Kloster Schönbühel

Kloster Schönbühel
Kloster Schönbühel

Das ehemalige Servitenkloster Schönbühel liegt auf einem Fels 500 m flussabwärts des Schlosses Schönbühel (in Schönbühel) am rechten Ufer der Donau und wurde ab 1666 erbaut, 1980 musste es wegen Priestermangel aufgegeben werden.

Inhaltsverzeichnis

Klostergeschichte

Im Jahr 1666 rief Graf Conrad Balthasar von Starhemberg (1611/12-1687), Eigentümer von Schloss Schönbühel und weitläufiger Besitzungen im Dunkelsteinerwald und dem Waldviertel, die Serviten nach Schönbühel zum Bau eines Klosters auf den Ruinen des im Volksmund als Teufelsgschloß bekannten Felsens. Conrad Balthasar ist der Vater von Ernst Rüdiger von Starhemberg, der sich als Verteidiger von Wien während der 2. Türkenbelagerung einen Namen machte. Bei diesem Teufelsgschloß handelte es sich vermutlich um die Mauerreste einer mittelalterlichen Donauwarte. Um dieses Gemäuer ranken sich auch Sagen. Zur Entstehung des Klosters heißt es in Dr. Plöckingers „Wachausagen“ beispielsweise:

„An der Stelle des kleinen Klosters Schönbühel an der Donau stand einst auf dem aus der Donau ansteigenden Felsen eine Ritterburg. Sie war aber bereits ganz verfallen; Geister trieben darin ihr Unwesen. Der fromme Graf Starhemberg, der Schloßherr auf Schloß Schönbühel war, ließ, um den Spuk zu beenden, das Klösterchen für die Serviten erbauen.“

Pfarrkirche

Noch im Jahr ihrer Berufung wurde mit dem Bau einer Grab-Christi-Kapelle begonnen und am Heiligen Abend des Jahres 1667 wurde die erste Messe gelesen. 1669 kam dann ein Kalvarienberg dazu. In diesem Jahr wurde in Schönbühel auch eine Pfarre mit der Schlosskirche als Pfarrkirche eingerichtet. Auch diese Pfarre wurde von den Serviten betreut.

Von 1670 bis 1673 oder 1675 wurde eine Nachbildung der Betlehemgrotte errichtet. Dieser Bau geht auf Eleonora de Gonzaga, Witwe von Kaiser Ferdinand III., zurück, die damit einer Bitte Graf Conrad Balthasars entsprach. Sie beschaffte Pläne des Originals und entschied sich für den Platz nahe Schönbühel, da dieser situs demjenigen zu Betlehem gantz ähnlich, und man weit und breit diese heilige Andacht einzurichten kein bequemlichere Gelegenheit findn kunte. Die Stiftung des Konvents wurde für 5 Priester und 2 Laienbrüder dann 1672 rechtskräftig. Danach war das Kloster ein Teil der kleinen Wallfahrtsorte der barocken Austria sacra. Die Nachbildung der Grabeskirche war gleich sehr beliebt und wurde von vielen Pilgern besucht. Unter ihnen befand sich 1675 auch Kaiser Leopold I.. Viele Prozessionen aus den Orten der Umgebung zur Wallfahrtskirche entstanden in der Folgezeit. Als die Pestnot 1679 einen Höhepunkt erreichte, festigte sich der Ruf der Wallfahrt Schönbühel, da die Kirche der Pestheiligen Rosalia geweiht ist. Es wurde eine Skapulierbruderschaft gegründet und „Mirakelbücher“ berichten von etlichen Gebetserhörungen in Krankheitsfällen.

Das Kloster erlebte eine Blütezeit bis zur josephinischen Zeit. Seit 1786 ist die Wallfahrtskirche des Klosters auch Pfarrkirche, da die Schlosskirche mit dem Schloss zunehmend verfiel. Die Eingriffe ins geistliche Leben, die Einschränkungen der barocken Wallfahrt und des Andachtswesens sowie die verringerte Priesterzahl führten zu einer Krise des Klosters. Die Auflösung des Konvents war schon beschlossen, wurde dann aber wieder verworfen, da die Pfarrrechte auf der Klosterkirche lagen.

In den Koalitionskriegen 1805 und 1809 kam es zu Plünderungen durch die französischen Truppen. Dadurch und durch den Verlust von Stiftungen kam das Kloster in eine schwierige Situation. Kirchen- und Klostergebäude wurden vernachlässigt und begannen zu verfallen. Im 19. Jahrhundert wurde mehrmals eine Klosteraufhebung überlegt. Prinzessin Elisabeth von Bayern, die spätere Kaiserin Sisi, besuchte das Kloster 1844. Im ersten Teil der Sissi-Filme ist diese Szene auch nachgestellt. Die Renovierung der Gebäude begann 1967 und stoppte den drohenden Verfall. Ab 1904 konnte das Kloster wegen Priestermangel nicht mehr besetzt werden und wurde von der Tiroler Provinz dieses Ordens übernommen. 1980 musste das Servitenkloster wegen Priestermangel aufgegeben werden. Entsprechend dem Stiftungsvertrag wurden die Klostergebäude dem Schloss zurückgegeben.

Die Kirchenanlagen dienen weiterhin der katholischen Seelsorge und können besichtigt werden. Die Pfarre Schönbühel wird seit der Aufgabe durch die Serviten vom Stift Melk geführt. Das Kloster ist mit dem Ort über einen Fußweg verbunden. Das Kloster ist Bau aus der Zeit des Frühbarock der kaum verändert wurde. Mit seinen schlichten Formen fügt es sich perfekt in die Donaulandschaft ein. Vom Friedhof aus, über der rechten Donauuferstrasse gelegen, bietet sich ein schöner Blick über die Donau und zu Schloss und Kloster Schönbühel.

Umgebung der Klosteranlage

Kapelle am Fußweg zum Kloster

Am Weg vom Ort zum Kloster befindet sich eine allein stehende Kapelle mit einer gefassten Quelle. Sie war früher bei den Wallfahrern sehr beliebt. In der Kapelle befand sich eine Kopie des Gnadenbildes der Maria von Scharten und eine Statue der heiligen Rosalia.

Kalvarienberg

Den Kalvarienberg erreicht man über eine Treppe direkt bei der Klostertür. Die Figuren zeigen den Stilwandel vom Frühbarock zum Spätbarock.

Via sacra

Auf Veranlassung von Graf Conrad Balthasar von Starhemberg wurde nach der Klostergründung eine via sacra von Schönbühel über Aggsbach-Dorf nach Maria Langegg angelegt. Sie verband die beiden von den Serviten betreuten Wallfahrtsstätten zur „Schmerzhaften Muttergottes“. An ihrem Weg befanden sich 15 Rosenkranzkapellen. 5 von ihnen sind noch erhalten. Sie sind einfache, gedrungene Bauten mit einem Satteldach die eine tiefe Nische, die nach hinten in einen Rundbogen abschließt, beherbergen. Bei einer dieser Kapellen befinden sich die Mauerreste eines Turms. Dieses sogenannte „Blashaus“ hatte den Zweck den vorbeifahrenden Schiffen mit einem Horn die nahe Mautstelle in Aggsbach-Dorf anzukündigen.

Tavernenhaus

1887 kaufte der Philosoph Franz Clemens Brentano (1838-1917), ein Neffe des Dichters Clemens Maria Brentano, das Tavernenhaus neben dem Kloster. Er wandelte es zu seinem Sommersitz um und ließ sich dort nieder. Der ehemalige katholische Priester, der aus der Kirche ausgetreten war, unterhielt gute Kontakte zu seinen Nachbarn im Servitenkloster.

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Literatur

  • W. Häusler: Geschichte des Servitenklosters Schönbühel. Dissertation, Wien 1969
  • Gerhard Floßmannm: Der Bezirk Melk: Band 2 einer Bezirkskunde: Ein Kultur- und Reiseführer. S. 251-256, 1994
  • Dr. Plöckinger: Wachausagen. S. 24, Nr. 15

Weblinks


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