Kloster Marienthal (Hamminkeln)

Kloster Marienthal (Hamminkeln)
Die Klosterkirche zu Marienthal
Die Westfassade

Kloster Marienthal ist ein ehemaliges Kloster der Augustiner-Eremiten und heutige römisch-katholische Pfarr- und Karmelkirche in Hamminkeln-Marienthal (Kreis Wesel).

1256 holte der Ritter Sueder aus Ringenberg Augustiner-Eremiten auf seine Besitzungen und stiftete ihnen ein Kloster an der Issel, das Oratorium Ten Beylar. Dieses war allerdings durch den Fluss hochwassergefährdet, so dass man eine Umsiedlung in das nahe gelegene heutige Marienthal beschloss. Marienthal ist damit das älteste Kloster der Augustiner-Eremiten in Deutschland. Die Augustiner waren vermutlich aus Klöstern des heute niederländisch-belgischen Gebietes gekommen. 1806 wurde das Kloster infolge der Säkularisation aufgehoben. 1839 wurde Marienthal eine selbstständige Pfarrgemeinde und die Klosterkirche Pfarrkirche. Nach ihrer Patronin, der hl. Maria, erhielt sie den Namen Mariä Himmelfahrt. Seit 1986 übernahmen Karmeliter die Pfarrseelsorge und begründeten ein neues Kloster.

Die Klosterkirche St. Marien wurde 1345 geweiht und ist ein in den Formen der niederrheinischen Spätgotik errichteter einschiffiger Backsteinbau mit 5/8-Chorschluss. Sie ist als Bettelordenskirche mit einem kleinen Dachreiter ausgestattet.

Vom ehemaligen Kreuzgang hat sich südlich der Kirche ein Flügel des 17. Jahrhunderts erhalten, in welchem sich ein Glasfenster von Heinrich Campendonk befindet.

In der Westfassade der Kirche befindet sich unter einem gotischen Spitzbogenfenster eine dreigeteilte Blende, die oberhalb des Portals eingelassen ist. In ihr befinden sich in Maßwerknischen drei Sandsteinfiguren, die 1939 geschaffen worden sind. In der Mitte steht die hl. Maria mit dem Jesuskind, rechts die hl. Monika und links ihr Sohn, der hl. Augustinus. Sie ersetzen teilweise verwitterte Figuren aus dem 15. Jahrhundert, die sich heute im Kircheninneren befinden.

Das Chorgestühl an beiden Seiten der Chorwände und eine Kreuzigungsgruppe an der rechten Langhauswand lassen sich in die Zeit um 1450 datieren.1925 wurden bei Restaurierungsarbeiten Gewölbemalereien aus der Zeit nach 1450 entdeckt und im Chor teilweise freigelegt. Die Deckenmalerei links im Chor zeigt die Abbildung einer Kirche mit Rundbogenfenstern, die auf die erste Kirche des Klosters in ten Bylar hinweisen könnte. Im Langhaus wurden bei späteren Arbeiten 1968/69 Rankenmalereien gefunden, die die Schlusssteine umgeben sowie im zweiten und dritten Joch Secco-Malereien, die Christus als Weltenrichter und musizierende Engel zeigen.

Künstler und Kunstwerke in Marienthal

  • Ludwig Baur: Ausgestaltung von drei Klosterzellen (1933)
  • Hildegard Bienen: Tür der Friedhofskapelle; Madonna mit Kind (Bronzeplastik, 1971)
  • Dominikus Böhm: Hochaltar
  • Heinrich Campendonk: Glasfenster im Kreuzgang „Kreuzabnahme“ (1926/27)
  • Heinrich Dieckmann: Chorfenster „Der Auferstandene“ (1926)
  • Trude Dinnendahl-Benning: Glasfenster „Vertreibung auf dem Paradies“ (1949)
  • Almuth Lütgenhaus: Bronzeplastik „Jesus und Johannes“
  • Helmuth Macke: Klosterzelle „Hl. Franziskus“ (Fresko) (1927)
  • Hein Minkenberg: Grabstein „Der Sämann“
  • Edwin Scharff: Ambo, Taufbrunnen (1941/42); Bronzeportal der Kirche „Credo“ (1945/49)
  • Eugen Senge-Platten: Pfortenengel (1937)
  • Josef Strater: Tau-Kreuz im Kreuzgang (1928); Kreuzwegstationen (Fresken, 1932)
  • Johann Tefert: Christuskopf in der Kirchenmauer (1937)
  • Jan Thorn Prikker: Oberlichtfenster in einer Kreuzgangzelle (1928)
  • Anton Wendling: 3 Kirchenfenster „Verkündigung Mariens“ (1927); Glasmosaik an der Nordwand (1954)
  • Hein Wimmer: Tabernakel (mit einem Pfingst-Zitat von Herman Schell)
  • Jupp Rübsam: Drei Figuren der Portalkrönung der Pfarrkirche (Hl. Augustinus, Madonna, Hl. Monika; 1937-39; Sandstein)
  • Jupp Rübsam: Statue Hl. Josef (1930; Lindenholz)

Das Chorfenster „Der Auferstandene“ von Dieckmann wurde 1927 auf der großen Juryfreien Kunstausstellung in Berlin gezeigt.

Literatur

  • Johannes Ramackers: Marienthal. Des ersten deutschen Augustiner-Klosters Geschichte und Kunst. Rheinisches Bilderbuch Nr. 6; Augustinus-Verlag, Würzburg 1954.
  • Martin Segers, Peter Schröder: Marienthal. Verlag Schnell und Steiner, 2009.
  • Martin Segers, Peter Schröder: Kloster Marienthal Regensburg 2004.
  • Augustinus Winkelmann: Zur Geschichte der der Neuen Kunst und ihrer Symbolik in Marienthal. In Ramackers: Marienthal. Würzburg 1954.
  • 650 Jahre Klosterkirche Marienthal St. Mariä Himmelfahrt 1345–1995. Festschrift, Marienthal, o. J.
  • Heinrich Janssen / Udo Grote (Hrsg.): Zwei Jahrtausende Geschichte der Kirche am Niederrhein. Münster 2001.
  • Bernhard Roßhoff: Augustinus Winkelmann. In: Heimatkalender des Kreises Wesel. Wesel 1981, S. 69-76.
  • Jutta Pitzen: Jupp Rübsam 1896-1976 In: Leben und Werk niederrheinischer Künstler, Band 1. Krefeld 1991

Weblinks


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