- Kinderchor
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Ein Kinderchor ist
- eine Gemeinschaft singender Jungen und Mädchen, in der jede Stimmlage mehrfach besetzt ist (gleichstimmiger Chor); gegenüber dem in gleicher Stimmlage singenden Frauenchor hat ein Kinderchor ein geringeres Klangvolumen
- die Kurzbezeichnung für das von Kinderstimmen auszuführende Werk
Kinderchor und Schulmusik
Der weltliche Kinderchor hat seine Wurzeln etwa im 19. Jahrhundert. Er entwickelte sich aus den Bemühungen um die Musik an den Schulen. Durch die veränderte Geisteshaltung in dieser Epoche wurde auch der Ruf nach einer musikalischen Volksbildung laut. Lehrer sollten speziell für das Singen mit Kindern ausgebildet werden, musische Schulen sollten gegründet werden, das Kindersingen sollte allgemein gefördert werden.
Der Schultag der Kinder wurde mit einem (oft mehrstimmig improvisierten) Kinderlied begonnen. Dann kamen die Schulchöre dazu. Nach dem 2. Weltkrieg setzte sich diese Entwicklung weiter fort. Es entstanden Kinderchöre an Schulen und Kirchen; fast jeder Sender der ARD hatte einen hauseigenen Kinderchor. In den Kindersendungen sangen ausschließlich Kinder für Kinder. Kinderchorliteratur kam verstärkt auf den Markt (Carl Orff, Cesar Bresgen, Paul Hindemith, Günther Kretzschmar u. v. a.).
Auch die meisten Opernhäuser verfügen heute über einen eigenen Kinderchor, der in die Aufführungen einbezogen wird. Kinderchöre kommen zum Beispiel in Hänsel und Gretel, in Carmen, in Tosca und Boris Godunow zum Einsatz.
In den 1970er Jahren kam dann die Idee der Musikalischen Früherziehung in Deutschland auf. Unzählige Jugendmusikschulen entstanden überall (viele als Privatinitiativen von Eltern und Musiklehrern). In den 80er Jahren, wurde das Fach „Musik“ mehr auf Lehr- und Lernbares beschränkt. Langzeitstudien an musischen Schulen, wie beispielsweise die Bastian-Studie zeigen, welche Auswirkungen das Singen im Kindesalter auf die Entwicklung des Kindes haben kann.
Es ist aber der ungebrochenen Freude am Singen (vor allem bei jüngeren Kindern) zu verdanken, dass auch heute noch „selbst“ gesungen wird. Musikpädagogen raten in den Familien wieder mit gemeinsamen Singeversuchen zu beginnen. Singwochenenden für Kinder und Erwachsene werden angeboten. Viele engagierte Lehrer und Chorleiter (oft Laienmusiker) singen mit ihren Kindern und stellen Kinderchöre auf die Beine. Viele Liedermacher machen auch heute noch Lieder für singende Kinder und Kinderchöre. Die Idee der Musikalischen Früherziehung lebt in abgewandelter Form in Musik- und Baby-Musikgärten fort.
Im Jahre 2002 gab es noch 18.790 Kinder-und Jugendchöre in Deutschland (das sind 30,9% aller Chorsparten).
Siehe auch
Portal:Chormusik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Chormusik Portal:Kirchenmusik – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Kirchenmusik
Literatur
- Tjark Baumann: natürlich singen! - Die praxisorientierte Singschule. Fidula, Boppard 2008, ISBN 978-3-87226-940-9
- Karl-Peter Chilla: Handbuch der Kinderchorleitung. Schott, Mainz 2003, ISBN 3-7957-8727-0
- René Frank: Mehrstimmiges Singen. Einführung der Mehrstimmigkeit in Kinder- und Jugendchören. Praxisbuch. Tectum, Marburg 2005, ISBN 3-8288-8884-4
- Robert Göstl: Singen mit Kindern. Modelle für eine persönlichkeitsbildende Kinderchorarbeit.Conbrio, Regensburg 1996, ISBN 3930079623
- Gerd-Peter Münden: Kinderchorleitung. Strube, München 1993, ISBN 3921946263
- Christiane Wieblitz: Lebendiger Kinderchor. Kreativ - spielerisch - tänzerisch. Fidula, Boppard 2007, ISBN 978-3-87226-941-6
Kategorien:- Jugendchor
- Klassische Musik
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