- Klassenleben
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Filmdaten Deutscher Titel Klassenleben Produktionsland Deutschland Originalsprache Deutsch Erscheinungsjahr 2005 Länge 90 Minuten Stab Regie Hubertus Siegert Drehbuch Hubertus Siegert Produktion Hubertus Siegert Kamera Armin Fausten Schnitt Bernd Euscher Klassenleben ist ein beobachtender Dokumentarfilm (90 Min.) über eine fünfte Klasse an der Fläming-Grundschule in Berlin. Regisseur Hubertus Siegert drehte im ersten Halbjahr 2004.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
Anhand von Szenen aus dem Unterrichts- und Pausenalltag spricht der Film über die vielen Facetten des Lernens sowie über die gemeinsamen Alltagsdramen und Entwicklungen der Schüler. Siegert konzentriert sich ganz auf die Kinder und zeigt aus ihrer Perspektive einen wesentlichen Teil ihres Daseins: das Leben in der Klasse. Einen roten Faden bildet dabei das Schultheaterprojekt „Das Mädchen aus Harrys Straße“.
Erst nach einiger Zeit wird deutlich, dass es sich bei der 5d um eine Förderklasse handelt. Vier der Kinder sind als behindert eingestuft, von lernschwach bis schwerbehindert, und werden nicht benotet. Siegert zeigt, ohne zu idealisieren, wie beide Seiten von diesem Miteinander profitieren. Episodisch verdichtet der Film aus den Freundschaften, Konflikten und Träumen der Schüler ein Klassenleben. Schule belässt er dabei in ihrer Widersprüchlichkeit: Mal spannendes Experimentierfeld, mal Zwangsanstalt, aber immer Lebensraum. Einfühlsam werden die Protagonisten Luca, Christian, Marwin, Dennis und Johannas portraitiert, stets in Interaktion miteinander und mit ihren Lehrern. Interview-Collagen und Kommentare der Hauptfiguren aus dem Off ergänzen das szenische Bildmaterial und ergeben in Verbindung mit der zurückhaltend eingesetzten Musik eine dicht gewebte und eigenständige Soundebene. Auf einen allwissenden Kommentar verzichtet der Film und lässt stattdessen die Kinder für sich sprechen.
Zitate
„Ich glaube, Erziehung hat mit allem was zu tun: mit Bestechung, mit Erpressung, mit Schreien und mit Freundlichsein. Das letztere ist notwendig, damit die Kinder die Lehrer nicht hassen.“
– Dennis
„Ich wollte beobachten, wie sich die verschiedenen Kinder in dieser ungewöhnlichen Klasse entwickeln, und herausfinden, wie man das zu einem Film zusammen fügen kann. Ich wollte also nicht das Konzept dieser Schule dokumentieren, sondern sehen, was in der Klasse passiert. Mich haben die Widersprüche gereizt, die bei der Umsetzung von Konzepten notwendig immer entstehen. ““
– Hubertus Siegert
Luca wünscht sich, ihre Lehrerin Frau Haase würde morgens als Schülerin aufwachen und Luca als ihre Lehrerin: „Und dann, nach dem Diktat, würde sie mich fragen, ob’s heute hitzefrei gibt. Und ich würde antworten: Nein, heute habt ihr in der sechsten und siebten Stunde Sport draußen in der Hitze, sechs Runden Dauerlauf.“
Auswertung
Der Film kam im September 2005 ins Kino (25.000 Zuschauer), ARTE und rbb zeigten im Mai 2007 mehrfach eine 52 Minuten-Fassung.
Kritik
„Sensibler Dokumentarfilm mit eindeutig pädagogischer Ausrichtung, der fürs Fernsehen produziert wurde, durch sein Anliegen aber auch im Kino Aufmerksamkeit verdient. “
„Hubertus Siegert hat zugeschaut, zugehört, beobachtet und dabei Bilder produziert, die vergessen machen, dass eine Kamera anwesend war. Die Leinwand wird durchsichtig wie das Fenster im zweiten Stock, in dem frühmorgens das Licht angeht. Sie gibt den Blick frei auf eine vertraute und doch fremd gewordene Welt – auf das, worüber in der Aufregung um Pisa-Studien und in Standortdebatten kaum und in jedem Fall zu wenig gesprochen wird: die Kinder mit ihren Schulranzen, breiter als die schmalen Schultern.“
– Die Zeit
Hintergrund
Die Fläming-Grundschule verfolgt ein reformpädagogisches Konzept. In dessen Mittelpunkt steht die Frage, wie eine Schule gestaltet sein muss, damit sie für jeden Schüler eine passende Lernumgebung darstellt: Egal, ob es sich um Kinder mit oder ohne Behinderung handelt, ob sie aus der Oberschicht oder sozial benachteiligten Familien stammen. Dazu gehört, dass ein Schulpsychologe in Konfliktfällen mit den Klassen arbeitet, Entspannungs- und Konzentrationsübungen in den Unterricht integriert werden. Die Lehrer bewerten die Schüler als Team und im Rahmen von deren persönlichen Entwicklungsschritten. Somit geht es im Unterricht um weit mehr als nur ums Rechnen, Lesen und Auswendiglernen.
Siegerts Film wurde vor dem Hintergrund des sogenannten „PISA-Schocks“ diskutiert. Im großen und ganzen bestätigt Klassenleben eine schulpädagogische Position, die auf Inklusion in Kombination mit individueller Förderung und psychologischer Betreuung setzt, anstatt auf Aussonderung und Elitenbildung.
Weblinks
- Klassenleben in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Klassenleben bei Filmportal.de
- Offizielle Webpräsenz zum Film
- www.critic.de
- www.filmzentrale.com
- Filmheft der Bundeszentrale für politische Bildung
Kategorien:- Dokumentarfilm
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