Klaus Hübotter

Klaus Hübotter
Klaus Hübotter (2009)

Klaus Hübotter (* 1930 in Hannover[1]) ist ein Bremer Bauunternehmer und Mäzen, der mit seinem Engagement bei der Erhaltung und Umnutzung stadtgeschichtlich bedeutender Bausubstanz sowie in der Kultur- und Friedensarbeit seine Wahlheimat Bremen nachhaltig prägt.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Klaus Hübotter − ein Sohn des Gartenarchitekten und Professors der TH Hannover Wilhelm Hübotter − studierte Jura in Hamburg und wurde zum Dr. jur. mit dem Thema "Die Planung einer Stadt – Rechts- und Organisationsfragen beim Bau neuer Gemeinden in der Bundesrepublik" promoviert. Schon hier zeigte er seine Verbundenheit zum Städtebau und zur Architektur. Sein älterer Bruder Peter Hübotter war als Architekt in Hannover tätig. Hübotter heiratete 1963 eine Hamburger Buchdesignerin.

Politik

Hübotter war seit 1950 Mitglied der KPD und Funktionär ihrer Nachwuchsorganisation Freie Deutsche Jugend.[2][3][4] Nach dem Verbot der FDJ in Westdeutschland 1951 organisierte Hübotter in der Illegalität den Kontakt zu anderen linken Gruppen.[2] 1953 wurde er verhaftet und kam für neun Monate in Untersuchungshaft. 1956 verurteilte ihn das Landgericht Düsseldorf als „Rädelsführer einer verfassungsfeindlichen Vereinigung“ zu 18 Monaten Gefängnis. Die nach Anrechnung der Untersuchungshaft verbleibende Reststrafe wurde vom NRW-Innenminister Rudolf Amelunxen auf dem Gnadenwege erlassen.[2][5] Später wurde Hübotter Mitglied der DKP, die er 1991 verließ.[6] Infolge der Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei und deren Verbot durfte Hübotter nicht als Rechtsanwalt arbeiten.

Zeitungsherausgeber

1955 gründete Hübotter in Hamburg gemeinsam mit Klaus Rainer Röhl die Zeitschrift „Studentenkurier“[2], Vorläufer der Zeitschrift konkret. Über Hübotters FDJ-Verbindung wurde die Gründung im Wesentlichen durch die DDR finanziert.[2][3] Im Jahr darauf wurde Röhl alleiniger Herausgeber. 1973 beteiligte sich Hübotter zu einem Drittel an dem in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen konkret-Verlag[7] konnte aber den nachfolgenden Konkurs nicht abwenden. Nach dem Konkurs erwarb er aus der Konkursmasse die Namensrechte, die er bis heute hält[2], und gründete gemeinsam mit Hermann L. Gremliza den neuen Konkret Verlag, in dem die Zeitschrift ab Herbst 1974 wieder erschien.

Baukaufmann

Er wurde 1964 Bauunternehmer, der bei Neubauten für anspruchsvolle Architektur einsteht sowie sich insbesondere für den Erhalt und die Umnutzung von historischer Bausubstanz oder sonst bedeutenden Gebäuden einsetzt. Als Beispiele sind hier in Bremen das Wall-Café, die Villa Ichon, das Kulturzentrum Schlachthof, das Haus der Wissenschaft, sein ehemaliges Bürohaus an der Bischofsnadel (1974), der Speicher XI, die ehemalige Energiezentrale beim Speicher XI als Spielstätte und das Kaufhaus Julius Bamberger (um 2001–2007) zu nennen; sowie außerhalb von Bremen die Windmühle in Nordholz (1969). Ab 2007 widmete er sich dem Projekt zur Neunutzung des ehemaligen Radio-Bremen-Geländes an der Heinrich-Hertz-Straße in Schwachhausen mit dem Erhalt des großen Sendesaals.[8]

Hübotter war Lehrbeauftragter und Honorarprofessor im Architekturbereich der Hochschule Bremen.

Kulturelles Engagement

Darüber hinaus engagierte und engagiert Hübotter sich insbesondere im kulturellen Bereich und in der Friedensbewegung. Unter anderem initiierte und realisierte er die Erhaltung der Villa Ichon, die 1982 als Kulturstätte eröffnet wurde und mittlerweile als Forum für Kultur- und Friedensarbeit überregional bekannt ist. Er ist Mitgründer des Trägervereins für das denkmalgeschützte Gebäude im Bremer Ostertorviertel sowie Initiator des seit 1983 verliehenen Kultur- und Friedenspreises der Villa Ichon. Seit Anfang 2004 betreibt er das Hafenmuseum Speicher XI im Speicher XI. Er ist federführend an der Rettung des Sendesaales Bremen von Radio Bremen beteiligt.

Ehrungen

Hübotter ist bislang der einzige Träger der Bremer Auszeichnung für Baukultur.[1][2][9] Im Jahre 1984 erhielt er für die Restaurierung der Villa Ichon den Deutschen Preis für Denkmalpflege.[10]

Am 19. November 2010 wurde Hübotter Bremens 30. Ehrenbürger. Bürgermeister Jens Böhrnsen verlieh ihm während einer Feier im Rathaus die Ehrenbürgerwürde für „... das jahrzehntelange große Engagement als Bauherr und Mäzen für die bauliche und kulturpolitische Entwicklung Bremens“.[11][12]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Rechts- und Organisationsfragen beim Bau neuer Städte in der Bundesrepublik. Forschungs- und Planungsgemeinschaft für Stadtentwicklung e. V., Hannover 1959.
  • Ist der nukleare Rüstungswettlauf unvermeidbar?. Klaußner, Fürth 1981, ISBN 3-88401-012-3. (als Herausgeber)
  • Neapel – Sizilien. 1787 – 1950 – 1986. Donat, Bremen 1992, ISBN 3-924444-65-X.
  • Du baust, wie du bist. Bremen.
  • Du baust, wie du bist. (1) Anmerkungen zu einigen Wohnungsbauten in und um Bremen aus den 70er Jahren. Klaußner, Fürth 1981, ISBN 3-88401-009-3.
  • Du baust, wie du bist. (2) Anmerkungen zu einigen Bauten in und um Bremen aus den 80er Jahren. Bremen 1989.
  • Du baust, wie du bist. (3) Anmerkungen zu einigen Bauten in und um Bremen aus den 90er Jahren. WMIT-Druck- u. Verlag, 2000.

Weblinks

 Commons: Klaus Hübotter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Radio Bremen online 25. Januar 2007 (web.archive.org) (Archivversion vom 29. Januar 2007)
  2. a b c d e f g taz vom 23. Januar 2007, http://www.taz.de/nc/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=ku&dig=2007%2F01%2F23%2Fa0283&src=GI&cHash=2ea687d7bc
  3. a b Udo Baron, Kalter Krieg und heisser Frieden (2003), S. 255
  4. http://bettinaroehl.blogs.com/bettinaroehl/2006/03/so_macht_kommun.html
  5. Ende, Mende. In: Der Spiegel. Nr. 37, 1963, S. 50 (11. September 1963, online).
  6. http://www.dczb.de/magazin.pdf, S. 25
  7. Allesamt saublöd. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1973, S. 86 (4. Juni 1973, online).
  8. Weser-Kurier: Du baust, wie Du bist - auch beim Sendesaal. WK vom 18. Oktober 2009, S. 24
  9. Laudatio des Präsidenten des Senats, Bürgermeister Jens Böhrnsen, für Prof. Dr. Klaus Hübotter anlässlich der Bremer Auszeichnung für Baukultur gehalten am 23. Januar 2007 in der Oberen Halle des Rathauses (PDF). Jens Böhrnsen. Senatskanzlei Bremen. Abgerufen am 23. Januar 2010.
  10. http://www.dczb.de/magazin.pdf, S. 26
  11. Klaus Hübotter wird Ehrenbürger Bremens. Senatspressestelle, 2. November 2010, abgerufen am 2. November 2010.
  12. „Mein Wunsch ist, dass dann das ganze anständige Bremen aufsteht“. Ehrenbürgerwürde an Professor Klaus Hübotter verliehen. Senatspressestelle, 19. November 2010, abgerufen am 19. November 2010.

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