Kinoprojektor

Kinoprojektor
Filmprojektor Zeiss Ikon 35 mm (Typ: Ernemann IX) mit geöffnetem Lampenhaus

Ein Filmprojektor oder Laufbildprojektor dient dazu, den mit einer Filmkamera aufgezeichneten Bildstreifen auf eine Bildwand zu projizieren. Dabei werden pro Sekunde 24 Standbilder gezeigt. 24 Hell-Dunkel-Wechsel würden als lästiges Flimmern wahrgenommen werden, weshalb eine Umlaufblende 48 Wechsel erzeugt. Jedes Filmbild wird zweimal gezeigt.

Es gibt auch Projektoren mit 18 (bei Super-8-Filmen) oder 25 Bildern pro Sekunde (beim Fernsehen). Die meisten Stummfilme sollten mit 16 bis 22 Bildern/s vorgeführt werden. Für wissenschaftliche Zwecke existieren Projektoren mit in weiten Grenzen variablen Bildraten.

Nachdem Filmprojektoren ein Jahrhundert ohne Konkurrenz waren, stellen seit dem Jahr 2000 zunehmend Kinos auf digitale Filmprojektion um.

Filmprojektor im Kurhaus auf Spiekeroog

Inhaltsverzeichnis

Bestandteile

Die wichtigsten Elemente eines Filmprojektors sind

  • der Filmantrieb (zum Beispiel ein Malteser-Kreuz-Gesperre in Verbindung mit Schaltrolle oder ein Greifer), der den Film in der Dunkelphase transportiert, um ihn in der Hellphase möglichst lange stillstehend projizieren zu können. Der Film läuft in einer so genannten Filmbahn, wo er längs, quer und entlang der optischen Achse geführt wird. Siehe dazu die Nomenklatur der engsten Filmtechnik
  • die Umlaufblende (Sektorscheibe), die den Lichtstrahl unterbricht, während der Film transportiert wird, und dann noch ein weiteres Mal in der Mitte des Moments, in dem das Filmbild gezeigt wird (Erhöhen der Flimmerfrequenz)
  • die Lichtquelle: bei 35-mm-Film, wie er normalerweise in Kinos gespielt wird, waren dies früher Kohlenbogenlampen, heute sind es Xenon-Bogenlampen mit üblicherweise zwischen 900 Watt und 10 kW elektrischer Leistung (die größten gängigen Xenonlampen haben 7000 W). Bei 16-mm-Filmen werden teilweise Xenonlampen, teilweise Halogen-Glühlampen verwendet. 8-mm-Filmprojektoren besitzen meist Halogenglühlampen. Erste 35-mm-Filmprojektoren für den Heimgebrauch benutzten auch normale Glühlampen oder gar Petroleumlampen.
  • die Bildmasken (Bildfenster) für die verschiedenen Bild- bzw. Projektionsformate, damit Tonspur und Perforation nicht ebenfalls auf der Leinwand sichtbar werden.
  • die Lichtklappe, eine metallene Blende zwischen Film und Lampe, die bei einem Filmriss oder Projektorstop automatisch zufällt und damit die Lampenhitze vom Film fernhält (klemmt die Klappe, verschmort der Film); und ansonsten vom Vorführer bedient wird, um nicht zur Vorführung gedachte Filmteile wie das Startband auszublenden
  • das Objektiv, um das Bild scharf und in der richtigen Größe auf die Bildwand zu projizieren
  • das Tongerät für (Lichtton oder Magnetton), das Tonspuren des Filmes abtastet
Zum Filmantrieb

Als aktuelle Entwicklung ersetzt man die Mechanismen durch einen Schrittmotor in Verbindung mit Schaltrolle. Vorteile sind angeblich verbesserter Bildstand, bessere Lichtausnutzung durch kürzere Schaltzeiten (Zeit, die zum Transport des Films um einen Schritt gebraucht wird) und geringerer Film- und Geräteverschleiß.
Weiterhin gibt es Verfahren, bei denen der Film nicht abgesetzt, sondern kontinuierlich bewegt wird. Dabei gelangt das Licht des Bildes über ein System von synchron zur Filmbewegung rotierenden Prismen oder Spiegeln in das Objektiv. Ernst Leitz baute den nach diesem Prinzip arbeitenden Mechau-Projektor. Das Verfahren wird auch bei kleinen, auf einer Mattscheibe abbildenden Betrachtungsgeräten verwendet.

Breitwandverfahren

Breitwandprojektoren besitzen eine Panoramalinse (Zylinderlinse), um das Filmbild-Seitenformat an die Breitwand-Projektionswand anzupassen, das verzerrte aufgenommene Breitbild wird wieder entzerrt.

Projektionseinheit des Kinoprojektors FP 30, für Details bitte anklicken!

Filmführung im Projektor

Der Filmkanal, also der gewundene Weg, den der Film innerhalb des Projektors zurücklegt, ist mit mehreren Rollen und Zahnrollen ausgestattet. Sie sorgen zunächst durch seitliche Stege dafür, dass der Film exakt mittig in der Laufrichtung liegt. Eine erste Zahnrolle (Vorwickelrolle) zieht den Film von der Abwickelspule; bei Spulentürmen und Tellerbetrieb sorgen separate Motoren für kontinuierliche Filmzuführung. Es folgt die erste, obere Filmschlaufe als Übergang von der kontinuierlichen Bewegung zum Abstoppen-und-Transportieren durch die Schaltrolle. Nachdem der Film durch den Schlitten gelaufen ist, wo er Bild für Bild projiziert wurde, folgt eine weitere Filmschlaufe, dann eine weitere Zahnrolle (Nachwickelrolle), die ihn wieder in kontinuierliche Bewegung versetzt.

Dahinter folgt bei Tonfilmapparaten der Capstan, eine Kombination aus zwei Rollen, die den Film zwischen sich fest einspannen und seinen Lauf nochmals beruhigen, damit am davor montierten Tonkopf bzw. der Lichttoneinrichtung keine Gleichlaufschwankungen auftreten. Alternativ wird auch eine Beruhigungstrommel verwendet, die, mit einer Schwungmasse gekoppelt, lediglich vom Film mitgedreht wird.

Weitere Rollen führen den Film aus dem Projektor heraus zur Aufwickelspule (Fangspule, Leerspule).

Sämtliche Zahnrollen sowie das Greifersystem (Schaltrolle) sind synchron miteinander gekoppelt. Schaltrolle, Schlitten und Bildmaske sind als Ganzes vertikal beweglich, um den Bildstand des Filmes justieren zu können. Sie sorgen dafür, dass das gesamte Filmbild, nicht aber der Bildstrich dazwischen gezeigt wird. Der Kufendruck des Schlittens ist einstellbar, um einerseits mechanische Unterschiede des Filmmaterials auszugleichen (z. B. Wellen, Knicke, Klebestellen) und ihn andererseits während dessen Stillstand sicher zu fixieren. Die Umlaufblende muss in ihrer zeitlichen Position zur Schaltrolle so justiert werden, dass sie den Strahlengang erst beim Stillstand des Filmes freigibt. Weitere Flügel an ihr erhöhen die Hell-Dunkel-Frequenz soweit, dass kein Flimmern wahrgenommen wird.

Filmführung zum Projektor

Die Führung des Films innerhalb eines Projektor ist immer dieselbe. Unterschiede gibt es in der Art und Weise, in der der Film zum Projektor und wieder heraus gelangt.

Überblendbetrieb

Kinofilme werden traditionellerweise in „Akten“ angeliefert, diese Bezeichnung hat man vom Theater übernommen (Kinos hießen auch mal Filmtheater). Ein Akt ist bis 2000 Filmfuß lang (gut 600 Meter), was 22 Minuten Laufzeit entspricht, früher verpackt in Blechdosen oder Kartons, heute überwiegend in Kunststoff-Runddosen. Üblicherweise hat jeder Akt am Anfang und Ende farbigen Schutzfilm oder Allonge, die es dem Vorführer ermöglicht, sofort zu erkennen, um welchen Akt es sich handelt und ob er auf- oder abgerollt ist. Branchenbezeichnung: Der Akt (oder Film) ist "auf Anfang" oder "auf Ende".

Der Anfang des Schutzfilmes ist über die komplette Breite eingefärbt, das Ende hat farbige Längsstreifen. Die Farben der Akte: 1 Rot, 2 Blau, 3 Grün, 4 Gelb, 5 Violett, 6 Weiß, 7. bis letzter Akt farblos mit Nummern

Nach der Allonge folgt das so genannte Startband. Danach beginnen Bild und Ton des Films. Wenn zwei Projektoren vorhanden sind, ein „Pärchen“, können die Akte so, wie sie aus der Schachtel kommen, eingespannt und vorgeführt werden. Die Kunst des Vorführers besteht darin, am Ende eines Aktes den Projektor mit dem folgenden Akt rechtzeitig zu starten und Bild und Ton umzuschalten, so dass die Zuschauer keinen Übergang bemerken. Zu seiner Hilfe sind gegen Ende eines Aktes so genannte Aktwechselmarken, auch Überblendungszeichen genannt, in der oberen rechten Bildecke einkopiert. Beim Erscheinen der ersten Markierung startet der Vorführer den zweiten Projektor. Bei der zweiten Markierung wird überblendet. Es gibt Projektoren, die dem Vorführer das manuelle Überblenden abnehmen. Zu diesem Zweck werden dort, wo die Überblendungszeichen sind, kleine Stücke eines metallenen Selbstklebebandes angebracht. Ein Abtaster reagiert auf diese und übernimmt die ansonsten manuell vorzunehmenden Arbeitsschritte, wie Start des zweiten Projektors und Wechsel. Mit drei oder gar vier Projektoren kann man dieserart bis eine Stunde Programm ablaufen lassen. Heute werden in der Regel alle Akte eines Films vor der Vorführung gekoppelt, d. h. aneinander geklebt.

Spulenbetrieb

Die einzelnen Akte der Filmkopie werden (ohne Allonge, Schwarzfilm und Startband) hintereinandergeklebt („gekoppelt“) und auf eine Spule gewickelt. Der Anfang des Filmes liegt außen. Die „obere“ bzw. filmgebende Spule heißt Abwickelspule, die Spule, auf den der Film nach der Projektion aufgewickelt wird heißt Aufwickelspule oder Fangspule oder Leerspule. Wenn der Film nach einer Projektion nochmals gezeigt werden soll, muss er erst von der Aufwickelspule auf die Abwickelspule zurückgespult werden. Das Koppeln findet auf einem Umrolltisch statt, einer Konstruktion mit 2 kleinen, aktgroßen Tellern (oft noch mit Handkurbel betrieben) und einer Klebepresse daneben.

Es gibt Projektoren, deren Abwickel- und Aufwickelfriktionen senkrecht übereinander liegen, andere, wo beide Spulen am Lampenhaus nebeneinander angebracht werden, und es gibt Spulentürme, die direkt neben dem Projektor oder in einiger Entfernung stehen. Da die Masse einer solchen Spule mit einem kompletten Spielfilm zu groß ist, um von der ersten Zahnrolle des Projektors ohne Schaden an der Perforation bewegt werden zu können, hat sie einen eigenen Motor, der je nach Grad der Abwicklung sein Tempo anpasst.

Tellerbetrieb

Spulenturm mit drei Tellern: Oben wird abgewickelt, in der Mitte ein zweiter Film aufgespult, ganz unten wird aufgewickelt
Steckeinheit, die das Abwickeln des Filmes regelt. Im Vordergrund läuft der Film durch die Steckeinheit, im Hintergrund wird er über diverse Umlenkrollen dem Projektor zugeführt
Verschiedene Umlenkrollen, über die der 35 mm-Film (schonend, nur die Perforation hat Kontakt) durch den Raum geführt wird
Hier wird der aus dem Projektor kommende Film wieder aufgewickelt. Darüber die Motorsteuerung für den Teller darüber
Endlostelleranlage der Firma Kinoton

Im gewöhnlichen halbautomatischen Tellerbetrieb, wo drei bis fünf Teller mit einem Durchmesser von jeweils ca. 1,5 m in der Regel auf einem separaten Spulenturm übereinander liegen, wird der Film von einem Teller auf einen anderen gespielt, man spricht von Abwickelteller und Aufwickelteller. Hier liegt der Filmstart stets innen. Die Steckeinheit steuert die Drehzahl des Abwickeltellers durch zwei Schalter an der nach links und rechts schwingenden Gabel. Der linke Schalter erhöht die Drehzahl, der rechte verlangsamt sie. So wickelt der Teller genauso viel Film ab, wie zum Projektor laufen muss.

Das System ist insofern filmschonend, weil das Zurückspulen des Films unterbleibt, es beansprucht den Film jedoch anders, weil er mehrfach über schräg zur Laufrichtung stehende Rollen geführt werden muss. Nach Ablauf der Vorstellung befindet sich der Anfang des Filmes wieder innen (aber auf einem anderen Teller) und kann daraus für die nächste Vorführung abgewickelt werden.

Bei Spulenturm- wie Tellerbetrieb ist der Vorteil, dass weder Überblenden und die dafür nötigen zwei Projektoren noch eine Rollenwechselpause (Aktwechsel) nötig sind, da der ganze Film in der Regel auf einem Teller bzw einer großen Spule Platz findet.

Im vollautomatischen Endlostellerbetrieb wird der Film vom gleichen Teller abgewickelt auf den er nach dem Durchlauf durch den Projektor wieder aufgewickelt wird. Dies setzt ein ausgeklügeltes System von filmführenden Teilen voraus. Falsch bedient verursacht dieses System langwierige Pannen.

Steuerung und Automatisierung im Vorführraum

Siehe gesonderten Artikel Matrixautomat

Siehe auch

Hersteller von Kinoprojektoren, aktive und historische

  • A.-G. A.-Baltic (Acetylen-Gas-Aktiengesellschaft), Schweden (Lizenz von Ernemann-Zeiß-Ikon), eingestellt
  • A. E.-G., Deutschland, eingestellt
  • Askania, Deutschland, eingestellt
  • Bartling, Deutschland, eingestellt
  • Eugen Bauer („Kino-Bauer“), Stuttgart-Untertürkheim, gegründet 1907 von Eugen Bauer, 1932 von Bosch übernommen („Bosch-Photokino“), eingestellt
  • Buderus, Deutschland, eingestellt
  • Century, USA, aktiv
  • Christie, USA, aktiv
  • Cinemeccanica, Italien, aktiv
  • Cinetecnica Firenze, Paolo Veronese, aktiv
  • Diksi, später Dixi, Le Locle, Schweiz (Lizenz von Ernemann-Zeiß-Ikon, 35 mm), eingestellt
  • Dietmar,Österreich, eingestellt
  • ERKO, Deutschland, eingestellt
  • Ertel, Deutschland, eingestellt
  • Ernemann, ursprünglich Heinrich Ernemann, Dresden, aktiv
  • Frieseke & Hoepfner, Erlangen-Bruck, eingestellt
  • Fumeo, Italien, aktiv
  • Léon Gaumont, Frankreich, eingestellt
  • Harbin Film Machinery Plant, China, aktiv
  • I. C.-A., Deutschland, eingestellt
  • Kalee, Vereinigtes Königreich, eingestellt
  • Kunert, Deutschland, eingestellt
  • Kinoton, Deutschland, aktiv
  • Leitz, Deutschland, eingestellt
  • Lehmann & Knetsch, Deutschland, eingestellt
  • Liesegang, Deutschland, eingestellt
  • Marin, Frankreich, aktiv
  • Messter, Deutschland, eingestellt
  • Meopta, Přerov, Tschechien, aktiv
  • Monee, Indien, aktiv
  • National, USA
  • Nitzsche, Deutschland, eingestellt
  • OFAG, Deutschland, eingestellt
  • PAGU, Deutschland, eingestellt
  • Pathé frères, Frankreich, eingestellt
  • Peck & Kerkhof, Deutschland, eingestellt
  • Philips Cinema, Eindhoven, Niederlande, Lizenz/Nachbau Nitzsche Castor und Nitzsche Saxonia, eingestellt
  • PROMAG, Deutschland, eingestellt
  • Rien & Beckmann, Deutschland, eingestellt
  • Schädel & Co., Deutschland, eingestellt
  • Schimmel, Deutschland, eingestellt
  • Schneider und Sohn, Deutschland, eingestellt
  • Seischab & Co., Deutschland, eingestellt
  • Siemens & Halske, Deutschland, eingestellt
  • Simplex, USA, aktiv
  • Stachow, Deutschland, eingestellt
  • Strong, USA, aktiv
  • Wassmann, Madrid, aktiv
  • VEB Carl Zeiss, Jena, DDR, eingestellt

Weblinks

Filmprojektor von 1904

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