Kloster Hauterive

Kloster Hauterive
Kloster Hauterive
Kloster Hauterive
Kloster Hauterive
Lage SchweizSchweiz Schweiz
Koordinaten: 46° 46′ N, 7° 7′ O46.7641666666677.1180555555555Koordinaten: 46° 45′ 51″ N, 7° 7′ 5″ O; CH1903: (575511 / 179271)
Ordnungsnummer
nach Janauschek
123
Gründungsjahr 1132-1137
Jahr der Auflösung/
Aufhebung
1848
Mutterkloster Kloster Cherlieu
Primarabtei Kloster Clairvaux
Tochterklöster

Kloster Kappel (1185)

Das Kloster Hauterive (französisch Abbaye d'Hauterive) ist eine Zisterzienserabtei im Kanton Freiburg, Schweiz. Es gehörte bis 2000 zur Gemeinde Posieux und ist nach der Gemeindefusion am 1. Januar 2001 Bestandteil der politischen Gemeinde Hauterive (FR) im Saanebezirk (französisch District de la Sarine). Der besonders in Chroniken und im historischen Zusammenhang noch verwendete deutsche Name des Klosters lautet Altenryf. Das Kloster gehört zur Mehrerauer Kongregation.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Die Abtei liegt auf 579 m ü. M. in einer flachen Flussschlaufe der Saane, 5.5 km südwestlich der Kantonshauptstadt Freiburg (Luftlinie). Die Saane besitzt im Bereich von Hauterive einen rund 300 m breiten flachen Talboden. Sie ist tief in die Molasseschichten der Umgebung eingeschnitten, weshalb die bis zu 100 m hohen Steilhänge teilweise von Sandsteinfelsen durchzogen sind.

Geschichte

Innenhof

Der Ursprung des Klosters Hauterive geht auf die in der Region im 11. und 12. Jahrhundert mächtige Herrschaft der Herren von Glâne zurück. Der Freiherr Wilhelm von Glâne stiftete kurz vor dem Erlöschen des Geschlechts der von Glâne zwischen 1132 und 1137 das Kloster und stattete es mit Grundbesitz aus. Damit verhinderte er, dass sein Gebiet an die Zähringer in Freiburg fiel.

Kreuzgang

Am 25. Februar 1138 wurde das Kloster unter dem Beisein des Bischofs von Lausanne als Abbatia Sancte Marie de Altaripa geweiht und 1142 von Papst Innozenz II. in einer Bulle bestätigt. Mutterkloster von Hauterive war Kloster Cherlieu in Frankreich, Tochterkloster Kappel am Albis (Kanton Zürich). Ab 1157 stand Hauterive unter dem Schutz der Zähringer. Durch Schenkungen von Adelsfamilien der Region, vom Bischof von Lausanne und auch von den Herzögen von Zähringen erlangte das Kloster Hauterive rasch Besitz über zahlreiche Güter der näheren und weiteren Region. Grundbesitz und Zehntrechte hatte Hauterive in vielen Dörfern vom Dreiseenland bis hin zu den Alpen, und auch einige Weinberge am Genfersee gehörten zur Abtei. Die Blütezeit des Klosters erfolgte im 13. und 14. Jahrhundert.

Die Schirmherrschaft über das Kloster hatten ab 1218 die Grafen von Neuenburg, spätestens ab 1299 die Grafen von Aarberg inne. Im Jahr 1341 wurde ein Burgrechtsvertrag mit der Stadt Freiburg unterzeichnet. Die erste Plünderung 1387 im Rahmen des Sempacherkrieges leitete das Ende der Blütezeit ein. Auch im Krieg gegen Savoyen wurde das Kloster 1448 in Mitleidenschaft gezogen. Von 1452 an stand die Abtei Hauterive endgültig unter der Oberhoheit von Freiburg.

Treppenhaus im Westflügel

Unter der Freiburger Herrschaft wurde das Kloster im 16. Jahrhundert reorganisiert. Seit 1618 war es Mitglied der oberdeutschen Zisterzienserkongregation. Der eigentliche Niedergang setzte 1798 nach dem Zusammenbruch des Ancien régime und dem Verlust zahlreicher Klostergüter ein. 1848 wurde die Abtei durch die kantonalen Behörden aufgelöst und in der Folgezeit zum Lehrerseminar umfunktioniert. 1939 siedelten sich wieder Mönche aus dem Kloster Wettingen-Mehrerau in Bregenz an und errichteten 1973 erneut eine Abtei, die 2003 acht Priester und 16 Brüder umfasste.

Dank des Skriptoriums erlangte die Abtei Hauterive im 12. Jahrhundert Bedeutung weit über die Region hinaus. Die Klosterbibliothek wurde 1387 von den Bernern geplündert und 1578 durch einen Brand verwüstet. Trotzdem verfügt Hauterive über einen der grössten Handschriftenbestände der Klöster in der Westschweiz. Die meisten davon werden heute in der Kantons- und der Universitätsbibliothek von Freiburg aufbewahrt.

Sehenswürdigkeiten

Chorgestühl
Ehemalige Kapelle Saint-Loup und Klosterherberge

Die Klosterkirche Notre-Dame-de-l'Assomption wurde zwischen 1150 und 1160 errichtet und ist ein hervorragendes Beispiel für die frühe Zisterzienserarchitektur im Geiste des Bernhard von Clairvaux. Die dreischiffige romanische Kirche besitzt ein Querschiff und einen Rechteckchor. Anstatt eines Kirchturms wurde auf dem First lediglich ein kleiner Dachreiter aufgesetzt, der später noch mehrmals verändert wurde.

Durch Umbauten wurden im 14. Jahrhundert auch gotische Stilelemente hinzugefügt. So liess der Abt Petrus Dives den Chor zwischen 1320 und 1330 umbauen und mit farbigen Kirchenfenstern versehen. Hier befindet sich das Grabmal Ulrichs von Treyvaux aus dem 14. Jahrhundert. Auch der Hauptaltar und das bedeutende Chorgestühl von 1472-1486 sind im Stil der Gotik gehalten. Der südlich an die Kirche anschliessende romanische Kreuzgang ist auf drei Seiten erhalten und stammt aus dem 12. bis 14. Jahrhundert.

Im 18. Jahrhundert erfolgte ein vollständiger Neubau der Klostergebäude nach einem Gesamtplan des Vorarlberger Architekten Franz Beer.

Oberhalb der Abtei liegen die ehemalige Kapelle Saint-Loup, die heute zu einem Wohnhaus umfunktioniert ist, und die ehemalige Klosterherberge, welche 1732 errichtet wurde.

Äbte

  • Etienne (?), 1139
  • Girard, gegen 1142-1157
  • Wilhelm I., gegen 1157/1162
  • Astralabius, nach 1162
  • Wilhelm II., gegen 1172-1174
  • Hugo I. von Corbières, 1181-1192
  • Ulrich von Matran, nach 1192-1196
  • Wilhelm II. de la Roche, 1190 (?), 1196-1200
  • Johann von Releport, 1201-1228
  • Hugo II. von Jegenstorf, 1230-1233
[...]
  • Peter Rych, 1320–1328
  • Peter von Affry, 1404–1449
  • Jean Philibert, 1472–1488
  • Guillaume Moënnat, 1616–1640
  • Henri de Fivaz, 1715–1742
  • Bernhard Emmanuel von Lenzburg, 1761–1795
  • Auflösung des Klosters
  • Bernhard Kaul, 1950–1973 Prior, seit 1953 Titularabt (von Cherlieu), 1973–1994 Abt
  • Mauro-Giuseppe Lepori, 1994-2010
  • Marcus Guilhem de Pothuau, seit 14. September 2010

Literatur

  • Ernst Tremp (Hrsg.): Liber Donationum Altaeripae. Cartulaire de l'Abbaye Cistercienne d'Hauterive (XIIe–XIIIe Siècles). Société d'histoire de la Suisse romande, Lausanne 1984 (Mémoires et documents. Série 3, 15, ZDB-ID 427656-5).
  • Roland Pasquier, Hervée Pasquier: 10 Jahre im Kloster. CLV – Christliche Literatur-Verbreitung u. a., Bielefeld u. a. 2002, ISBN 3-89397-481-4.

Weblinks

 Commons: Abbaye d'Hauterive – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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