Zborów
Schlacht bei Zborów
Teil von: Kerenski-Offensive, Ostfront (Erster Weltkrieg)
Angehörige der 7. Kompanie im Zborower Schützengraben
Angehörige der 7. Kompanie im Zborower Schützengraben
Datum 1. Juli2. Juli 1917
Ort Sboriw, heute Oblast Ternopil, Ukraine; damals Galizien
Ausgang Sieg der Tschechoslowakischen Legion
Konfliktparteien
Russisches Kaiserreich 1721Russisches Kaiserreich Russisches Kaiserreich
BöhmenBöhmen Tschechoslowakische Legion
Flag of Austria-Hungary 1869-1918.svg Österreich-Ungarn
Befehlshaber
Oberst V. P. Trojanow Generaloberst Eduard von Böhm-Ermolli
Gen. Winkler
Truppenstärke
3500 Mann 5500 Mann

Die Schlacht bei Zborów (tschech. bitva u Zborova) am 2. Juli 1917 war ein weniger bekannter Bestandteil der russischen Kerenski-Offensive und bildete den erstmaligen bedeutenden Einsatz der Tschechoslowakischen Legion an der Ostfront des Ersten Weltkriegs. Gleichzeitig gilt sie als einzige, für die Russen erfolgreiche Schlacht der gesamten Kerenski-Offensive. Die Schlacht bildete einen Grundstein für den tschechoslowakischen Patriotismus.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Nachdem die Zuverlässigkeit vieler russischer Einheiten angezweifelt wurde, kamen in der Kerensky-Offensive nur noch Freiwilligeneinheiten zum Einsatz. Darunter befand sich die Tschechoslowakische Schützenbrigade (Československá střelecká brigáda), die aus drei Regimentern tschechischer und slowakischer Kriegsgefangener bestand.

Die Brigade (etwa 3.500 Mann) war schlecht ausgerüstet und ausgebildet, vor allem mangelte es an Maschinengewehren. Ferner war dies der erste Einsatz der gesamten Brigade als eigenständige Kampfeinheit. Davor hatte das russische Kommando nur Teile der Brigade eingesetzt und dies meist zu Aufklärungseinsätzen. Die Brigade wurde vom russischen Oberst V. P. Trojanow kommandiert, jedoch war die Angriffstaktik von tschechischen Offizieren vorbereitet worden.

Die Brigade war nahe Zborow eingesetzt, der heutigen ukrainischen Stadt Sboriw (poln. Zborów), in einem Nebenabschnitt der Front. Die benachbarten Frontabschnitte wurden im Norden von der 4. russischen Division, im Süden von der 6. Division gehalten.

Der tschechoslowakischen Schützenbrigade gegenüber standen folgende Teile der k.u.k. Kampftruppen:

Deren eingesetzte Gesamtstärke betrug etwa 5.500 Mann, die relativ gut ausgerüstet und bewaffnet waren.

Denkmal der in der Schlacht gefallenen Legionäre, Kalyniwka, Ukraine

Verlauf

Im Morgengrauen des 2. Juli, dem zweiten Tag der Offensive, begannen kleine Gruppen von Legionären nach vorheriger Artillerieunterstützung ab 5.15 Uhr die feindlichen Linien mit Handgranaten anzugreifen (vgl. Stoßtrupp-Taktik). Nachdem sie die Stacheldrahtverhaue durchbrochen hatten, folgten weitere Einheiten. Gegen 15.00 Uhr war die Legion bis 5 km tief in feindliches Gebiet eingedrungen und in die gesamten österreichischen Verteidigungslinien eingedrungen. 3.300 feindliche Soldaten (darunter 62 Offiziere) wurden gefangen genommen; 20 Kanonen und große Mengen an Kriegsgerät wurden erbeutet. Die Verluste auf tschechoslowakischer Seite betrugen 167 Gefallene, 17 tödlich Verwundete, 11 Vermisste und etwa 700 Verwundete.

Folgen

Der militärische Erfolg hatte keinerlei Wirkung auf die Kerenski-Offensive der Russen, die insgesamt verloren ging. Der Sieg in diesem Gefecht gab jedoch der Führung des tschechischen und slowakischen Widerstands erheblichen Rückenwind.

Der Erfolg der tschechoslowakischen Einheiten war derart überraschend, dass die russische provisorische Regierung danach jegliche Einschränkung aufhob, neue Einheiten aus tschechischen und slowakischen Kriegsgefangenen zu formieren.

Darüber hinaus hörten die Tschechen in Österreich-Ungarn erstmals, dass tschechische Widerständler auf Seiten der Entente kämpften. Jedoch zensierten die Behörden jeglichen Hinweis auf tschechische Freiwillige im Kampf gegen die Mittelmächte. Allerdings forderten einige Politiker Österreich-Ungarns nach dem überraschenden Sieg, nach angeblichen Hochverratsfällen in den regulären tschechischen Einheiten der k.u.k. Armee zu suchen, was indirekt den Sieg der Legionäre in der gesamten Monarchie bekannt machte.

Nach dem Krieg wurde die Schlacht dazu benutzt, den militärischen Heldenkult um die Tschechoslowakische Legion zu inszenieren, welcher einen der patriotischen Ecksteine des neuen Tschechoslowakischen Staates bildete. Während der deutschen Besetzung der Tschechoslowakei (1939-1945) und nach der Machtübernahme der Kommunisten 1948, wurde die Geschichte verschwiegen oder ignoriert.

Weitere Bemerkungen

Denkmal „Den Helden von Zborov“ in Blansko (Tschechien)
  • In der Schlacht bei Zborow kämpften auf gegnerischen Seiten zwei spätere tschechoslowakische Präsidenten: Klement Gottwald auf österreichischer Seite und Legionär Ludvík Svoboda.
  • Bei Zborow kämpfte das 1. Schützenregiment noch unter dem Namen „Regiment Svatý Václav“ (Regiment Hl. Wenzel). Nach der Schlacht, als Tomáš Garrigue Masaryk die Soldaten besuchte, gestattete er als Präsident des Tschechoslowakischen Nationalrates sich in Regiment „Mistr Jan Hus“ (Regiment Magister Jan Hus). Gemeinsam wurden die o.g. Regimenter durch die russische Führung mit dem Ehrennamen „Regiment 18. Juni“ (nach dem gregorianischen Datum der Schlacht) geehrt und mit den Ehrenbändern des Sankt-Georgs-Orden für die Truppenfahne ausgezeichnet.
  • Tomáš G. Masaryk bemühte sich nach Zborow um die Vergrößerung der ersten Brigade um weitere zwei Regimenter (das o.g. 3. Regiment „Jan Žižka z Trocnova„ und das 4. Regiment „Prokop Holý Veliký„) und der Gründung einer zweiten Division, deren erstes Schützenregiment nach ihm benannt wurde (5. Regiment „T. G. Masaryk“). Ebenso das Kavallerieregiment Jan Jiskra z Brandýsa“ und das Kavallerieregiment „Nitraer Kosaken“ entstanden aufgrund Masaryks Verhandlungen. Bei der Abreise Masaryks aus Sibirien (7. März 1918) entstand bereits die dritte Division, und das 9. Schützenregiment „Jan Sladký Kozina z Hrádku“ und das 10. Schützenregiment „Karel Havlíček Borovský“. Als Masaryk in Wladiwostok als Quartiermeister der Tschechischen Legionäre eintraf, kämpften diese bereits mit zwölf Schützenregimentern und zwei Panzerzügen.

Literatur

  • Richard Lein: Pflichterfüllung oder Hochverrat - Die tschechischen Soldaten Österreich-Ungarns im Ersten Weltkrieg, ISBN 9783643501585

Quellen

  • Rudolf Medek, Vojtěch Holeček: "Bitva u Zborova a československý odboj" (Schlacht von Zborov und der Tschechoslowakische Widerstand), 1922
  • Jan Galandauer: "2. Juli 1917 Bitva u Zborova - Česká legenda" (2. Juli 1917 Schlacht von Zborov - eine tschechische Legende), 2002, ISBN 80-86515-16-8

Weblinks

 Commons: Schlacht bei Zborów – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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