Kisch (Stadt)

Kisch (Stadt)
Kisch in Mesopotamien

Kish oder Kisch (arab. Tall al-Uhaymir, auch el-Oheimir) war eine Stadt in Mesopotamien im Überschwemmungsgebiet des Euphrat und in der Nähe des Tigris im heutigen Zentral-Irak, 13 Kilometer östlich von Babylon und etwa 80 Kilometer südlich von Bagdad gelegen. Sie existierte von etwa 3000 v. Chr. mit Teilbesiedlung bis 650 n. Chr. und wird sowohl in der Bibel im Zusammenhang mit der Ortsbestimmung des Garten Eden als auch in sumerischen Keilschrifttexten mit der Bezeichnung Guan-Eden erwähnt. Kisch war als Stadtstaat der Sumerer Ausgangspunkt für die Herrschaftsphase der Akkader.

Kisch gilt als Oberbegriff für über 40 Ansiedlungen in einem Umkreis von etwa acht Kilometer, wobei die wichtigsten beiden Orte Uhaimir und Ingharra gewesen sein dürften.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Ausgrabungsfunde belegen einen Friedhof, eine Stufenpyramide (Zikkurat), die zu Ehren des Staatsgottes Zababa um 2500 v. Chr. erbaut wurde und einen Tempel aus dem 6. Jahrhundert v. Chr., der vermutlich der sumerischen Göttin Inanna gewidmet war. Der Bau des Tempels wird mit Nebukadnezar II. in Zusammenhang gebracht. Herausragendstes Monument für die frühe Epoche ist vor allem der Königspalast, möglicherweise des ersten historisch gesicherten sumerischen Herrschers Mesilim.

Für die Zeit von 2800 v. Chr. bis 2230 v. Chr. gibt es teilweise nur legendäre Angaben zu den Königen von Kisch.

Etana wird oft als der erste für Sumer belegte Herrscher angenommen.

Der im Gilgamesch-Epos erwähnte Agga war von 2601 v. Chr. bis 2581 v. Chr. sumerischer König der Stadt Kisch.

Sargon I. war zuerst Statthalter in Kisch. Er entschloss sich um ca. 2340 v. Chr. seine neue Hauptstadt Akkad zu errichten, regierte aber vorerst noch aus der Ferne, bis er endgültig übersiedelte.

Für das 3. Jahrtausend v. Chr. wird von der Fachwelt lebhafter Handel mit der historischen Stadt Ebla im nördlichen Syrien angenommen. Um 1800 v. Chr. wurde die Stadt von Babylon unterworfen.

702 v. Chr. wird der Chaldäerfürst Merodach-Baladan von Bit Jakin unweit von Kisch durch Sargon II. besiegt.

Kulturgeschichte

Durch umfassende Keramikfunde lässt sich eine nahezu lückenlose Geschichte der Keramikkunst der gesamten Zeitspanne erstellen. Besondere Fundstücke sind unter anderem die sogenannten Gefäße mit Götter-Handgriffen. Diese Funde dienen als wertvolle Referenzquelle für die Datierung von Funden aus anderen Orten.

Forschungsgeschichte

Eine französisches Archäologenteam unter Henri de Genouillac führte erste Grabungen zwischen 1912 und 1914 durch. Weiterhin hat ein englisch-amerikanisches Team (Oxford-Field Museum Expedition) unter Stephen Langdon zusammen mit E.Mackay von 1923 bis 1933 in zehn Kampagnen dort gegraben.

Referenzen

  • Hartmut Schmökel: Das Land Sumer, W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1955

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kisch — steht für Kisch (Insel), eine iranische Stadt und Insel im Persischen Golf Kiš, eine antike mesopotamische Stadt den alten Namen der transoxanischen Stadt Schahresabz Kisch ist der Familienname folgender Personen: Alexander Kisch (1848–1917),… …   Deutsch Wikipedia

  • Kisch — I Kịsch,   altmesopotamischer Stadtstaat in Babylonien, östlich von Babylon, heute ein Ruinenfeld mit einer Reihe von kleinen Ruinenhügeln, u. a. der im Westteil gelegene Tell el Oheimir mit der Ruine der roten Zikkurat von heute 27 m Höhe aus… …   Universal-Lexikon

  • Liste der Könige von Kisch — Kisch war ein Stadtstaat in Sumer. Für die Zeit von 2800 v. Chr. bis 2230 v. Chr. gibt es, teilweise nur legendäre, Angaben zu den Königen von Kisch. Inhaltsverzeichnis 1 Frühzeitliche Herrscher (historisch nicht belegt) 2 Erste Dynastie bzw.… …   Deutsch Wikipedia

  • Egon Erwin Kisch — Egon Erwin Kisch, eigentlich Egon Kisch (* 29. April 1885 in Prag; † 31. März 1948 ebenda), war ein deutschsprachiger Schriftsteller, Journalist und Reporter. Egon Erwin Kisch gilt als einer der bedeutendsten Reporter in der Geschichte des… …   Deutsch Wikipedia

  • Erwin Egon Kisch — Egon Erwin Kisch in Melbourne, 1934 Egon Erwin Kisch (* 29. April 1885 in Prag; † 31. März 1948 ebenda) war ein Journalist und Schriftsteller. Er wurde als „rasender Reporter“ bekannt. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Söhne und Töchter der Stadt Prag — Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer Überarbeitung. Näheres ist auf der Alphabetische Sortierung ist nicht wirklich sinnvoll (das kann eine Kategorie auch). Besser nach Epochen oder nach Fachgebieten bzw. Lebensbereichen. Außerdem wären… …   Deutsch Wikipedia

  • Bruno Kisch — Bruno Zacharias Kisch (* 28. August 1890 in Prag; † 12. August 1966 in Bad Nauheim) war ein experimenteller Kardiologe und Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Herz und Kreislaufforschung. Inhaltsverzeichnis 1 Lebensweg 1.1 Frühe… …   Deutsch Wikipedia

  • Egon Erwin Kisch — Saltar a navegación, búsqueda Egon Erwin Kisch Egon Erwin Kisch …   Wikipedia Español

  • Ur (Stadt) — 30.96222222222246.104444444444 Koordinaten: 30° 57′ 44″ N, 46° 6′ 16″ O …   Deutsch Wikipedia

  • Adab (Stadt) — Adab (beim heutigen Bismaja, auch Tell Bismaya, südlich von Kut im Irak) war eine sumerische Stadt. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Bedeutung 2 Akkadische Zeit 3 Ur III Zeit …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”